Joy Moci - Ab jetzt wird alles anders
so seine Worte, als er sich arg, mit den Armen gestikulierend, darüber aufregte. Es waren mittlerweile mindestens dreieinhalb Stunden vergangen. Doch seine Gedanken kreisten auch weiterhin um diesen Zwischenfall. Und Herr Klose wird vom Leben solange diese Situationen geschickt bekommen, bis er es begriffen hat. Hoffentlich stirbt er nicht bei einem dritten Herzinfarkt genau an diesem Problem.“
„ Wie?“, fragte Robert. „Du meinst, dass das Leben Herrn Klose so lange solche Situationen schickt, bis er begriffen hat, dass das kein Grund ist, sich darüber aufzuregen?“
„ Hey Robert, supi“, jubelte JOY. „Du hast den Nagel auf den Kopf getroffen. Ich hatte gar nicht damit gerechnet, dass du das so schnell verstehen würdest. Genauso ist es. Bis er es begriffen hat! Wir könnten auch sagen, er produziert diese Vorkommnisse. Schau mal, Robert, die Dinge oder auch Situationen, über die wir uns täglich aufregen; wenn du diese zu Papier bringen würdest, dann müsstest du feststellen, dass sie sich alle ähneln. Sie haben fast alle denselben Ursprung. Meistens passieren diese Dinge jedoch, weil wir sie mit unserem Denken und Handeln produzieren.
Wir ziehen sie förmlich an. Wir denken täglich rund 60.000 Gedanken, das weißt du mittlerweile. Und leider meistens die gleichen. Es gibt z.B. Frauen, die regen sich seit 20 Jahren Ehe über das Schnarchen des Ehemanns auf. Es gibt Personalchefs, die regen sich seit Beginn ihrer Karriere über die Krankenstände auf. Was Frauen auch gut können, sind so lapidare Sachen wie: Die Zahnpasta-Tube ist schon wieder offen, der Müll muss runter, die Kinder sind zu unordentlich, die Schwiegermutter könnte, der Opa sollte usw. usw. usw.. Männer sind allerdings auch nicht besser. Das kannst du besonders gut im Straßenverkehr beobachten.
Es sind einfach sich ständig wiederholende Muster. Nun kann man aber nicht einfach sagen: ‚So, ich setze mich jetzt auf einen Stuhl, warte, bis sich die Situation verändert hat oder der Anfall vorbei ist, und rege mich nicht auf.‘ Das funktioniert eben nicht, Robert. Das haut nicht hin. Der erste Schritt zur Veränderung ist, sich die Situation bewusst zu machen. Frage …Robert: Wem nützt es, wenn sich Herr Klose darüber aufregt, dass ihm jemand die Vorfahrt genommen hat?“
„ Hm, eigentlich keinem, JOY.“
„ Genau, eigentlich keinem, Robert. Es ist Schnee von gestern. Keiner kann die Situation ungeschehen machen, und jeder war selbst schon einmal in einer Lage, jemand anderem die Vorfahrt genommen zu haben. Menschen sind nun mal keine Computer. Menschen dürfen auch Dinge tun, die nicht allen gefallen.
Nach einem langen Gespräch mit Frau Corners kamen wir allerdings auf einen ganz anderen Aspekt, warum Menschen sich unbedingt aufregen wollen. Es macht sie wichtig, Robert. Es lässt sie zum einen als Opfer dastehen, und zum anderen erzeugen sie natürlich genau deshalb Gehör und Mitleid. Sie können sich mitteilen über diese Probleme, die bei keinem größer zu sein scheinen als bei ihnen selbst. Für Herrn Klose wäre der erste Schritt zu mehr Gelassenheit, aus seiner Opferrolle herauskommen zu wollen. Doch da ihm das nicht bewusst ist und er auch unbedingt das Opfer bleiben will, könnte es schon sein, dass er darüber hinweg stirbt.
Menschen tun hin und wieder Dinge, die sie hätten besser nicht tun sollen. Aus einer Unaufmerksamkeit heraus, aus einem kurzen Stressmoment. Es geht doch im Autoverkehr wirklich schnell, sich einmal nicht an die Regeln zu halten. Dafür muss sich keiner groß anstrengen. Warum gehen wir dann mit anderen immer gleich so heftig ins Gericht? Sind alle anderen doof und nur wir selbst vollkommen? Frau Corners hat Herrn Klose in ihrem Workshop den Sach-verhalt erklären wollen. Doch ich glaube, er hat sie nicht verstanden. Das sagte sie zumindest zu dir, als sie über diesen Workshop im Nachhinein kurz berichtete. Es ist wichtig, Robert, solche immer wiederkehrenden Schienen zu erkennen. Wenn du es schaffst, sie dir bewusst zu machen, zu erkennen, dass es überhaupt keinem nützt, wenn du dich noch Stunden später darüber aufregst, dann hast du
den ersten Schritt getan. Und mit dem Bewusstmachen sind wir wieder bei dem Thema, die eigenen Emotionen kennen zu lernen. Immer wieder in sich hinein zu horchen und herauszufinden, was fühle ich, wie fühlt sich diese Emotion dazu an? Und wenn du die Emotion spürst, bewusst wahrnimmst, ohne dagegen anzukämpfen und ohne ständig
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