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Judasbrut

Judasbrut

Titel: Judasbrut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Fink
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bitte. Aber jetzt sehen wir zu, dass wir erst einmal
Cohen verhaften!«
     
     
    Erlangen, in der Nähe des
Palais Sutterheim
     
    Das Wetter zeigte sich von
seiner schönsten Seite. Genau richtig für das bevorstehende Wochenende. Die
Innenstadt war voller Menschen, denen man ansah, dass sie die Wärme nach den kühlen
Regentagen genossen. Nina fühlte sich nicht besonders. Die gute Laune um sie
herum ließ ihre Stimmung erst recht in den Keller sacken. Am liebsten hätte sie
sich in eine dunkle Ecke verzogen. Irgendwo hin, wo sie allein war, stattdessen
sah sie auf die Uhr. Noch eine Viertelstunde, bis sie sich mit Isabelle, einer
jungen Kollegin von der Realschule, am Europakanal treffen wollte. Eigentlich
hatten sie sich nach dem Unterricht im Lehrerzimmer über die Schwierigkeiten
mit einigen Kindern aus Isabelles Klasse unterhalten wollen, doch sie hatte
Nina dazu überredet, sich an diesem sonnigen Nachmittag lieber in dem neuen
Eiscafé neben der frisch renovierten Stadtbibliothek im Palais Sutterheim zu
treffen.
    Um die
letzten Minuten totzuschlagen und sich dabei wenigstens ein Stück von all den
Menschen zu entfernen, betrat Nina schließlich eine Boutique und tat, als
interessiere sie sich für die Sommerkleider. In Wahrheit dachte sie an ihre
Begegnung mit Jens, als sie von der Schule nach Hause kam. Er hatte nicht mit
ihr gerechnet, weil er von ihrer Verabredung mit Isabelle wusste – und
sie hatte geglaubt, er sei schon weg, da er seiner Schwester versprochen hatte,
ihr beim Aufbau eines neuen Etagenbettes für die Mädchen zu helfen. Stattdessen
hatte er niedergeschlagen in der Küche gehockt, als Nina hereinkam – den
Arztbericht vor sich liegend. Nun mussten sie sich wohl oder übel mit der
bitteren Wahrheit befassen: Jens war unfruchtbar.
    Das
Ergebnis des Urologen, das er bei seinem Termin am Vormittag bekommen hatte,
war eindeutig. Der Arzt hatte ihm keine Hoffnungen gemacht, dass es sich noch
ändern ließe. Die Erkrankung sei zu lange her, vielleicht hätte man etwas tun
können, wäre er eher gekommen, aber nun sei es zu spät.
    Zu
spät!
    Mit
allergrößter Willensanstrengung unterdrückte sie die Welle der Übelkeit, die
sie überfiel. Was, um Himmels willen, sollte sie jetzt tun? Es nicht bekommen?
Instinktiv legte sie eine Hand auf ihren Bauch.
    Das
Baby konnte nichts dafür!
    Außerdem
wünschte sie sich schon so lange ein Kind und auch Jens wirkte vorhin tief
betroffen, dass sie den Gedanken an eigene Kinder tatsächlich begraben konnten.
Nicht umsonst hatte er die Untersuchung wohl hinausgezögert. Über die
Möglichkeit einer Adoption hatten sie bisher natürlich nie gesprochen. Nina
selbst würde diese Möglichkeit ganz sicher in Betracht ziehen – wäre
sie nicht bereits schwanger. Vielleicht konnte Jens das Kind ja irgendwie
akzeptieren.
    Sie
atmete tief durch. Unter keinen Umständen konnte sie diesem kleinen Wesen etwas
antun, auch wenn der Vater … der Erzeuger, korrigierte sie
sich sofort, auch wenn dieser Mann jemand war, über den sie lieber nicht weiter
nachdenken wollte.
    Bis
jetzt hatte sie lediglich Maria von dieser Begegnung erzählt, daher sollte sie
ihrer Freundin vielleicht die Neuigkeiten als Erstes berichten. Die
pragmatische Einstellung Marias und deren guter Draht zu Jens würden bestimmt
helfen, ihn zu überzeugen.
    Nina
zückte ihr Handy. Jens hatte Nachtschicht und würde danach erst einmal
schlafen. Kurzerhand schrieb sie Maria eine Nachricht: ›Muss morgen früh
dringend mit dir sprechen‹. Dann setzte sie noch hinzu: ›Es geht um neulich.
Jens weiß immer noch nichts. Es ist sehr wichtig!‹.
    Sie
drückte auf Senden .
    Seine
Eifersucht hin oder her, ihre Beziehung musste einfach so stabil sein, dass sie
das gemeinsam durchstehen konnten.
    Sie
musste es geschickt anstellen, auf keinen Fall riskieren, dass er sie vor die
schreckliche Entscheidung stellte: Baby oder er. Es bot sich die Chance,
endlich eine richtige Familie zu sein. Ein Wink des Schicksals. Sie lächelte
unwillkürlich, als sie den Sonnenstrahl bemerkte, der durch das Schaufenster
fiel und ihre Hand berührte. Warm und hell.
    Ihr
Handy vibrierte. ›Um neun zum Frühstück bei mir ‹.
    Offenbar
war Maria im Stress, denn sonst hätte sie auf der Stelle zurückgerufen.
Allerdings war es Nina deutlich lieber, denn am Telefon mitten in der Stadt
wollte sie wirklich nicht darüber reden. Sie schrieb noch eine Nachricht.
Diesmal an Jens: ›Bin morgen bei Maria frühstücken. Gib mir ein

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