Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Judasbrut

Judasbrut

Titel: Judasbrut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Fink
Vom Netzwerk:
holen.
    Maria
stützte ihre Ellbogen auf den Tisch und legte ihr Kinn auf die verschränkten
Hände. »Was ist los?«
    Jens
reagierte nicht. Sie stand auf, schloss die Tür und setzte sich wieder in die
gleiche Position ihm gegenüber. Dabei fixierte sie ihn mit zusammengekniffenen
Augen.
    Ein
betrübtes Lächeln huschte über Jens’ Lippen.
    »Stell
dir einfach vor, ich sei ein Mann«, riet Maria. »Hm. Halt – ich
weiß es. Stell dir lieber vor, du seist eine Frau und ich deine beste
Freundin.«
    Jens
warf den Kugelschreiber auf den Schreibtisch. Er rieb sein Gesicht mit beiden
Händen, bevor er eine rastlose Wanderung durch den Raum antrat. »Eigentlich ist
gar nichts, aber … keine Ahnung, ich weiß nicht, wo ich anfangen soll … «
    »Am
Anfang? Geht es um Nina?«
    »Ja.
Nein. Sie ist so komisch. Sie … ich … kannst
du nicht mal mit ihr reden?«
    »Und
worüber genau?« Maria verbiss sich ein kleines Lächeln wegen seiner
ungeschickten Versuche, seine Probleme in Worte zu fassen.
    Jens
ließ sich auf den Drehstuhl fallen, der mit einem Ächzen ein Stück tiefer
sackte. Mit einem genervten Laut hob Jens seinen Hintern ein Stück, wobei er
nachdrücklich den Hebel betätigte, um die Sitzfläche höher zu stellen.
    »Keine
Ahnung. Du kennst sie schon so lange. Vielleicht erzählt sie dir was.« Er
zuckte mit den Schultern. »Also, was sie hat. Was weiß ich.«
    Maria
musterte ihn kritisch, weil er erneut mit dem Kugelschreiber herumzuhantieren
begann. Mit Nina war sie seit der Schulzeit befreundet. Irgendwann hatte einige
Jahre zwischen ihnen ohne besonderen Grund Funkstille geherrscht – jede
hatte ihr Leben gelebt und sie hatten sich einfach aus den Augen verloren.
Nachdem Maria nach Erlangen versetzt worden war und bei einem zurückliegenden
Fall einige Male zufällig mit Jens zu tun gehabt hatte, hatten sie ihre alte
Freundschaft aufgefrischt. Jens wusste, wie gut sie sich verstanden und dass
sie sich vertrauten.
    »Was
glaubst du denn, was sie hat?«
    Jens
schwieg eine Weile, bevor er sagte: »Sie hat was.«
    »Weswegen
redest du nicht selbst mit ihr?«
    »Hab
ich ja schon ein paar Mal versucht. Aber in den letzten Monaten streiten wir
uns oft über irgendwelchen Schwachsinn. Letztens zum Beispiel – da war
sie sauer, weil ich Ostern den Dienst getauscht und die Ferien mehr oder
weniger durchgearbeitet habe. Ich hab halt Harald den Vortritt gelassen, weil
seine Kinder zur Schule gehen und da dachte ich … «
    »Deine
Frau geht auch zur Schule«, bemerkte Maria.
    »… ja,
schon, aber ich dachte, ich brauche den Urlaub oder muss den Dienst tauschen,
wenn wir Umziehen oder kurz vorher, wenn nicht alles rechtzeitig fertig ist
oder wenn wir hinterher die alte Wohnung renovieren müssen. Wenn dann gerade
keine Schulferien sind, hat Nina auch kaum Zeit. Ach, was weiß ich. Beim Bau
geht immer was schief. Jetzt gerade sind zum Beispiel falsche Steine geliefert
worden. Während der Rohbauphase ist ja für uns noch gar nicht so viel zu tun – höchstens was zu organisieren oder was für den Innenausbau ansehen, und das hat
sie prima allein hinbekommen.«
    »Willst
du hören, dass sie dich lieber trotzdem dabei gehabt hätte?«
    Er
verdrehte die Augen. »Normalerweise ist sie nicht so.«
    »Wie?
So?«
    »So.
Anders. Klar streiten wir uns oder sind unterschiedlicher Meinung. Aber wir
reden drüber und fertig. Dann letztes Wochenende: Da hatte ich frei und wir
sind nach Hochstahl gefahren. Nina war die ganze Zeit irgendwie … total
launisch.«
    Maria
schmunzelte. »Frauen sind das manchmal.«
    »Ha,
ha«, machte Jens. »Jedenfalls haben wir uns unterwegs in die Haare gekriegt,
weil sie den ganzen Brauereienweg gehen wollte – zwölf
Kilometer! – , und ich hatte keine Lust dazu. Tja, sie ist allein weiter. Aber
das Beste kommt erst noch: Sie ist abends nicht zurückgekommen.«
    Maria
pfiff durch die Zähe. »Wo war sie denn?«
    »Es gab
ein Unwetter und sie sagt, sie hat sich auf dem Weg von Sachsendorf nach Aufseß
verlaufen. Ihr Handyakku war leer, und als sie einen Gasthof gefunden hat, hat
sie da übernachtet.«
    »In
welchem Gasthof?«
    »Sie
weiß angeblich nicht mehr, wie der hieß. Irgendwo in der Nähe von Aufseß, sagt
sie.«
    Maria
zog die Brauen hoch. »Und sie hat dich nicht angerufen?«
    »Sie
weiß meine Handynummer nicht auswendig. Und auf die Idee, beim Wirt in
Hochstahl anzurufen oder ein Taxi oder einen Fahrdienst zu nehmen, ist sie
angeblich nicht gekommen.«
    »Ach?«
    »Genau.
Ach. Am

Weitere Kostenlose Bücher