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Joyland

Titel: Joyland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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paar Jungs fürs Grobe hier, ein paar Hilfskräfte da, vielleicht einen Schockfreier oder zwei. Also ist es durchaus möglich, dass der Kerl, der DeeDee und Claudine ermordet hat, auf dem Jahrmarkt war, und dort hat Darlene Stamnacher ihn möglicherweise kennengelernt. Der Jahrmarkt hatte zwar noch nicht offiziell eröffnet, aber viele Einheimische zieht es schon vorher zum Jahrmarktsgelände, wo sie den Schockfreiern und den Hilfskräften beim Aufbauen zusehen.«
    »Erin, war die Kirmesverbindung auch in dem Artikel vorhanden, der nach dem Mord an Linda Gray im Post-Courier veröffentlicht wurde?«
    »Nein. Kann ich noch einen Schluck aus der Flasche haben? Mir ist kalt.«
    »Wir können reingehen…«
    »Nein, mich friert wegen dieser ganzen Mordgeschichte. Jedes Mal wenn ich meine Aufzeichnungen durchgehe.«
    Ich reichte ihr die Flasche, und nachdem sie einen Schluck getrunken hatte, nahm ich ebenfalls einen. »Vielleicht bist du ja Sherlock Holmes«, sagte ich. »Was ist mit der Polizei? Glaubst du, die hat das übersehen?«
    »Mit Sicherheit weiß ich das nicht, aber ich … ich glaube schon. Wenn das hier eine Krimiserie im Fernsehen wäre, gäbe es einen schlauen älteren Bullen – jemand wie Inspektor Columbo –, der das große Ganze sieht und die Zusammenhänge erkennt, aber im wirklichen Leben sind solche Typen wohl eher selten. Außerdem ist es schwer, das große Ganze zu sehen, weil das alles in drei verschiedenen Bundesstaaten passiert ist und im Verlauf von acht Jahren. Einer Sache können wir uns allerdings sicher sein – falls der Mörder jemals in Joyland gearbeitet hat, ist er schon lange fort. In einem Vergnügungspark ist die Personalfluktuation bestimmt nicht so groß wie bei einem Unternehmen wie Southern Star, das durch die Provinz tingelt, aber es kommen und gehen trotzdem eine Menge Leute.«
    Das konnte ich nur bestätigen. Schockfreier und Budenschreier schlugen nur selten Wurzeln, und die Hilfskräfte waren so wechselhaft wie Ebbe und Flut.
    »Da ist noch eine andere Sache, die mir im Magen liegt«, sagte sie und reichte mir einen kleinen Stapel mit etwa zwanzig mal fünfundzwanzig Zentimeter großen Fotografien. Bei jeder war am unteren weißen Rand DIESES BILD WURDE IN JOYLAND VON IHREM »HOLLYWOOD GIRL« AUFGENOMMEN aufgedruckt.
    Ich schaute sie durch und verspürte das dringende Bedürfnis, einen weiteren Schluck zu trinken, als mir klar wurde, was ich da in Händen hielt: Fotos von Linda Gray und dem Mann, der sie ermordet hatte. »O Mann, Erin, das sind keine Bilder aus der Zeitung. Wo hast du die her?«
    »Von Brenda Rafferty. Ich musste ihr ein bisschen Honig ums Maul schmieren und ihr erzählen, was für eine tolle Mama sie für uns Hollywood Girls gewesen ist, aber dann hat sie mir geholfen. Das sind frische Abzüge von Negativen, die sie aufbewahrt und mir geliehen hat. Hier ist etwas Interessantes, Dev. Siehst du den Haarreif, den Linda Gray trägt?«
    »Ja.« Mrs. Shoplaw hatte mir davon erzählt. Ein blauer Haarreif.
    »Brenda hat gesagt, den hätten sie aus den Aufnahmen, die sie an die Zeitungen gegeben haben, rausretouchiert. In der Hoffnung, es würde ihnen helfen, den Kerl zu fassen. Hat es aber nicht.«
    »Und was liegt dir im Magen?«
    Weiß Gott, mir lagen diese Fotos alle im Magen, sogar die, auf denen Gray und ihr Begleiter nur im Hintergrund zu sehen und an ihrer ärmellosen Bluse, ihrem Haarreif und seiner Baseballkappe und dunklen Brille zu erkennen waren. Nur zwei davon zeigten Linda Gray und ihren Mörder klar und deutlich. Auf dem ersten standen sie an den Whirly Cups an, und er hatte ihr wie beiläufig die Hand auf den Hintern gelegt. Das zweite – und beste von allen – war vor der Annie Oakley Shootin' Gallery gemacht worden. Auf keinem davon ist jedoch das Gesicht des Mannes zu sehen. Wenn ich auf der Straße an ihm vorbeiginge, würde ich ihn nicht erkennen.
    Erin zog das Foto mit den Whirly Cups hervor. »Schau dir seine Hand an.«
    »Genau, die Tätowierung. Ich hab auch schon von Mrs. S. davon gehört. Was meinst du, was es ist? Ein Falke oder ein Adler?«
    »Ein Adler, glaube ich, aber das spielt keine Rolle.«
    »Nicht?«
    »Weißt du noch, was ich über Claudine Sharp gesagt habe? Eine junge Frau, der in einem örtlichen Kino die Gurgel durchgeschnitten wird – und das auch noch während Lawrence von Arabien –, war in einer Kleinstadt wie Rocky Mount eine große Sache. Im Telegram wurde fast einen Monat lang darüber berichtet. Die Polizei

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