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Joyland

Titel: Joyland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Außerdem hatte er noch einen anderen Grund zu schwitzen, oder? Schließlich wollte er jemand ermorden. Und zwar auf ziemlich riskante Art und Weise.«
    »Verdammter Mist«, sagte ich. »Pirate Pete's. « Sie richtete ihren Zeigefinger auf mich. »Volltreffer.«
    Pirate Pete's war der Souvenirladen direkt vor dem Splash & Crash; auf dem Dach der Bretterbude wehte eine Totenkopfflagge. Drinnen gab es den üblichen Krimskrams: T-Shirts, Kaffeetassen, Strandtücher und sogar Badehosen, falls eines der Kinder seine vergessen hatte. Natürlich alles mit dem Joyland-Logo versehen. Außerdem gab es eine Theke, wo man alle möglichen verrückten Abzieh-Tätowierungen kaufen konnte. Wer sie nicht selbst auftragen wollte, konnte das gegen einen kleinen Aufpreis von Pirate Pete (oder von einem seiner Lakaien) machen lassen.
    Erin nickte. »Ich bezweifle, dass er die Tätowierung von dort hat – das wäre dumm gewesen, und der Kerl ist nicht dumm –, aber ich bin mir sicher, dass das keine echte Tätowierung ist, genauso wenig wie das koptische Kreuz, das die junge Frau in Rocky Mount im Kino gesehen hat.« Sie beugte sich vor und packte mich am Arm. »Weißt du, was ich glaube? Ich glaube, er macht das, um die Aufmerksamkeit darauf zu lenken. Den Leuten fällt das Tattoo auf, und alles andere …« Sie tippte auf die verschwommenen Umrisse, die das eigentliche Motiv der Aufnahme gewesen waren, bevor ihr Freund auf dem College sie vergrößert hatte.
    »Alles andere verschwindet im Hintergrund«, sagte ich.
    »Genau. Später wäscht er es dann einfach ab.«
    »Weiß die Polizei das?«
    »Keine Ahnung. Du könntest es denen erzählen – ich nicht, ich gehe zurück an die Uni –, aber ich weiß nicht, ob sie das jetzt noch interessiert.«
    Ich schaute noch einmal die Fotos durch. Ich bezweifelte nicht, dass Erin da auf etwas gestoßen war, wohl aber, dass es für sich genommen zur Festnahme des Geisterbahnkillers führen würde. An diesen Bildern war mir jedoch noch etwas anderes aufgefallen. Irgendetwas. Man kennt doch das Gefühl, wenn einem ein Wort auf der Zunge liegt, ohne dass es einem einfallen will. Genau so war das.
    »Sind denn seit Linda Gray noch andere Morde wie diese fünf vorgefallen – oder diese vier, wenn wir Eva Longbottom weglassen? Hast du das überprüft?«
    »Ich hab's versucht«, sagte Erin. »Die kurze Antwort lautet: Ich glaube nicht. Aber sicher bin ich mir da nicht. Ich habe etwa fünfzig Morde an jungen Frauen nachgeschlagen – mindestens fünfzig – und bin dabei auf keinen gestoßen, der unsere Rahmenbedingungen erfüllt.« Sie zählte sie an den Fingern ab. »Jedes Mal im Sommer. Jedes Mal infolge einer Verabredung mit einem unbekannten älteren Mann. Jedes Mal wurde dem Opfer die Gurgel durchgeschnitten. Und immer lief irgendwelche Jahrmarktsmusik im Hinter …«
    »Hallo, zusammen.«
    Wir blickten beide erschrocken auf. Es war Fred Dean. Heute trug er ein Polohemd, weite grellrote Hosen und eine Baseballkappe mit dem Schriftzug HEAVEN'S BAY COUNTRY CLUB in goldener Stickerei. Eigentlich war ich es gewohnt, ihn im Anzug zu sehen, und wenn er denn zwanglos sein wollte, lockerte er die Krawatte und öffnete den obersten Knopf an seinem Van-Heusen- Hemd. In Golfkleidung sah er irrwitzig jung aus. Jedenfalls wenn man die grauen Haare an den Schläfen nicht beachtete.
    »Hallo, Mr. Dean«, sagte Erin und stand auf. Die Unterlagen – und einige der Fotos – hatte sie immer noch in der einen Hand, die Mappe in der anderen. »Ich weiß nicht, ob Sie sich noch an mich erinnern…«
    »Natürlich«, sagte er und trat zu uns. »Ein Hollywood Girl vergesse ich nie, auch wenn ich manchmal die Namen durcheinanderbringe. Sind Sie Ashley oder Jerri?«
    Sie lächelte, schob die Unterlagen in die Mappe und reichte sie mir. Ich steckte die Fotos dazu, die ich in der Hand hielt. »Ich bin Erin.«
    »Natürlich. Erin Cook.« Er zwinkerte mir zu, was noch seltsamer war, als ihn in altmodischen Golfhosen zu sehen. »Was Frauen betrifft, haben Sie einen vorzüglichen Geschmack, Jonesy.«
    »Ja, das kann man wohl sagen.« Irgendwie war es zu kompliziert, ihm zu erklären, dass Erin in Wirklichkeit Tom Kennedys Freundin war. An Tom würde sich Fred wahrscheinlich sowieso nicht erinnern, da er ihn nie in einem koketten grünen Kleidchen und Stöckelschuhen gesehen hatte.
    »Ich wollte nur schnell die Rechnungsbücher holen. Die Quartalszahlungen ans Finanzamt sind demnächst fällig. Kann einem ganz schön auf den

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