Joshua Schreck: Fischer. Nur für Jungs (German Edition)
BEGNADETSEIN alles in den Schatten stellt, was wir je erlebt haben. Du besitzt eine ganz außergewöhnliche Superkraft, Joshua. Aber diese Kraft ist explosiv. Es kann Zeiten geben, in denen du das Gefühl hast, sie nicht kontrollieren zu können, und es fast so scheint, als ob –«
»Als ob sie mich kontrolliert?«, fragte ich.
Mom nickte und sah mich dabei mit festem Blick an.
Ich schaute weg und betrachtete den Kies vor meinen Füßen.
»Kopf hoch, mein Junge«, sagte Dad und stieß mir gegen die Schulter. »Du warst unsere Rettung, hast du das schon vergessen? Ohne dich lägen wir wahrscheinlich alle da drunter begraben.« Er zeigte auf den Haufen brennender Trümmer. »Du solltest stolz auf dich sein.«
Egal, was er sagte, ich spürte noch immer eine gewisse Unsicherheit. Was würde das nächste Mal passieren, wenn ich die Kontrolle über meine Superkraft verlor, oder das übernächste Mal?
Erst als ich ein paar Minuten später Sophie und Milton in der Menge entdeckte, besserte sich meine Stimmung. Die beiden drängten sich zwischen ein paar Feuerwehrleuten hindurch und kamen auf uns zu.
»Hallo Milton«, sagte Dad.
Milton starrte meine Eltern an, als ob er plötzlich zu sprechen verlernt hätte. Die ganze Zeit hatte er sie als meine Mom und mein Dad gekannt – zwei normale Erwachsene, die ein Stück weiter die Straße entlang wohnten. Und jetzt war es plötzlich das Schreck-Duo, das vor ihm stand. Wahrscheinlich half es auch nicht sehr, dass sie beide noch immer diese weißen Gewänder trugen.
»Das ist sicher ein Schock für dich«, sagte Mom. »Wir hätten es dir gern früher gesagt, aber, na ja, Geheimhaltung ist ein notwendiger Teil unserer Arbeit.«
»Äh – ja, schon gut«, stammelte Milton. »Zumindest weiß ich jetzt, wieso Joshua mich noch nie zu sich nach Hause eingeladen hat.«
Mom und Dad mussten beide lachen. Doch ihr Lachen erstarb, als sie Sophie erkannten. Dad starrte sie an wie sonst die Mikroorganismen, die er in seinem Labor untersuchte. Mom verschränkte die Arme und gab das perfekte Bild einer strengen Professorin ab.
»Mom, Dad«, sagte ich, »das ist Sophie – Sophie Saubermann. Sie ist meine – äh, meine Projektpartnerin … für ein Schulreferat.« Ich schaute zwischen meinen Eltern und ihr hin und her. »Und meine Freundin.«
Meine Eltern betrachteten Sophie noch ein Weilchen auf diese abweisende Art, erst dann zeigte sich endlich ein höfliches Lächeln auf ihrem Gesicht. Ich nehme an, nach all dem, was sie in den letzten vierundzwanzig Stunden durchgemacht hatten, konnte sie einfach nichts mehr so richtig schockieren. Sie reichten Sophie die Hand. Und ich schaute zu und hoffte, dass sie nichts allzu Peinliches oder Lebensbedrohliches tun würden.
»Schön, dich kennenzulernen, Sophie«, sagte mein Dad.
»Du hast da drinnen wirklich sehr gute Arbeit geleistet«, fügte Mom hinzu und schaute von Sophie zu Milton. »Ihr beide. Wir können euch gar nicht genug dafür danken, dass ihr gekommen seid, um uns zu retten.«
»Ich bin nur froh, dass alle heil rausgekommen sind«, sagte Sophie. »Und Sie hätten mal Joshua sehen sollen. Wie er sich da drinnen Vex entgegengestellt hat. Sie wären beeindruckt gewesen.«
Ich spürte, wie meine Eltern mich voller Stolz ansahen. Aus dem Augenwinkel sah ich Sophie, wie sie lächelte.
»Tja«, sagte Dad. »Ich glaube, wir sollten mal schauen, ob wir dem einen oder andern unserer … äh … Kollegen helfen können. Einige von ihnen scheinen noch ein bisschen Schwierigkeiten zu haben, aus ihrem komatösen Zustand herauszukommen.«
Er zeigte auf zwei weiß gewandete Superschurken, die versuchten, mit einem Telefonmast Streit anzufangen.
»Riechst du meine Faust, du vertrottelter Gutmensch?«, sagte der eine zu dem Mast. Der andere probierte einen Karateschlag und fiel hin.
Sobald meine Eltern weg waren, um den verwirrten Schurken zu helfen, drehte ich mich zu Milton um. »Du hast mir da drinnen das Leben gerettet. Du bist wirklich ein Superheld.«
Milton zuckte die Schultern, als ob es keine große Sache gewesen wäre, doch ich sah an seinem Lächeln, wie sehr er sich über das Kompliment freute.
Inzwischen war das Hotel Meeresblick nur noch eine schwelende Grube. Feuerwehrleute spritzten Löschwasser auf die letzten verbliebenen Glutnester.
»Habt ihr eine Ahnung, was mit dem Auto von meinem Dad passiert ist?«, fragte Sophie.
»Wie meinst du das? Das steht doch gleich –« Ich zeigte auf die Stelle, wo das rote
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