Joy Moci - Ab jetzt wird alles anders
braucht. Ich beobachte, betrachte und warte erst einmal ab, was passiert oder nicht passiert. So, und nun mal angenommen, einer von euch beiden hat wirklich keine Lust zu dem ganzen Schulthema. Dann könnte es ja sein, dass z.B. kein normaler Beruf der Welt dich, Steven, glücklich machen würde. Vielleicht wärst du in der künstlerischen Branche dann sehr gut aufgehoben. Auch dieses kann ich nur durch Beobachten feststellen. Und dann würde ich handeln. Ich weiß nicht, was ich dann tun würde, aber mir würde etwas einfallen, da bin ich mir sicher. Und da braucht auch keiner
von uns schlechte Gefühle zu bekommen. Wir müssen die Situation nur anpacken und lösen. Drüber reden und ggf. verändern. Was wir dann daraus machen, liegt einzig und allein in unserer Hand. Habt ihr irgendwie verstanden, warum ich viele Dinge anders mache als andere Eltern?“
„ Ja, Mama“, antwortete Steven. „Ja, Mama, ich habe das auch verstanden. Wir finden dich klasse. Schön, dass wir dich haben“, jubelte Sarah. „Ich glaube, wir haben das jetzt kapiert, was du uns mit deinen Erklärungen sagen willst, aber ich möchte das nochmal mit meinen Worten zusammenfassen:
Du meinst, dass alles so ist, wie wir die Welt betrachten. Wenn ich mich schlecht fühlen will, kann ich mich schlecht fühlen, nur weil ich eine Drei in Mathe geschrieben habe. Ein Freund von mir aus der Klasse, für den wäre eine Drei das Größte, was er erreichen könnte. Er würde sich nur noch freuen, weil er dann nicht mehr den Druck hätte, die Klasse nochmal wiederholen zu müssen. Für mich wäre eine Drei allerdings das Schlechteste, was mir passieren könnte. So würde ich es auf jeden Fall empfinden – und trotzdem hätte ich die Wahl, ob ich mich nun wirklich schlecht fühlen will oder nicht. Es ist ganz allein meine Sache, wie ich mich fühlen will. So meinst du das, Mama, nicht wahr?“
„ Ja, Sarah, genau das meine ich.“
„ Steven, ist dir auch klar, was ich euch sagen will?“
„ Ja, Mama, so langsam verstehe ich deine Sicht der Dinge. Aber, Mama, erstens ist das wirklich schwierig, und zweitens, du tickst ja völlig anders als die Eltern unserer Klassenkameraden.“
„ Manchmal ist das ganz schön schwer für mich, mich in diesem Strom nicht auch noch mitreißen zu lassen. Aber durch mein Yoga schaffe ich es immer wieder, in meine Mitte zu kommen“, antwortete Sandy.
„ Hä – in meine Mitte zu kommen?“, fragte Steven. „Was heißt das denn nun schon wieder?“
„ Einfach ausgeglichen zu sein, Steven. Mit euch nicht ständig rumzumotzen, nur weil ihr gerade hierzu oder dazu keine Lust habt. Weil du dein Zimmer nicht aufräumst oder wieder heavy Mucke hörst.“
„ Ach, das meinst du damit, Mama. Ja, da bleib mal schön in deiner Mitte“, flachse Steven, „dann kann ich machen, was ich will.“
„ Also, jetzt noch mal abschließend“, erklärte Sandy: „Jeder von euch erlebt die Welt so, wie er sie erleben möchte. Die Welt ist weder gut noch schlecht. Sie ist - und du, Sarah, und du, Steven, ihr beide bestimmt jeden Tag neu, wie ihr den Tag erleben wollt. Und das ist ein großes Geschenk. Es ist ein Geschenk, die Wahl zu haben.“
„ Mama, nun gibt es doch aber solche Dinge, bei denen es schwierig ist, alles durch diese rosarote Brille zu sehen. Du kennst ja Linda, meine Freundin. Ihr Vater ist arbeitslos geworden. Die ganze Familie ist derzeit unglücklich. Sie sind nur noch am sparen und wissen nicht, ob sie aus ihrem Haus ausziehen müssen. Oder – gestern haben wir doch im Fernsehen die ganzen Erdbeben-Opfer gesehen, da gibt es so viele Tote. Mama, da ist es aber schon schwierig, deine Sichtweise anzunehmen, oder?“
„ Ja, das stimmt, Sarah. Doch nützt es den Erdbebenopfern
etwa, eine negative Sichtweise anzunehmen? Glaubst du, dass sie dadurch schneller wieder auf die Beine kommen, sich schneller wieder helfen können? Oder glaubst du wirklich, dass der Vater von Linda mehr Chancen auf einen neuen Arbeitsplatz hat, wenn er traurig und deprimiert ist? Vielleicht wäre es für ihn ja auch eine Chance zur Selbstständigkeit?! Einfach nochmal etwas Neues zu machen. Was anderes, was ihm vielleicht mehr Spaß macht.
Wenn ihr beide erwachsen seid“, fuhr Sarah fort, „wenn ihr dann etwas macht, was euch wirklich Freude bereitet, wo ihr sagt: ,Ja, das ist etwas, das ist das Größte, dass ich das machen darf.‘ Das ist dann wirklich das Größte. Mit so
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