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Judasbrut

Judasbrut

Titel: Judasbrut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Fink
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Sonntagmorgen stand sie einfach da. Ihre Klamotten waren dreckig und
noch nass, und sie hatte eine Prellung am Kopf. Sie ist im Wald gestürzt, sagt
sie. Außerdem … «, er räusperte sich, »… außerdem hat sie noch ein paar … Kratzer.«
    »Kratzer?«
    »Ja«,
antwortete Jens gedehnt.
    »Was
für Kratzer?«
    Er
zögerte. »Kratzer, eben. Da und da.« Unbestimmt wedelte er mit seiner Hand in
Richtung Schultern und Oberschenkel.
    »Du
nimmst ihr das alles nicht ab?«, wandte Maria ein.
    Jens
zuckte ratlos mit den Schultern. »Klingt reichlich seltsam, oder?«
    »Was
ist denn deiner Meinung nach passiert?«, erkundigte Maria sich vorsichtig.
    Jens
sah sie einen Moment wortlos an. Dann schaute er zur Seite. »Wir waren lange
nicht mehr in Hochstahl und es war mein Vorschlag gewesen, dort hinzufahren.
Ganz spontan. Soviel ich weiß, kennt sie da niemanden.« In komischer
Verzweiflung raufte er sich die Haare. »Au Mann, Maria, ich weiß auch nicht,
was ich da rede.«
    Maria
legte ihre Handflächen aneinander und tippte mit ihren Fingern rechts und links
gegen die Nasenspitze. »Okay. Gibt es sonst noch irgendwas, das ich wissen
sollte?«
    Er
schüttelte den Kopf. »Redest du mal mit ihr?«
    Leise
wurde die Tür geöffnet und Michelle steckte den Kopf herein. »Stör ich?«
    Jens
sprang unvermittelt auf.
    »Ich
rede mit ihr«, erklärte Maria.
    »Danke,
du bist ein Engel.« Mit einem Gruß in Richtung der blonden jungen Frau verließ
er eilig das Büro.
    Unschlüssig
stand Michelle in der Tür. »Ich wollte jetzt wirklich nicht stören.«
    »Hast
du nicht. Er war sowieso gerade dabei zu gehen«, erwiderte Maria mit leicht
ironischem Unterton, den Michelle natürlich nicht verstand. Jens war die Sache
unangenehm genug, daher war er bestimmt froh, dass Maria ihn nicht weiter
ausquetschen konnte.
    Maria
kannte Jens’ Neigung zu übermäßiger Eifersucht, deswegen war er zu ihr
gekommen. Er glaubte wohl, Nina habe ihn angelogen, wollte sich nicht
hineinsteigern und traute sich nicht, Nina zu fragen. Trotzdem ließ es ihm
keine Ruhe und selbst Maria musste zugeben, dass Ninas Verhalten merkwürdig war – auch
die »Kratzer«, die Jens nicht näher beschrieben hatte. Sie wusste nicht, was
sie davon halten sollte.
    Kurz
entschlossen nahm sie ihr Handy und tippte eine Nachricht an Nina, ob sie nicht
Lust hätte, am Abend mit ihr joggen zu gehen. Im Winterhalbjahr hatten sie selten
Zeit dazu gefunden, doch allmählich konnten sie ihre Gewohnheit von letztem
Sommer wieder aufnehmen, einmal in der Woche zusammen Sport zu treiben.
    »Wie
war es bei Friedrich?«, erkundigte sie sich währenddessen bei Michelle.
»Musstest du dir viele von seinen Geschichten anhören?«
    Michelle
kicherte. »Es geht. War jedenfalls spannend zu hören, wie früher ermittelt
wurde. So ohne Computer und Handy.«
    »Tja,
Friedrich gehört zu den Dinos hier. Er geht bald in Rente.«
    »Das
hat er mir erzählt. Und, dass er mit seiner Frau eine Tour durch Europa machen
will. Mit dem Wohnmobil. Finde ich echt cool. Wenn ich mal in Rente gehe, mache
ich das auch.« Michelle setzte sich Maria gegenüber.
    »Sag
mal … Hast du eigentlich schon mal einen Bericht geschrieben?«
    »Nö,
wieso? Was soll ich machen?« Sie tat so, als kritzle sie in der Luft herum.
    »Die
Obdachlose?«
    »Echt
jetzt?« Die Begeisterung stand ihr ins Gesicht geschrieben.
    Maria
nickte feierlich, während sie die Akten zu Michelle hinüber schob. »Hast du da
schon mal reingesehen?«
    »Ja,
hab ich. Die Frau heißt Gudrun Schreiber und ist ungefähr zwei Wochen vor ihrem
Auffinden ertrunken. Sie war stark alkoholisiert, deswegen ist sie vermutlich
beim Campingplatz in die Regnitz gestürzt. Da wurden nämlich ihre
Habseligkeiten gefunden. Sie litt unter einem Infekt … vielleicht hat sie deswegen so viel getrunken? Sie hatte ja keine andere
Medizin … «
    »Gut
möglich«, pflichtete Maria ihr bei.
    »Keine
Fremdeinwirkung«, fuhr Michelle fort. »Hab ich was vergessen?«
    »Ich
glaube nicht. Frau Schreiber sollte so bald wie möglich beerdigt werden. Also
fang an.«
    »Aber
du kontrollierst doch, was ich mache, oder?« So ganz geheuer schien es Michelle
nicht zu sein.
    »Na
klar, schließlich muss ich am Ende unterschreiben.« Maria stand auf. »Wir
fahren nachher übrigens ins Felix d’Herelle Institut und nach Neustadt in die
Praxis von Sara Eichmüller. Kaffee mit Milch und Zucker?«
    »Sicher
das! Blond und süß – wie ich.«
     
     
    Neustadt an der Aisch
     
    Der

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