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Judasbrut

Judasbrut

Titel: Judasbrut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Fink
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getreten ist, weiß ich
nicht mehr, ob das richtig ist. Und Leonhard hat das Zeug sehr wahrscheinlich
im Institut. Wenn wir es rausholen, können wir diese Gefahr ausschließen – auch
wenn ich nicht weiß, ob wir dann überhaupt genug stichhaltige Beweise gegen ihn
haben.«
    »Hm.«
Nachdenklich runzelte Maria die Stirn. Sie konnte die Argumentation
nachvollziehen, aber ganz überzeugt war sie nicht. »Was hat eigentlich dein
Onkel damit zu tun?«
    Perez
Gesichtszüge verhärteten sich. »Ich weiß es nicht!«
    Es
klang eher wie ›Ich will es nicht wissen‹, fand Maria, doch sie schwieg.
    »Wir
müssen es unschädlich machen, und zwar so schnell wie möglich.« Unruhig tippte
Perez mit den Fingern auf seinem Oberschenkel herum. »Der erste Anschlag soll
am Donnerstag erfolgen, sagen Mika und Heidrun.«
    Maria
stierte einen Moment in ihren Kaffee. Dann fiel der Groschen. »Allmächd! Der
Anstich beim Berg!« Beim drittgrößten Volksfest in Bayern würde sich die
Ansteckung ausbreiten wie ein Buschfeuer. Schlückchenweise trank Maria den
Kaffee, obwohl sie den Geschmack der Milch darin wirklich nicht mochte.
    Erst
nach einer Weile sagte sie: »Mal abgesehen davon, dass ich in Teufels Küche
komme, wenn ich mit dir da einbreche – wir
können nicht einfach da reinspazieren und das Zeug herausholen. Immerhin
handelt es sich um hochinfektiöses Material und ich schaffe es ja nicht mal,
mir keine Magen-Darm-Grippe zu holen, wenn Franzi eine hat.« Perez wollte etwas
einwenden, doch Maria hob die Hand, um ihn zu unterbrechen. »Aber ich habe eine
andere Idee.«
     
     
    Universitätsklinikum
Erlangen
     
    Der grauhaarige Beamte, der vor
dem Krankenzimmer von Professor Leibl wartete, sah müde auf, als Maria morgens
um 7 Uhr den Flur entlang kam. Sie kannte den Mann, seitdem sie in Erlangen
war.
    »Bist
du allein, Ludwig?«, erkundigte sie sich freundlich.
    Der Beamte
kratzte sich am Kopf. »Nee, Erich ist gerade runter und macht kurz Pause.«
    »Du
siehst aus, als brauchst du auch eine. War sicher eine lange Nacht, aber ich
bin ja jetzt hier. Ach so … « Sie wies über ihre Schulter, als fiele ihr gerade erst wieder
der Mann ein, der hinter ihr wartete. »Georg Wiesinger, ein Kollege vom LKA.«
    Ludwig
sah ihn nur flüchtig an und lächelte Maria zu. »Du bist ein Goldstück. Zehn
Minuten oder ist dir das zu lang?«
    »Auch
fünfzehn. Ist eigentlich jemand drin?«, fragte sie möglichst beiläufig.
Erleichtert sah sie, wie Ludwig den Kopf schüttelte, bevor er ging.
    Zusammen
mit Perez betrat sie das Krankenzimmer von Professor Leibl. Wie Ludwig
bestätigt hatte, war niemand außer dem Patienten da. Leibl lag blass und
apathisch in seinem Bett. Erst als er Perez sah, hellte sich seine Mine ein
wenig auf.
    Zu
Marias Überraschung, ging Perez sofort neben dem Bett in die Knie, ergriff
Leibls Hand, nahm sie fest zwischen seine beiden und hob sie an seine Lippen.
    » Abba!
Ani Mitzta’er! «, sagte er leise.
    Leibl
ließ seine andere Hand zuerst für einen Moment auf Perez’ Händen ruhen, dann
antwortete er mit brüchiger, beinahe unhörbarer Stimme: » Ata lo aschem,
Perez.«
    »Doch,
Abba, es ist meine Schuld.« Perez setzte sich auf die Bettkante, ohne jedoch Leibls
Hand loszulassen. »Sara und ich hätten nicht versuchen dürfen, alles allein zu
machen. Wir hätten dir viel früher vertrauen und die Wahrheit über Leonhard
sagen sollen, ich glaube … « Er stockte, bevor er in eindringlichem Tonfall weiterredete.
»Ich glaube, du weißt viel mehr darüber, als du zugegeben hast. Bitte, Abba,
Maria und ich brauchen jetzt deine Hilfe. Sag uns alles.«
    Leibl
wandte den Blick ab. Er schloss die Augen. Seine Fingerknöchel wurden weiß,
weil er Perez Hand so festhielt. Ein paar Tränen stahlen sich unter seinen
Lidern hervor. Maria hätte gern etwas gesagt, Fragen gestellt, doch sie hatte
das Gefühl, es sei taktvoller zu warten.
    »Bitte,
Abba. Hilf uns.«
    Es
dauerte noch eine Minute, bis Leibl tief durchatmete, die Augen öffnete und
sich fahrig die Tränen abwischte. Dann bedeutete er, dass er etwas zu schreiben
haben wollte. Maria reichte ihm ihr Notizbuch samt Kugelschreiber. Als er
fertig war, las es zuerst Perez, schließlich reichte er es Maria. Leibls
Handschrift war unregelmäßig und zittrig. Er hatte mehrfach neu angesetzt und
Wörter durchgestrichen.
    ›Diese
Tularämie ist resistent und sehr wahrscheinlich von Mensch zu Mensch
übertragbar! Die Genmutation war meine Idee, aber ich kenne den

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