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Judasbrut

Judasbrut

Titel: Judasbrut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Fink
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genauen
Entwicklungsstand nicht. Ich wusste nicht, was Leonhard damit vorhat. Bianca
infizierte sich im Labor und rief mich sofort an, weil Leonhard noch in der Klinik
war. Sie hatte Sorge, dass er ärgerlich über ihr Ungeschick war.‹
    »Dann
war Bianca unmittelbar an der Herstellung beteiligt?«, dachte Maria laut nach.
    Leibl
nickte. Noch einmal verlangte er nach Zettel und Stift.
    ›Ich
riet ihr, sie solle trotzdem Doxycyclin versuchen und zusätzlich Phagen nehmen.
Sie sagte, sie habe welche aus dem Labor mitgenommen und wolle wegen des
Antibiotikums Meir anrufen, damit er es ihr verschrieb. Es sei ein normaler
Infekt, wollte sie ihm sagen. Weder das Medikament noch die Phagen wirkten
anscheinend bei ihr. Es ist schlimmer geworden, daher hätte sie andere
gebraucht, aber sie hat sich nicht mehr bei mir gemeldet. Meir sagte, ihr ginge
es schlecht, doch da war Leonhard bereits aus der Klinik heraus. Ich dachte, er
hilft ihr. Aber er tat es nicht. Ich hätte es tun müssen!‹
    »Also
war Bianca schwer krank, als Eichmüller sie fand, und weil er wusste, dass es
keine Hoffnung mehr gab und er alles vertuschen musste … «
    »… hat
er sie umgebracht, dieses sadistische Schwein«, ergänzte Perez abfällig. » Lech
La’asalsel! «
    »Tsss«,
machte Leibl und sah Perez tadelnd an. Der rutschte von einer Pobacke auf die
andere.
    »Warum
wirken die Phagen nicht?«, erkundigte sich Maria. »Wissen Sie das?«
    Mit ein
paar Strichen skizzierte Leibl zwei unterschiedliche Zyklen, die bei einem
Phagenbefall entstehen konnten. Der lytische Zyklus zeigte das, was Sara
geschildert hatte. Die Phagen-DNA wird in die Bakterien injiziert, was die
Bakterie dazu bringt, in ihrem Innern neue Phagen zu produzieren. Anschließend
zerfällt die Bakterie, wobei sie die entstandenen Phagen freigibt. Beim
anderen, dem lysogenen Zyklus, hatte Leibl jedoch deutlich gemacht, dass nach
der Injektion die Phagen-DNA in die DNA der Bakterien eingebaut wird und – anstatt Phagen zu produzieren – sich die Bakterie wie gewohnt
weitervermehrt – allerdings mitsamt der eingebauten Phagen-DNA. › Bildung einer
Art Resistenz!!!‹ , stand daneben.
    »Dann
wirken die Phagen nicht mehr und der Patient stirbt?«
    Leibl
wiegte mit dem Kopf. Wieder schrieb er. ›Man kann leicht andere wirksame
Phagen finden. Bianca hatte keine Möglichkeit dazu.‹ Er machte ein
bekümmertes Gesicht.
    »Ich
verstehe«, sagte Maria nachdenklich.
    Mit
einer resoluten Bewegung notierte Leibl noch etwas. › Ich bin nicht sicher,
aber ich glaube, Leonhard hat vor einiger Zeit Menschenversuche durchgeführt.‹ Jetzt,
wo er die Wahrheit gesagt hatte, schien es Leibl allmählich besser zu gehen und
er schien entschlossen, bei der Aufklärung zu helfen.
    »Allmächd,
so aan Hinderfodz«, entfuhr es Maria. Leibl runzelte die Stirn, sagte aber
diesmal nichts. »Ja, es gab eine Reihe von Obdachlosen, die ähnliche Symptome
hatten wie Bianca.«
    Leibl
schluckte sichtlich.
    »Hören
Sie zu, Professor«, sagte Maria. »Sie können uns helfen.«
     
     
    Bibel, Apostelgeschichte
1, 26
     
    Dann gaben sie ihnen Lose; das
Los fiel auf Matthias, und er wurde den elf Aposteln zugerechnet.

Mittwoch, 27. Mai 2009
     
    Vahlenmühle, Landkreis
Neustadt/Aisch
     
    Obwohl die Sonne vom blauen
Himmel strahlte, war es noch kühl an diesem Morgen.
    »Igitt
ist das eklig hier – auch ohne Leiche!« Michelles Stimme klang hohl aus dem hinteren
Teil des alten Kellers, in dem sie zusammen mit Maria und bewaffnet mit einer
Taschenlampe eingedrungen war.
    Im
vorderen Teil stand Maria und schöpfte etwas von dem brackigen Wasser aus einer
Mulde, in dem jede Menge altes Laub schwamm, in ein Reagenzglas, das sie mit
einem Deckel fest verschloss und beschriftete. »Hast du eine Probe?«
    Es
plätscherte und schmatzte, dann kam Michelle hinter der Holztür hervor, die
schief in den Angeln hing. »Mehrere. Und jetzt?«
    Maria
richtete sich auf. »Du darfst wählen – links
den Wald entlang oder rechts zum Hof.«
    Sie
verließen den beklemmenden Keller. Michelle nahm den schmalen Weg am Waldrand
und den Weihern und Maria wandte sich nach rechts, um zur Vahlenmühle zu gehen.
Das taufeuchte Gras reichte ihr zum Teil bis zu den Oberschenkeln und mit
leichtem Schaudern dachte Maria an die Unmengen von Zecken, die hier lauerten.
Genau wie Mücken und Flöhe galten auch sie als Überträger der Hasenpest. Sie
ging an einer Wiese vorbei, auf der kniehoch handtellergroßer Klee wuchs.
Mehrere Entenfamilien

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