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Jud Sueß

Jud Sueß

Titel: Jud Sueß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lion Feuchtwanger
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mächtigen Samtrock herauslugte, eine Prinzessin, und doch ein Staatsweib. Die war anders als die saure Durlacherin, die Frau seines Vetters, des Herzogs. Da brauchten sich nicht erst Kaiser und Reich bemühen, daß man der Kinder mache. Und wie gescheit sie schwatzen konnte! Wie sie züngelte, der Racker, und ihn aufzog und die Augen fließen ließ! Das wird gute Bilder geben, er und die da. Da wird Eberhard Ludwig Augen machen. Er, Karl Alexander, brauchte sich keine kostspielige Hure zuzulegen. Sein legitimes Weib wird schöner sein und ein besserer Bettschatz als die teuerste welsche Mätresse und ihm den Beutel füllen, nicht leeren.
    Und das Parlament! Diese verfluchte Bürgerkanaille! Er mußte hochatmen vor geschwellter Befriedigung. Krank, gelb und krank werden sie sich ärgern. Da lohnte es sich, katholisch zu werden.
    Er schaute Marie Auguste an, der Fürst sprach gerade mit den beiden andern Herren, er schaute sie an mit dem geilen, einschätzenden, gewalttätigen, leicht verwilderten Blick des Soldaten, der eine Frau ohne große Umstände aufs Bett zu werfen pflegt, und die Prinzessin tauchte ein in diesen Blick mit ihrem kleinen, schwer deutbaren Lächeln.
    Als er ging, war Karl Alexander fest entschlossen, Katholik zu werden.
    Josef Süß hatte das Schlößchen Monbijou mit großem Aufwand installiert, vor allem war er stolz auf die kleine Galerie und den anstoßenden gelben Salon. Den hatte freilich eigentlich Nicklas Pfäffle aufgetrieben, der dick und phlegmatischHändler und Handwerker in weitem Umkreis durcheinandergewirbelt hatte.
    So spreizte sich das neue Hotel des Feldmarschalls in großer Pracht, und der Prinz haute den Süß auf die Schulter: »Er ist ein Hexer, Süß. Und um wieviel bescheißt er mich bei dem Handel?« Der Braunschwarze nahm sich trefflich aus in diesem Rahmen, der Prinz glänzte Zufriedenheit, und selbst Neuffer, der einen Pick auf den Juden hatte und durch ständige kleine Intrigen den Nicklas Pfäffle aus seinem Gleichmut zu hetzen suchte, mußte zugeben, daß er es nicht besser hätte machen können.
    Auch der Geheimrat Fichtel, dem Karl Alexander das neue Logis zeigte, bevor er darin die erste Fete gab, machte viel Rühmens. Im stillen aber fand er an allem einen Stich ins Überladene, Parvenühafte, und er veranlaßte den Prinzen, da und dort etwas wegnehmen zu lassen. An seinen Herrn, den Fürstbischof, berichtete er, der Prinz habe sich von einem Hebräer einrichten lassen; so sei es kein Wunder, daß er etwas östlich installiert sei und daß sein Wildbader Schlößchen mehr nach Jerusalem als nach Versailles schmecke.
    Ähnliche Empfindungen hatte der alte Fürst Anselm Franz an dem Festabend, den Karl Alexander gab. Der alte Fürst, der Wert auf gutes Aussehen legte, war freilich auch gereizt, weil er einen blaßgelben Rock gewählt hatte, der sich in dem blaßgelben Hauptsaal von Monbijou nicht gut ausnahm. Karl Alexander hatte zu einer kleinen Spieloper eingeladen: »Die Rache der Zerbinetta«, da er wußte, Marie Auguste habe Freude an Komödie, Musik, Ballett. Süß mußte durch seine Mutter, die in Frankfurt lebte und noch viele Beziehungen zu Theaterleuten hatte, die kleine Truppe in aller Eile aus Heidelberg zusammenstapeln.
    Die Gesellschaft war klein und glänzend. Der Prinz wollte erst den Süß ausschließen, aber den hungrigen und ergebenen Hundeaugen seines Faktors hatte schließlich seine Gutmütigkeit nicht standhalten können, zum großen Ärger Neuffers war der Jude erschienen. In hirschbraunem, silberbesticktemRock, gewandt und glücklich, glitt er zwischen den Gästen herum. Als ob die ganze Fete nur für ihn gemacht wäre, giftete Neuffer.
    Wie aber prangte, weinrot in Atlas und Brokat, Marie Auguste. Die Schärpe des Thurn-und-Taxisschen Hausordens schlang sich stolz um ihre Brust, an den Puffärmeln trug sie in Demanten den auszeichnenden Stern, den ihr der Kaiser anläßlich eines Patronats verliehen. Sie sprach wenig. Aber die Prinzessin von Kurland wie die Tochter des Gesandten der Generalstaaten – beide hatte sie mit devotester Liebenswürdigkeit als die Älteren begrüßt – glaubten in allen Ecken immer nur ihre lässige, kindliche Stimme zu hören. Sie schworen sich zu, in keiner Gesellschaft mehr zusammen mit der Regensburgerin zu erscheinen, überhaupt werden sie Wildbad in den nächsten Tagen schon verlassen. Unabhängig voneinander faßten sie diesen Entschluß, und Süß versicherte jede der beiden Damen mit den nämlichen

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