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Judasbrut

Judasbrut

Titel: Judasbrut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Fink
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bisschen Zeit.
Wir schaffen das! Ich liebe Dich!‹.
    Sie
atmete durch. Es war eine Chance. Davon würde sie Jens mit Marias Hilfe
überzeugen!
    Ein
wenig besser gelaunt machte sie sich auf den Weg zu dem Café, in dem sie sich
mit Isabelle treffen wollte. Als sie um die Ecke bog, saß ihre Kollegin bereits
an einem der Tische draußen und winkte sie heran.
    Nina
setzte sich ihr gegenüber. »Bist du schon lange da?«
    Die
junge Lehrerin mit dem dunklen Wuschelkopf schüttelte den Kopf. »Ein paar
Minuten. Ist irgendwas passiert? Deine Augen sind ganz rot.«
    Die
Spuren ihrer Tränen waren offenbar immer noch zu sehen. Nina zog ein wenig die
Nase hoch. »Vielleicht eine Allergie«, sagte sie möglichst gleichgültig.
    »Hoffentlich
keine Schweinegrippe oder diese neue Seuche aus Neustadt«, unkte Isabelle. »Was
das wohl ist?«
    »Ach,
das ist bestimmt alles halb so wild, was die Zeitungen schreiben«, meinte Nina
und winkte ab. Ihr Handy vibrierte und sie las die Nachricht, die Jens ihr
zurückgeschickt hatte: ›Ich dich auch  ‹.
    Sie
lächelte versonnen. Es würde gut gehen. Es musste einfach! Sie steckte es
zurück in ihre Tasche. »Also, jetzt erzähl mal, was ist denn los in deiner
Klasse.«
    In der
nächsten Dreiviertelstunde schlemmten sie nicht nur die großen Eisportionen,
sondern Nina ließ sich – dankbar über die Ablenkung – von
Isabelle in ein Gespräch über die vertrackte Situation in deren Klasse
verwickeln.
    Nachdem
sie ihren Becher verputzt hatte, nahm sie sich noch einmal die Eiskarte vor.
Sie hatte vermutlich noch nie in ihrem Leben zwei Eisbecher hintereinander
verdrückt. Schwanger sein war eindeutig eine interessante Erfahrung.
Unschlüssig blickte sie von der Karte auf und ließ ihren Blick umherschweifen,
als stünde irgendwo ein Plakat herum mit der Lösung ihres Appetit-Problems.
    Der
Straßenverkauf der Eistheke, der höchstens vier, fünf Meter entfernt war, zog
ihre Aufmerksamkeit auf sich. Eine Frau mit einer schicken blauen Strickmütze
auf ihren dicken braunen Locken und einer riesigen Sonnenbrille á la Anastasia
hatte gerade eine Eistüte in der Hand. Ein großer, leicht untersetzter Mann mit
schlabberigem T-Shirt in undefinierbarer Farbe und schmuddeliger Jeans stand
neben ihr. Seine langen Haare waren eindeutig zu schwarz, als dass ihre Farbe
natürlichen Ursprungs sein konnte. Ein zweiter Mann bezahlte gerade. Er nahm
den kleinen Papp-Eisbecher von der Theke. Als er sich in Ninas Richtung
umwandte, blieb ihr fast das Herz stehen. Mit halb offenem Mund starrte sie den
Mann an, den sie als Georg kennengelernt hatte – in
Wahrheit Stefan Falk, linksautonomer Terrorist. Gerade in dem Moment, in dem
ihr klar wurde, wie auffällig sie sich benahm, begegnete er ihrem Blick. Seine
nicht ganz parallel stehenden Augen hinter der rechteckigen Brille verengten
sich für einen kurzen Moment.
    Er
hatte sie erkannt.
    Nina
hätte am liebsten die Flucht ergriffen, doch ihre Beine gehorchten ihr nicht – genau
wie an jenem Abend. Isabelle plapperte immer noch und schien sich Gott sei Dank
nicht darüber zu wundern, dass sie gar nicht antwortete. Plötzlich registrierte
die Frau mit der Sonnenbrille den Blickkontakt. Sie stieß dem Dicken unsanft
den Ellbogen in die Seite, dabei musterte sie Nina gründlich. Der Mann – Georg?
Stefan? – sagte etwas zu den beiden und fixierte immer noch Nina, wie ein
Jäger seine Beute.
    Drei!
Sie waren zu dritt!
    Nina
spürte, wie etwas in ihrem Gehirn einrastete.
    Auch
die anderen gehörten zu den radikalen Terroristen des kb, die in ganz
Deutschland gesucht wurden!
    Und
mitten in Erlangen spazierten sie einfach durch die Menge. Was hatten sie vor?
Waren sie bewaffnet? Erlangen war nicht Berlin. Oder Frankfurt oder München
oder eine der anderen Großstädte, in denen sie bisher Anschläge verübt hatten.
Waren sie vielleicht untergetaucht?
    Plötzlich
bewegte er sich. Erschrocken sprang Nina auf und stieß dabei an den Tisch.
    »Hoppla!«,
sagte Isabelle erschrocken.
    »Tut … tut
mir leid, ich … muss mal … «, begann Nina mit schriller Stimme, doch bevor sie sich aus dem
Staub machen konnte, hatte er sie bereits erreicht.
    »Nina!«,
sagte er mit seiner rauen Stimme. »Schön, dass du schon da bist.«
    Ohne
Umschweife zog er sie trotz des Eisbechers, den er in der Hand hielt, in seine
Arme und küsste sie mitten auf den Mund. Vollkommen perplex über diese
Dreistigkeit ließ sie ihn gewähren.
    »Du
siehst gut aus.« Mit der freien Hand

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