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Joshua Schreck: Fischer. Nur für Jungs (German Edition)

Joshua Schreck: Fischer. Nur für Jungs (German Edition)

Titel: Joshua Schreck: Fischer. Nur für Jungs (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Bacon
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Obergeschoss teilen würden. Wenn uns jemand fand, würden wir einfach sagen, wir hätten uns vor dem Schreck-Duo verstecken wollen und dabei verlaufen.
    »Wir treffen uns dann draußen«, sagte ich und drückte den Aufzugknopf. Die Tür glitt auf.
    »Wartet«, sagte Milton, als wir gerade in den Fahrstuhl traten. »Wonach suchen wir noch mal?«
    »Das Zeug heißt zenoplyrische Säure.«
    »Und woran erkenne ich die?«
    Ich überlegte einen Moment. »Keine Ahnung. Ich hatte gehofft, es steht vielleicht drauf.«
    Milton sah aus, als ob er noch ungefähr hundert Fragen hätte, die er uns stellen wollte, doch die Tür glitt zu, ehe er die Gelegenheit dazu bekam.
    Sophie und ich standen jetzt allein im Aufzug. Bis auf das sanfte Jazz-Saxofon, das leise aus den Lautsprechern klang, war es ganz still. Ich hatte auf einmal das Gefühl, als ob sich mein Körper vor lauter Unsicherheit wand und zusammenzog. Als die Tür im oberen Stock wieder aufglitt, sahen Sophie und ich uns ein letztes Mal an.
    »Viel Glück«, sagte sie.
    »Dir auch.«
    Dann machten wir uns auf den Weg, jeder in eine andere Richtung.
    Bald hörte ich nur noch das Quietschen meiner eigenen Schritte auf dem Fußboden und den Rhythmus meines Atems.
    Ich untersuchte einen Raum nach dem andern, schaute an den Wänden mit lauter Laborutensilien entlang, öffnete Schränke, las die Etiketten auf sämtlichen Chemikalien, die ich fand. Aber nirgends entdeckte ich zenoplyrische Säure.
    Ich fragte mich schon langsam, ob sich meine Eltern womöglich geirrt hatten – und die Säure überhaupt nicht hier war –, als ich plötzlich hinter mir einen Piepton hörte. Ich wirbelte herum, und auf einmal entdeckte ich die Sensoren, die am Durchgang angebracht waren, durch den ich gerade gekommen war. Türen aus schwerem Stahl sanken auf beiden Seiten des Raums herunter und blockierten den Ein- und Ausgang.
    Und im nächsten Moment ging die Alarmsirene los.

19
    In Stresssituationen ist es am besten, Ruhe zu bewahren. Manchmal kommt Hilfe ausgerechnet von dort, wo du es am wenigsten erwartest.

    Ich saß in der Falle.
    Die heulende Sirene im Ohr, schaute ich mich voller Panik um. Es war ein Labor wie das Dutzend andere, das ich schon durchsucht hatte. Die einzigen Fluchtwege, die ich sah, waren die Ausgänge an beiden Enden des Raums, und die waren gerade von schweren Stahltüren blockiert worden.
    Ich stieß mit der Faust gegen das Metall und versuchte meine Kraft darauf zu konzentrieren, es wegzusprengen. Doch die Tür war zu dick, und das Einzige, was jeden Moment zu platzen schien, war mein Schädel. Der heulende Warnton kreischte wie eine Polizeisirene in meinem Kopf.
    Ich suchte die Wände ab, ob ich nicht irgendwo eine Kontrollbox fand, mit der sich das Sicherheitssystem abschalten ließ. Nichts. Ich schaute nach, ob die Klimaanlage mir vielleicht einen Fluchtweg bot, doch der schmale Schacht hätte nicht mal für jemanden gereicht, der halb so groß war wie ich.
    Ich spürte, wie meine letzte Hoffnung schwand. Bald wäre jegliche Chance, meine Eltern zu retten, dahin. Würde ich die beiden je wiedersehen? Was würde aus mir, wenn meine Eltern nicht mehr zurückkamen? Wo sollte ich wohnen?
    Ich schaute mich in dem Raum um, auf der Suche nach etwas – irgendwas –, das mir helfen könnte, mich zu befreien. Ich schritt die Wände ab, öffnete Schubladen und Schränke, entdeckte lose Drähte, alte wissenschaftliche Zeitschriften, Fläschchen mit Chemikalien –
    Fläschchen mit Chemikalien?
    Die Glasfläschchen standen in dichten Reihen auf einem Regal aus Metall. In jedem war eine farbige Flüssigkeit, und auf allen standen Namen chemischer Substanzen, von denen ich noch nie gehört hatte. Bis auf eines. Mit einer trüben blauen Flüssigkeit drin. Es stand fast genau in der Mitte. Ich erkannte den Namen sofort.
    Zenoplyrische Säure.
    Das kleine Glasfläschchen war kaum größer als mein Finger. Schwer vorstellbar, dass etwas so Kleines dazu in der Lage sein sollte, meine Eltern zu finden.
    Plötzlich hörte das Alarmsignal auf. Und das Heulen der Sirene wurde kurz darauf durch das Kreischen einer Säge ersetzt, die ein Loch in den blockierten Ausgang schnitt.
    Jemand brach in den Raum ein.
    Wer immer es war, schien sich mit einem ziemlich starken Werkzeug durch die Tür zu arbeiten. Ich sah mit einem völlig neuen Gefühl von Dringlichkeit auf das Fläschchen mit der blauen Flüssigkeit. Ganz vorsichtig nahm ich es von dem Regal. Ich hielt es weit von mir weg,

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