Joyland
Eine Analyse«. Es gab drei Standaschenbecher. Ein Schild unter der Treppe tat kund: PROFESSOR NAKO SAGT: »DIE RAUCHERLAMPE IST IMMER AN!« Ein paar schäbige Sessel standen dort herum und ein ebenso schäbiges Sofa – äußerst praktisch für Studenten, die einen gemütlichen Ort suchten, um ein wenig rumzuknutschen.
Am Mittwoch vor meiner letzten Abschlussprüfung war es für die Jahreszeit ungewöhnlich heiß und schwül. Etwa um ein Uhr mittags zogen dicke Gewitterwolken auf, und um vier – Wendy und ich waren in George B. Nakos unterirdischem »Büro« verabredet – goss es in Strömen. Ich traf als Erster dort ein. Wendy kam fünf Minuten später, bis auf die Haut durchnässt, aber bester Laune. Wassertropfen funkelten in ihrem Haar. Sie warf sich mir in die Arme und schmiegte sich lachend an mich. Donner grollte; die wenigen Deckenlampen im finsteren Korridor des Kellers flackerten.
»Halt mich fest, halt mich fest«, sagte sie. »Der Regen ist so kalt.«
Ich wärmte sie auf, und sie wärmte mich auf. Bald waren wir auf dem schäbigen Sofa ineinander verschlungen, meine linke Hand auf ihrer Brust (sie trug keinen BH) und meine rechte weit genug unter ihrem Rock, dass sie ihr Spitzenhöschen streifte. Sie ließ sie ein, zwei Minuten dort, setzte sich dann auf, rückte von mir weg und schüttelte ihre Mähne.
»Schluss jetzt«, sagte sie sittsam. »Was ist, wenn Professor Nako reinkommt?«
»Das halte ich eher für unwahrscheinlich«, erwiderte ich mit einem Lächeln, aber unterhalb meines Gürtels verspürte ich ein vertrautes Pochen. Manchmal hatte mir Wendy schon Erleichterung verschafft – sie war recht geschickt darin, es mir »durch die Hose« zu besorgen, wie wir das nannten. Aber ich hatte nicht den Eindruck, dass ich heute in den Genuss kommen würde.
»Dann eben eine seiner Studentinnen«, sagte sie. »Die ihn anfleht, ihr doch noch eine bessere Note zu geben, damit sie nicht durchfällt. ›Bitte, Professor Nako, bitte-bitte- bitte . Ich tu auch alles, was Sie wollen!‹«
Das war ebenso unwahrscheinlich, aber das Risiko, dass wir gestört wurden, war doch vergleichsweise hoch, da hatte sie recht. Hier schauten immer wieder Studenten vorbei, um neue Ankündigungen erfundener Examensarbeiten aufzuhängen oder neue Wunderwerke der albanischen Kunst. Das Sofa war bestens dafür geeignet, darauf herumzuknutschen, aber der Raum an sich nicht. Früher vielleicht einmal, aber nicht mehr, seit diese Kammer unter der Treppe für die Studenten der Geisteswissenschaften zu so etwas wie einem mythischen Bezugspunkt geworden war.
»Wie lief deine Soziologieprüfung?«, fragte ich sie.
»Ganz okay. Nicht unbedingt hervorragend, aber durchgefallen bin ich auch nicht, und das genügt mir. Schließlich hab ich's jetzt hinter mir.« Sie reckte sich, und ihre Finger berührten das Zickzack der Treppe über uns, was ihre Brüste allerliebst zur Geltung brachte. »Ich verschwinde von hier …« Sie schaute auf ihre Armbanduhr. »… in genau einer Stunde und zehn Minuten.«
»Du und Renee?« Ich mochte Wendys Zimmergenossin nicht besonders, wusste aber, dass es besser war, das nicht auszusprechen. Einmal war mir etwas rausgerutscht, und daraufhin hatten Wendy und ich uns kurz und heftig gestritten, wobei sie mir vorgeworfen hatte, ich wolle ihr vorschreiben, was sie tun und lassen solle.
»Das ist korrekt, Sir. Sie fährt mich nach Hause zu Papa und Stiefmama. Und in einer Woche sind wir offiziell Angestellte bei Filene's!«
Bei ihr klang das, als hätten sie Jobs als Pagen im Weißen Haus ergattert, doch auch darüber schwieg ich. Ich hatte andere Sorgen. »Aber du kommst am Samstag hoch nach Berwick, ja?« Mein Plan sah vor, dass sie morgens eintreffen, den ganzen Tag bleiben und auch dort übernachten würde. Natürlich würde sie im Gästezimmer schlafen, aber von dort waren es nur ein paar Schritte bis zu mir. Da wir uns bis zum Herbst möglicherweise nicht mehr sehen würden, hielt ich es durchaus für wahrscheinlich, dass »es« passieren würde. Natürlich glauben kleine Kinder auch an den Weihnachtsmann, und manche Studienanfänger an der UNH waren ein ganzes Semester lang der Meinung, es gäbe Professor George B. Nako wirklich und er würde auch Vorlesungen halten.
»Aber klar doch!« Wendy schaute sich um, und weil die Luft rein war, ließ sie ihre Hand an meinem Oberschenkel hinaufgleiten. Als sie ihr Ziel erreicht hatte, packte sie zu und sagte: »Na, was haben wir denn da?«
Also kam ich
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