Joy Moci - Ab jetzt wird alles anders
Sache ziehen wollten, verzichtete er. Der einzig verbleibende Schaden, den MHS zu verbuchen hatte, war die Rechnung der Anwälte.
Na ja, der einzige Schaden für MHS. Roberts Schaden war etwas größer. Er war das Opfer eines Missverständnisses geworden. Die ganze Firma hatte dieses Debakel mitbe-kommen. Er stand ganz schön albern da, wie ein Opfer eben. Aber wie sagt man so schön? Man wächst mit seinen Aufgaben. Es dauerte einige Wochen, bis Robert aus der Rolle des Selbstmitleids wieder herauskrabbelte. Bis die Opferrolle wieder in den Hintergrund gedrängt wurde. Tagelang jammerte er seiner Frau Sandy die Ohren voll. Immer wieder wies sie ihn an, die Situation anzunehmen. Sie pflegte immer zu sagen: „Robert, das war gestern. Das ist Schnee von gestern. Heute ist der neue Tag. Schau nach vorne, und konzentriere dich auf positive Dinge.“
Und was antwortete Robert dann immer? „Ach Sandy, du hast ja keine Ahnung, welches Ansehen ich verloren habe. Das kann ich nie wieder gutmachen.“
‚ Du armes Opfer‘, dachte Sandy dann immer und verließ mit einem Schmunzeln auf den Lippen den Raum.
Sandy war froh, sich einigen philosophischen Dingen gewidmet zu haben und solche Dinge mit völlig anderen Augen zu betrachten. Für sie war das Leben dadurch einfacher, schöner und heller geworden. Diesen Weg wollte sie beibehalten und so gut es ging Robert vorleben. Das, was er suchte, würde er schon noch finden. Sie hatte es bereits gefunden, und es war so einfach.
JOY hatte sich während Roberts Erzählung völlig ruhig verhalten. Er war davon überzeugt, dass Robert mittlerweile seine Probleme selbst lösen konnte. Es war nur eine Frage der Zeit.
„ JOY?“
„ Ja, Robert.“
„ Kannst du verstehen, was ich damals durchgemacht habe?“
„ Ja, Robert, das kann ich verstehen. Doch die Opferrolle und deine ständigen Schuldgefühle im Wechselspiel mit
dem Druck, für alles Verantwortung übernehmen zu müssen, verfolgen dich bereits dein ganzes Leben. Du ziehst solche Dinge magisch an. Du entscheidest, ob du so weiterleben möchtest oder nicht. Es ist dein Leben.“
Robert sagte ausnahmsweise mal nichts mehr. Er wollte sich ein paar Gedanken machen, warum seine Frau Sandy so viel fröhlicher lebte als er. Irgendwas musste ja an ihren ganzen philosophischen Dingen dran sein. Irgendwie war dieses ständige Yoga-Gerede wohl doch ganz schön wirkungsvoll. Vielleicht konnte er davon etwas lernen. Es war ihm zwar unheimlich, dass das alles so einfach sein sollte. Aber, ob er wollte oder nicht, es war an der Zeit, sich dem Ganzen auf jeden Fall ein Stück zu öffnen.
In Gedanken versunken grübelte Robert über sein Opfer-dasein noch eine ganze Weile weiter.
Das größte Geheimnis des Glücks ist,
mit sich selbst im Reinen zu sein. Bernard Le Bovier de Fontenelle
26. Ein Trainingsprogramm für Gelassenheit
‚ Robert, wenn du gelassener werden willst, dann kriegst du vom Leben ein Trainingsprogramm für Gelassenheit.‘
Diesen Satz hatte ein ehemaliger Chef immer zu Robert gesagt – wie wahr, wie wahr. Doch, wie wird man wirklich gelassener?
Kann man das üben? Auf diese Frage hatte Robert bisher noch keine vernünftige Antwort bekommen. Jetzt wollte er dafür natürlich JOY zu Rate ziehen.
Und schon rief er: „JOY, wo bist du? Gib mir mal ein Zeichen.“
„ Bin schon zur Stelle“, kündigte JOY sich an und blieb still, um Robert zuzuhören.
„ JOY, irgendwie hört das wohl nie auf mit den vielen Fragen, die da in meinem Hirn rumschwirren. Wie hab ich das nur gemacht, als ich noch gearbeitet habe? Hab ich da eigentlich nie über mich nachgedacht?“
„ Wahrscheinlich eher weniger, Robert – sonst würdest du hier nicht liegen.“
„ Ja, da hast du wohl Recht. Sag mal, JOY, wie wird man gelassener? Wie kann ich gelassener werden? Hast du eine Ahnung, ob es für so was ein Trainingsprogramm gibt und wo ich es bekommen kann?“
„ Tüüüürlich, Robert, es gibt für viele Dinge Programme, um sie besser zu erlernen. Da ist es ähnlich wie mit dem Thema Entspannung. Auch dafür gibt es die unterschied-lichsten Trainingsprogramme. Die besten sind jedoch im normalen Leben erhältlich. Sie liegen im Alltag verborgen.
Wir probieren es häufig über Jahre hinweg, das für uns passende Programm zu finden. Wichtig wäre jedoch, vorher anzuhalten und zu gucken, in welchen Themen die größten
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