Joy Moci - Ab jetzt wird alles anders
wunderbar, dass es geklappt hatte.
MHS war eine Herausforderung. Dort war Robert sozusagen die rechte Hand des Personalleiters. Dieser war mittlerweile 59 Jahre alt und wollte in einem Jahr in Rente gehen. Dann sollte Robert nachrücken. Er würde seine erste Stelle als Personalleiter erhalten. Und dann, ja dann würde er es denen schon zeigen. Er könnte dort so einiges aufmischen. Alles verändern. Die würden dann Robert Ballmer kennenlernen. Seine Fähigkeiten würden überragen, und der ganze Konzern mit fast 280.000 Mitarbeitern weltweit würde sich ein Beispiel an Robert Ballmer aus Bielefeld nehmen können.
Naja, es kam dann, wie es kommen musste, wenn man über sein Ziel etwas hinausschießen will.
Sein Chef Steve Monroe aus Boston/USA war ein sehr ruhiger und gebildeter Mensch. Er besaß besondere Fähigkeiten, Mitarbeiter zu führen. Viele Jahre Erfahrung zeichneten seine grandiose Arbeit aus. Seine Mitarbeiter waren schon jetzt traurig, dass er bald in den Ruhestand
gehen würde. Sie würden ihn vermissen. Mit einigen von ihnen war Steve Monroe durch Dick und Dünn gegangen. Bei vielen privaten Themen hatte er sie unterstützt. Viel Herzblut hatte er in sein Tätigkeitsfeld eingebracht. Und nun stand in der Warteschleife Robert Ballmer aus Bielefeld. Jung, dynamisch und ohne Erfahrung. Was sollte das denn wohl werden?
Steve Monroe wusste, wenn Robert es je in diese Liga schaffen wollte, musste er früh beginnen, Entscheidungen selbst zu fällen. Von jeher hatten alle Kollegen der Personalabteilung immer Rückendeckung von ihrem Chef bekommen, wenn es darum ging, irgendeine Entscheidung zu rechtfertigen.
So legte Steve Monroe relativ früh sehr viel Verantwortung in die Hände von Robert Ballmer.
Einstellungsgespräche, die zu Beginn noch durchge-sprochen wurden, waren relativ schnell von ihm alleine durchzuführen. Kündigungsgespräche ebenso. Die Kün-digungsgespräche bereiteten Robert besonders viel Freude. Er konnte sich dabei eine Stufe höher stellen und sich in einem kleinen Machtstatus suhlen.
Eines Morgens erhielt Robert einen Anruf aus der Entwicklungsabteilung. Ein Kollege aus einer Zweigstelle sei schon seit Wochen krank, und man habe ihn beim Bau seines neuen Eigenheimes beobachtet. ‚Krankgeschrieben bis auf Weiteres‘ stand auf der Krankmeldung, die schon 14 Wochen anhielt.
Na, das würde Robert jetzt aber überprüfen. Da konnte er endlich mal aufräumen. Das kostet den Konzern enorme Summen. Da konnte er ein Zeichen für die Kollegen setzen, damit das nicht wieder vorkomme. Gedacht, getan. Er setzte sich in sein Auto und fuhr zu der besagten Adresse, wo der Bau stattfinden sollte und sich der Mitarbeiter befand.
Tatsächlich, das musste er sein. Der Softwareentwickler von MHS, der, der schon 14 Wochen krankgeschrieben war. Der, für den viele andere Kollegen nun mitarbeiten mussten. Der, der eben einfach seine Grenzen nicht kannte. Robert wusste, dagegen musste er etwas unternehmen. Da musste man ja eingreifen. Das konnte er nicht mehr länger mit ansehen.
‚ Gefeuert‘ dachte Robert. ,Noch heute – gefeuert. Wie gehe ich denn nur vor‘, fragte er sich in seine Gedanken versunken. ‚Eigentlich brauche ich nur nach seinem Namen zu fragen. Genau, mehr muss ich nicht wissen. Ist ja irgendwie doch ganz schön unangenehm, was ich hier mache, nur schnell hinter mich bringen. Augen zu und durch. Mir wird schon irgendwie was einfallen.‘
Mit diesem letzten Gedanken stieg Robert mit pochendem Herzen aus dem Auto und ging auf den Mann zu. „Friedmann“, stellte Robert sich vor, „guten Tag.“ Er gab ihm die Hand und bekam ein „Guten Tag, Freeman“ zurück.
‚ Aha, das reicht schon‘, freute er sich. ‚Der Gute ist also der Richtige. Freeman stand auch auf der Krankmeldung. Also alles erledigt.‘ Naja, nun musste er sich aber noch irgendwie aus der Affäre ziehen ....und die war wirklich absolut unangenehm.
„ Sagen sie, Herr Freeman, ich interessiere mich hier für die noch freien Bauplätze. Haben sie eine Ahnung, an wen ich mich da wenden kann?“
„ Ja, da kann ich ihnen weiterhelfen“, antwortete Herr Freeman. „Wenn sie ein Stück diese Straße zurückfahren, dort finden sie ein großes Schild. Auf dem stehen alle Daten, die sie benötigen.“
‚ Perfekt‘, freute sich Robert, doch irgendwie mit einem
flauen Bauchgefühl belastet. „O.k., Herr Freeman, ich danke ihnen. Haben sie noch einen schönen Tag, auf Wiedersehen.“
„
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