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Judasbrut

Judasbrut

Titel: Judasbrut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Fink
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bürgerliche Existenz leben.
In zahlreichen Bekennerschreiben erklärten sie immer wieder, ihr Ziel sei es,
die vorherrschenden kapitalistischen Strukturen in ihren Grundfesten zu
erschüttern. Die Aktivitäten der Gruppe ließen sich keinen Einzeltätern
zuordnen.
    Eine
kleine Gruppe aus den Reihen des kb droht nunmehr Anschläge mit weitreichenden
Folgen an. Sie war aus der Anonymität herausgetreten, um so ihre Ziele der
Öffentlichkeit eindringlicher zu präsentieren und einen Wiedererkennungsfaktor für
ihre Sympathisanten zu schaffen, erklärte ein Sprecher des BKA. Genaueres ist
dazu jedoch nicht bekannt.
     
     
    Kriminalpolizeiinspektion
Erlangen
    Maria
starrte auf den Bildschirm, ohne den Bericht, an dem sie gerade arbeitete,
wirklich wahrzunehmen. Sie war allein im Raum, denn Michelle hatte für
Friedrich Zirngiebl etwas zu tun.
    Das
Klingeln des Telefons riss sie aus ihrer Lethargie. »Ammon?«
    »Paul
hier. Was gibt’s Neues?«
    »Danke,
gut. Und wie geht es dir?«
    Holzapfel
lachte. »Also habt ihr sie noch nicht?«
    »Nein«,
antwortete Maria seufzend. »Wir haben wie immer nicht genug Leute, um überall
gleichzeitig zu sein. Du hast nicht zufällig noch ein paar übrig?«
    »Leider
nicht. Apropos: Wie macht die junge Dame sich denn?«
    »Oh,
gut. Sie kann Susanne zwar nicht ersetzen, aber sie legt sich echt ins Zeug.
Ich hatte sie auch bei den Vernehmungen dabei.« Dann erstattete sie Holzapfel
von den bisherigen Ermittlungen Bericht. »Gestern waren wir in Windsbach und
haben mit Professor Leibl und Eichmüllers Sohn gesprochen. Der Junge trägt es
mit Fassung. Leibl kümmert sich wirklich rührend um ihn. Die Kollegen aus
Ansbach haben ein Auge auf die beiden, falls Sara Eichmüller dort auftaucht,
aber sie können auch nicht 24 Stunden vor Ort sein.«
    »Was
würdest du anstelle von Frau Eichmüller tun?«
    Maria
stieß die Luft aus. »Gute Frage. Ich weiß nicht … ich
glaube, ich wäre gar nicht weggelaufen.«
    »Sicher?«
    »Höchstens
zu dir und Elfriede. Und ihr hättet mich dann davon überzeugt, mich zu
stellen.«
    Holzapfel
brummte. »Wen hat Frau Eichmüller in diesem Fall?«
    »Eine
Freundin in Würzburg«, begann Maria ihre Aufzählung. »Mit der habe ich
gesprochen, dort hat sie sich nicht gemeldet. Saras Eltern sind beide tot. Ihr
Vater starb vor zehn Jahren bei einem Autounfall, ihre Mutter vor ein paar Monaten
ganz plötzlich an einem ruptierten Aneurysma der Bauchschlagader.«
    »Kein
schöner Tod«, fand Holzapfel. »Wie hat Frau Eichmüller das verkraftet?«
    »Sehr
schwer. Vielleicht hat sie deswegen am Sonntag die Kontrolle verloren. Ihre
Eltern nicht mehr da und jetzt geht auch noch ihre Familie den Bach runter … «
    Einige
Sekunden war es still. »Wäre es dir so gegangen, Maria?« Holzapfels Tonfall war
väterlich.
    »Ja,
ich glaube schon … Bleibt also noch ihr Onkel. Professor Leibl ist in Windsbach,
ansonsten wohnt er schon seit Jahrzehnten in Saras Elternhaus. Wir schicken
dort immer wieder eine Streife vorbei, falls sie sich dort blicken lässt. Und
dann gibt es noch ihren Zwillingsbruder Perez Leibl. Der hat mich gestern
übrigens angerufen. Er ist Gastdozent an der biologischen Fakultät in Tel Aviv,
deswegen wird sie ihn kaum besuchen. Er hat mir versprochen, seiner Schwester
zuzureden, sich zu stellen, falls sie sich bei ihm melden sollte. Er glaubt,
auf ihn würde sie hören.« Maria gab einen genervten Laut von sich. »Ganz
ehrlich, Paul: So richtig vorwärts kommen wir nicht. Nachher fahre ich mit
Michelle in das Institut. Ich hoffe, wir treffen dort Bianca Esser. Gestern hat
sie den Termin abgesagt, weil sie krank war. Sie klang zwar erkältet, aber ich
glaube eher, ihr ist die ganze Sache ziemlich peinlich, deswegen war sie froh
über eine Ausrede.«
    »Sei
nicht zu streng mit ihr.«
    »Sie
wusste, dass er verheiratet ist!«
    Holzapfel
lachte sein dröhnendes Lachen, bis Maria widerwillig einstimmte. »Schon gut, du
hast recht.«
    »Hm.«
    »Anschließend
fahren wir noch nach Neustadt in die Gemeinschafts-Praxis, in der sie arbeitet.
Gestern haben wir das nicht mehr geschafft.«
    »Dann
viel Erfolg. Ich muss jetzt Schluss machen. Elfriede sagt übrigens, Tanz in den
Mai würden ihre Knie nicht mitmachen und ich soll dich fragen, was du vom
Entlas-Keller hältst.«
    »Eine
ganze Menge.«
    Nach
dem Gespräch ließ sie den Fall noch einmal Revue passieren. Ein
Eifersuchtsdrama, so sah es aus. Aber irgendetwas passte nicht – warum
war Sara so spurlos

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