Joshua Fantasio & Kalitos Legende und der schwarze Zeitmesser (German Edition)
Ohren.
„Du bist schnell wieder zurückgekehrt , Benjamin“, sagte der kleinwüchsige Herr und warf einen flüchtigen Blick auf Joshua. Er musste dabei seinen Kopf in den Nacken legen, um unter der Mütze etwas sehen zu können. „Das ist er also?“, sagte er ebenso abwertend wie neugierig.
„Ja, das ist er“, erwiderte Benjamin in einem auch nicht gerade freundlichen Tonfall.
Der kleine Mann umrundete Joshua einmal und durchlöcherte ihn mit gründlichen Blicken.
„Nun gut, wir werden sehen, wie der Rat sich entscheidet. Meine Entscheidung habe ich schon gefällt, guten Abend!“, knurrte er und zischte mit ebenso strammen Schritten wie er auch gekommen war wieder davon, bis die Schatten hinter dem Tor ihn verschluckten.
„Was für ein frostiger Zeitgenosse“, bemerkte Gerrod.
Joshua war die ganze Zeit still stehen geblieben, bis Benjamin sich zu ihm hinunterbeugte.
„Keine Angst , mein Knabe. Das war Monat Kalipsian. Er ist ein Halbling, und einige Halblinge haben es so an sich, dass sie gegenüber Neuem und Fremdem misstrauisch sind, besonders wenn es Menschen sind.“ Er legte einen Arm um Joshua. „Komm, gehen wir erst einmal in die Gastschänke und wärmen uns auf. Dort gibt es die herrlichsten Getränke.“
„Ausgezeichnete Idee !“, rief Gerrod dazwischen. „Mit einer heißen Tasse Tee kann man den kalten Fahrtwind am besten wieder aus den Knochen treiben.“
Erst jetzt fühlte Joshua eine Gänsehaut auf seinem Körper. Ihm war kalt und seine Finger kribbelten. Er zog seine Lederjacke enger um seinen Leib und ging zusammen mit Benjamin und Gerrod durch das gewaltige Schlosstor. Der kräftige Zwerg Grimbi bildete die Nachhut. Er drehte sich noch mehrmals kampfbereit um und warf den Dienern mürrische Blicke zu, bevor er wieder Anschluss an die Gruppe suchte.
Im Innenhof des Zaubererschlosses stand eine gewaltige Statue, die vom Mondlicht angestrahlt wurde. Der Herr aus Stein trug eine lange Kutte und stützte sich auf einem imposanten Stab ab. In seinem steinernen Mantel waren hunderte von Runen eingemeißelt worden und einige glitzerten matt im Licht des Mondes. Benjamin erklärte Joshua, dass dies einer der ältesten Gründerväter von Skryyfalls Zauberrat war.
Die Reisegruppe marschierte durch einen kleinen, aber sehr hübschen Garten mit kunstvoll geschnittenen Hecken und Büschen . Schließlich gelangten sie zu einer Holztür mit goldenen Scharnieren, die die Form von Löwenköpfen hatten. Dahinter verbarg sich ein prunkvoller Korridor mit langen, roten Teppichen und etlichen Türen. Benjamin führte sie blindlings durch mehrere solcher Gänge und gelegentlich auch eine Treppe hinauf oder herunter.
Die inneren Gemächer waren hell erleuchtet, heller als die wenigen Kerzen an den Wänden eigentlich hätten Licht geben können. Joshua war sich sicher, dass dies die gleiche Zauberei sein musste, die die alte Dame im Kino angewandt hatte, um mehr Helligkeit in den Raum mit den Clowns zu bringen. Er begann sich allmählich zu fragen, wie viel von der Welt um ihn herum eigentlich echt, und was alles nur Schein oder besser gesagt Magie und Zauberei war. Irgendwann würde er schon dahinter kommen, dachte er sich.
Nachdem sie eine Weile durch altertümliche Korridore gewandert waren, blieb Benjamin vor einer großen Holztür stehen. Darüber hing eine Holztafel mit den Buchstaben: „ Brombombils Gastschänke “. Sie hatten das kleine Schankhaus erreicht.
Während Grimbi vor der Tür Wache hielt, wärmten sich die drei Reisenden in dem gemütlichen Wirtshaus wieder auf. Joshua trank eine heiße Schokolade, Benjamin einen Kaffee und Gerrod hatte sich einen Glühwein mit Schuss bestellt, um die üble Busfahrt schnell wieder vergessen zu können.
Nach den heißen Getränken gin g es den dreien gleich viel besser. Joshuas Gänsehaut war verschwunden, aber die wohlige Wärme, die sich in seinem Körper ausgebreitet hatte, machte ihn nach dem aufregenden Tag schnell noch müder. Bald wünschte er sich sehnlichst ein Bett herbei und er musste unweigerlich an sein gemütliches Zuhause am Brookmanns Park denken. Seine Träumerei wurde aber jäh wieder unterbrochen, denn Benjamin hatte nicht die Absicht, länger als nötig in der Schänke zu verweilen. Nach dem kurzen Aufenthalt gab er das Signal zum Aufbruch.
„Ich zeige euch jetzt eure Quartiere“, sagte er und sprach dabei Joshua und Gerrod an.
Joshua war darüber sehr froh und auch Gerrod schien der Idee nicht abgeneigt zu sein, nun ein
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