Judasbrut
nicht.
»Inzwischen
weiß ich … warum er es getan hat und … ich
habe nicht noch mal … mit ihm … wirklich! Mehr war da nicht zwischen ihm und mir, Jens. Glaub
mir!« Sie wartete noch, doch Jens reagierte nicht.
Dechsendorf
Maria hatte das Gefühl kaum
geschlafen zu haben, als Kaffeeduft sie weckte. In die Helligkeit ihrer
Nachttischlampe blinzelnd, brauchte sie einen Moment, um sich zu orientieren.
Auf dem Rand ihres Bettes saß Perez und wedelte mit seiner Hand über einer
Kaffeetasse herum. Verschlafen kam Maria auf die Ellbogen hoch. Zuerst sah sie
Perez, dann ihren Wecker an. Es war noch nicht einmal drei Uhr. Sie hatte
tatsächlich kaum geschlafen.
»Spinnst
du jetzt völlig?«, knurrte sie und musterte Perez böse.
»Wir
müssen ins Institut«, sagte Perez. »Und ich dachte, du hättest gern einen
Kaffee, bevor wir fahren. Ich war so frei, die Küche zu suchen. Ich habe
niemanden geweckt.«
Maria
starrte ihn einige Sekunden lang an, bis die Information ihre trägen
Gehirnzellen durchdrungen hatte. »Jetzt? Ins Institut?«
»In der
Mittagspause ist möglicherweise der eine oder andere Angestellte dort.
Natürlich jetzt!«
Maria
rutschte hoch, um sich hinzusetzen und angelte nach der Kaffeetasse. »Bäh,
Milch!«
»Tut
mir leid, ich kenne deine Vorlieben leider nicht.«
Maria
gab sich keine Mühe, ein Gähnen zu unterdrücken. »Ganz einfach schwarz. Hatten
wir nicht gesagt, wir reden morgen früh weiter?«
»Hatten
wir«, gab Perez zu. »Aber ich glaube, es ist besser, nicht noch länger zu
warten.«
»Du
glaubst?«, erwiderte Maria, die allmählich wacher wurde.
»Ja, so
ein Gefühl im kleinen Finger.« Er wackelte mit dem bezeichneten Körperteil.
»Ich wette, das kennst du.«
Maria
stellte die Beine an und stützte ihre Hände samt Kaffeetasse darauf ab. »Kann
schon sein.«
»Vielleicht
war es ein Fehler, in Berlin nicht früher einzugreifen. Vielleicht wäre es aber
auch schlimmer gekommen, wenn ich es getan hätte. Es ist müßig, aber ich will
mich diesmal nicht dasselbe hinterher fragen müssen. Wenn es diesmal schief
läuft, bleibt es ganz sicher nicht bei ein paar Verletzten.« Er trank, bevor er
beinahe unhörbar hinzufügte: »Oder drei Toten.« Er räusperte sich. »Wir
wissen nicht, wie gefährlich dieser Erreger wirklich ist. Der Ausbruch in
Neustadt … Sara hat heute, bevor sie verhaftet wurde, noch mit ihrem
Kollegen Dr. Hüttner geredet, da Meir als Informationsquelle ja ausfällt.
Manches spricht dafür, dass sich dieser Bakterienstamm von Mensch zu Mensch
überträgt. Falls dem so ist, würde wenig Material genügen, um eine Epidemie
auszulösen. Und dann ist da ja auch noch die Schweinegrippe … «
»Was
hat die damit zu tun?«
»Der
Schweinegrippeerreger H1N1 ist vom gleichen Virustyp wie der der Spanischen
Grippe. Damals, gegen Ende des Ersten Weltkriegs, gab es viele Millionen Tote.
Ob der heutige Erreger-Subtyp dasselbe verursachen kann, steht noch nicht fest,
sagt Abba, aber wusstest du, dass damals die schweren Verläufe gar nicht die
Haupttodesursache waren? Viele hatten nur geringe Symptome, nicht schlimmer als
bei einem normalen Infekt. Die meisten starben nicht unmittelbar an der
Spanischen Grippe, sondern an bakteriellen Superinfektionen. Das hat die Zahlen
so in die Höhe getrieben!
Heute
würde man versuchen, solche Infektionen mit Antibiotika zu bekämpfen – vorausgesetzt natürlich, die Bakterien sprechen darauf an. Tja, und die
Tularämie ist ein Bakterium.« Er verstummte.
»Antibiotika … «,
sagte Maria nachdenklich.
»Normalerweise.
Ja«, erwiderte Perez. »Aber was passiert, wenn sie nicht wirken? Wie bei dieser
Bianca?«
Maria
pfiff leise durch die Zähne. »Deine Schwester hat ebenfalls vermutet, dass eine
Resistenz bestehen könnte.«
Er
stieß einen ziemlich langen Fluch aus, den Maria zwar nicht wörtlich verstand,
aber dessen Inhalt sie sich denken konnte. Dann hob er den Kopf. Maria
erwiderte seinen eigentümlichen Blick. Unwillkürlich lächelte sie. Perez
Mundwinkel zogen sich ebenfalls nach oben und er hob die Brauen.
»Was
hältst du davon, wenn ich dich zum Essen einlade, wenn das hier vorbei ist?«
Maria
lachte. »Vergiss es.«
Er
lachte mit, bevor er wieder ernst wurde. »Du verstehst also das Problem. Die
ganze Zeit habe ich gedacht, es sei eine gute Idee zu warten, um Leonhard auf
frischer Tat zu ertappen, damit er keine Zeit hat, sich etwas Neues
auszudenken. Seitdem die Schweinegrippe auf den Plan
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