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Joyland

Titel: Joyland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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der beim Schießen oder Dosenwerfen verliert und sein Geld zurückverlangt, ist ein Kohleklemmer. Der Donnerbalken ist die Toilette: »He, Jonesy, mach, dass du zum Donnerbalken neben der Mondrakete kommst – irgend so ein Heinz hat ins Waschbecken gekotzt.«
    In den Imbissbuden zu arbeiten (die Fressfallen genannt wurden) fiel den meisten von uns leicht, und mal ehrlich, jeder, der ein bisschen Kopfrechnen kann, ist in der Lage, die Popcornkarre zu übernehmen oder hinter der Theke eines Souvenirladens zu stehen. Ein Karussell oder eine Achterbahn am Laufen zu halten war nicht viel schwieriger, aber anfangs konnte es schon ziemlich beängstigend sein, weil man die Verantwortung für eine Menge Leute hatte, darunter viele kleine Kinder.
    *
    »Na, bist hier, um was zu lernen?«, fragte Lane, als ich mich am Carolina Spin zu ihm gesellte. »Gut. Gerade rechtzeitig. In zwanzig Minuten macht der Park auf. Bei uns läuft's so wie bei der Marine. Lernen, ausprobieren, lehren. Der stämmige Kerl, neben dem du gestanden hast …«
    »Tom Kennedy.«
    »Okay. Tom lernt jetzt gerade, wie man die Devil Wagons bedient. Irgendwann – wahrscheinlich noch heute – wird er dir das beibringen, und du wirst ihm beibringen, wie das mit dem Riesenrad läuft. Das sich übrigens gegen den Uhrzeigersinn dreht.«
    »Ist das von Bedeutung?«
    »Nein, aber interessant ist es schon. In den Staaten gibt es nur wenige in der Art. Es lassen sich zwei Geschwindigkeiten einstellen: langsam und wirklich langsam.«
    »Weil es was für Omas ist.«
    »Jawollja.« Er führte mir vor, wie man den langen Hebel umlegte, was ich an dem Tag, als ich mich beworben hatte, bereits schon einmal gesehen hatte. Dann forderte er mich auf, den Fahrradgriff oben am Hebel selbst zu packen. »Spürst du, wie's einrastet, wenn das Getriebe fasst?«
    »Ja.«
    »Und so hältst du es an.« Er legte die Hand über meine und drückte den Hebel ganz nach oben. Dieses Mal rastete das Getriebe hörbar ein, und das riesige Rad blieb sofort stehen. Die Gondeln schaukelten sanft. »So weit klar?«
    »Ich glaub schon. Sagen Sie mal, brauch ich keine Zulassung oder so was, damit ich das Ding steuern darf?«
    »Du hast doch einen Führerschein, oder?«
    »Klar, aus Maine, aber …«
    »In South Carolina ist ein gültiger Führerschein alles, was man dazu braucht. Irgendwann werden die sich schon noch was ausdenken, eine zusätzliche Prüfung oder etwas in der Art – damit kann man rechnen –, aber momentan reicht das. Und jetzt pass auf, jetzt kommt das Wichtigste. Siehst du den gelben Streifen an der Seite vom Gerüst?«
    Er war nicht zu übersehen – er befand sich unmittelbar rechts neben der Rampe, die zu den Gondeln hinaufführte.
    »Bei jeder Gondel pappt ein Happy-Hound-Aufkleber auf der Tür. Wenn der Hund mit dem gelben Streifen auf gleicher Höhe ist, hältst du an, dann ist die Gondel nämlich genau dort, wo die Leute einsteigen können.« Er zog den Hebel wieder zu sich heran. »Siehst du?«
    Ich nickte.
    »Bis alle Gondeln rappel sind …«
    »Was?«
    »Rappelvoll. Bis alle Gondeln rappel sind, schaltest du immer zwischen superlangsam und Stopp hin und her. Sobald niemand mehr reinpasst – und das ist meistens der Fall, wenn die Saison gut läuft –, schaltest du auf normal langsam. Eine Fahrt dauert vier Minuten.« Er deutete auf das Radio. »Die Kiste gehört mir, aber die Regel lautet, wer das Rad bedient, darf auch die Musik aussuchen. Nur kein allzu lauter Rock – Who, Zep, Stones, so was in der Art –, bevor die Sonne untergeht. Alles klar?«
    »Alles klar. Und wie ist das beim Aussteigen?«
    »Genau dasselbe. Superlangsam, Stopp. Superlangsam, Stopp. Der gelbe Streifen und der Happy Hound müssen immer auf gleicher Höhe sein, dann hält die Gondel direkt vor der Rampe. Du solltest zehn Fahrten pro Stunde hinbekommen. Wenn das Rad jedes Mal voll ist, sind das über siebenhundert Gäste, macht fast einen McKinley.«
    »Und das ist wie viel?«
    »Fünfhundert.«
    Ich sah ihn zweifelnd an. »Das muss ich doch nicht wirklich machen, oder? Ich meine, das ist doch Ihr Riesenrad.«
    »Es gehört Brad Easterbrook, Kleiner. Wie alles hier. Ich bin nur ein Angestellter unter vielen, auch wenn ich schon ein paar Jahre hier bin. Zwar bin ich die meiste Zeit für diese Schnecke hier zuständig, aber längst nicht die ganze! Kein Grund, Schweißausbrüche zu kriegen. Es gibt Parks, da werden diese Dinger von halb betrunkenen Bikern bedient, die von Kopf bis Fuß

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