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Judasbrut

Judasbrut

Titel: Judasbrut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Fink
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schwammen über den Weiher und die zahllosen Frösche, die
an der Wasseroberfläche zu sehen waren oder direkt vor ihren Füßen mit lautem
Platschen ins Wasser sprangen, quakten lauthals um die Wette. Eine kleine,
blökende Schafherde war ohne sichtbare Begrenzung unterwegs und beobachtete
neugierig die frühe Besucherin. Immer wieder nahm sie Proben aus den Weihern
und aus dem Mühlbach, der sich hinter den Gebäuden plätschernd
entlangschlängelte. Die Ruhe der natürlichen Geräuschkulisse hätte unter
normalen Umständen entspannend auf Maria gewirkt. Ein Hahn musterte sie, als
sie stehen blieb, um aus dem kleinen Entenweiher eine Probe zu nehmen. Auf der
anderen Seite des Wegs standen drei Gänse, die größte richtete sich auf und
zischte erbost, als auch Maria sich wieder erhob. »Lass mich bloß in Ruhe«, murmelte
Maria und machte, dass sie weiter kam.
    Am Auto
traf sie auf ihre junge Kollegin. Die ansonsten immer zum Schwatzen aufgelegte
Michelle war still, als sie sich auf den Rückweg nach Erlangen machten. Nicht
ein Kommentar über das Wetter, die Landschaft oder ihre Pläne für das
Pfingstwochenende zu Hause. Zu belanglosem Geplauder war Maria eigentlich auch
nicht aufgelegt, doch jetzt vermisste sie die Ablenkung.
    »Glaubst
du, der Professor findet passende Phagen?«, fragte Michelle, als sie Weisendorf
passierten.
    »Er war
sich sicher«, antwortete Maria. »Es wird schon alles gut gehen. Gott sei Dank
gab es nicht so viele Neuerkrankungen in Neustadt wie befürchtet. Vielleicht
ist es weniger ansteckend als gedacht.«
    Michelle
atmete laut und tief. Es war ein Vabanquespiel. Perez hatte am Vortag noch
Saras Kollegen Dr. Hüttner eingeweiht, der den Ernst der Lage verstanden hatte
und nun versuchen wollte, die Erkrankten im Auge zu behalten, damit es nicht
noch mehr Tote gab.
    Maria
fühlte sich nicht besonders wohl in ihrer Haut. Es widerstrebte ihr zusehends,
hinter dem Rücken ihres Chefs einen so groß angelegten Alleingang zu wagen.
    Nach
einem eingehenden Gespräch mit Bennett hatte Maria ihm klar gemacht, dass er
seinem Lebensgefährten den größten Gefallen damit tun würde, wenn er sich
vorläufig nicht an den genauen Inhalt des Briefes erinnern würde. Bennett war
nicht dumm und hatte zumindest begriffen, dass Maria es gut meinte, und
verlegte sich darauf zu behaupten, dass Leibl sich nur bildlich gesprochen für
Biancas Tod verantwortlich gefühlt habe, weil er Sara unterschätzt habe. Da
gegen Leibl also keinerlei Verdachtsmomente mehr bestanden, wurden die Beamten
vor seiner Tür abgezogen. Maria wollte Leibl jetzt aus der Uni-Klinik abholen,
damit er möglichst schnell eine Phagenlösung herstellen konnte. Zugang zu einem
geeigneten Labor samt Material konnte er über alte Universitätskollegen
bekommen, die Maria für ihn angerufen hatte, und Dr. Hüttner hatte die nötigen
Wattestäbchen samt Speichelproben von Patienten organisiert, um entsprechende
Kulturen anlegen zu können. Leibl hatte versichert, dass die Herstellung
einfach war. Allerdings war die Anwendung nicht ohne Weiteres erlaubt – lediglich in einer rechtlichen Grauzone. Erst wenn sicher war, dass keine
andere Therapie mehr half, konnte mit Zustimmung der Patienten eine solche
Therapie angeboten werden.
    Allerdings
war die mögliche Anwendung im Moment nicht ihre Hauptsorge. Das, was sie noch
vorhatten, war wesentlich riskanter.
     
     
    Polizeipräsidium
Mittelfranken, Nürnberg
     
    Vor lauter Aufregung waren
Ninas Hände feucht und kalt. Vor dem imposanten Gebäude am Jakobsplatz wartete
sie auf Paul Holzapfel. Den ganzen Weg hierher war sie wieder und wieder alles
durchgegangen, was sie erzählen sollte. Hoffentlich vergaß sie nichts!
    »Frau
Langenbach!« Holzapfel kam mit kurzen Schritten zu ihr. Sie reichten sich die
Hand. »Oh, Sie sind nervös. Keine Sorge, ich bin ja bei Ihnen. Seien Sie
einfach Sie selbst.«
    Holzapfel
führte Nina hinein. Der Beamte hinter dem Glasfenster in der Eingangshalle
kannte Holzapfel und drückte gleich auf den Türöffner. Als sich die
Sicherheitstür hinter ihnen schloss, überfiel Nina ein klaustrophobisches
Gefühl. Ihr wurde übel.
    »Ist
hier ein Klo?« Sie hielt sich die Hand vor den Mund. Eigentlich konnte ihr gar
nicht schlecht werden, denn sie hatte vorsichtshalber nicht gefrühstückt.
    »Jessas,
naa«, entfuhr es Holzapfel, als er sie ansah. »Hier lang, Madle.« Resolut schob
er sie den Gang hinunter. Hastig stieß sie die Tür der Damentoilette auf und
schaffte es

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