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Judasbrut

Judasbrut

Titel: Judasbrut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Fink
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mit ihm, bevor sie stehen blieb. »He, Moment … ähm
Georg, ich … ich will nicht mit dir gehen. Ich muss nach Hause.«
    Langsam
wandte er sich ihr zu. »Realschule am Europakanal, richtig? Dort unterrichten
du und deine entzückende Kollegin. Wie ist noch ihr Name? Isabelle Schad?«
    »Ja,
aber warum … «
    »Wie
viele Schüler gibt es eigentlich dort?«
    Nina
wollte antworten, doch sie klappte ihren Mund wieder zu. Schwindel stieg in ihr
auf. »Das kannst du nicht tun«, flüsterte sie.
    Er trat
einen Schritt zurück. Sein Lächeln war kalt. Er öffnete seine Weste, damit sie
einen Blick auf ein Pistolenholster werfen konnte. »Was kann ich nicht tun?«
    Die
Worte blieben ihr im Hals stecken. Plötzlich hatte sie das Gefühl, in der Falle
zu sitzen.
    »Warum
hast du Angst vor mir?«, erkundigte er sich beiläufig, wobei er etwas aus der
Tasche zog, das er in seiner rechten Hand verbarg.
    »Ich
habe keine Angst!« Ihre Stimmlage war deutlich höher als sonst.
    »Ich
habe mich nur nach deiner Schule erkundigt.«
    »Ich … weiß … nicht … «,
stammelte sie.
    »Gefalle
ich dir eigentlich besser mit langen Haaren?« Während er sich über seinen
extrem kurz geschorenen Hinterkopf rieb, beobachtete er ihre Reaktion. »Und was
ist mit dem Bart?«
    »Ich … weiß
nicht, wovon du sprichst.« Sie ahnte, dass es längst zu spät war – und
seine Antwort bestätigte das.
    »Natürlich
weißt du das! Du hast mich erkannt. Dumm. Wirklich dumm. Es tut mir leid, aber
du bist ein zu großes Risiko, daher kann ich dich dieses Mal nicht einfach
laufen lassen.«
    Nina
hatte das Gefühl, ihr würde der Boden unter den Füßen weggezogen. »Was willst
du von mir?«, flüsterte sie.
    »Zuerst
einmal kommst du mit mir, bevor wir Aufmerksamkeit erregen«, teilte er ihr
nahezu emotionslos mit, während er auf sie zutrat. Vor seinem Körper, sodass
nur Nina es sah, ließ er die Klinge eines Taschenmessers auf- und wieder
zuschnappen. »Schalte dein Handy aus und gib es mir!«
    Mechanisch
tat sie es, danach legte er einen Arm um sie. Eng umschlungen, wie ein
Liebespaar, schlenderten sie über den Schlossplatz in Richtung Uniklinik. Im
Park warf er ein Knäuel Taschentücher in einen der Abfallbehälter, darin
eingewickelt ihr Handy.
    Während
er so tat, als küsse er sie leicht aufs Ohr, flüsterte er. »Ich will dir immer
noch nicht wehtun. Also sei einfach brav und tu, was ich dir sage. Das kannst
du doch, oder?«
    Sie
nickte. Seltsamerweise fand sie es tröstend, dass er dabei ihre Schulter
streichelte.
     
     
    KPI Erlangen,
Vernehmungszimmer
     
    Cohen hatte es mit Fassung
getragen, als Maria ihm den Haftbefehl zeigte und ihn abführen ließ. Ohne
Protest war er ins Auto gestiegen und hatte beinahe stoisch die Formalitäten
über sich ergehen lassen. Auf Cohens Bitte war Professor Leibl informiert
worden, um einen Anwalt zu organisieren, der nun neben seinem Mandanten am
Tisch saß, in Unterlagen blätterte und sich gelegentlich Notizen machte. Ihnen
gegenüber hatte Maria Platz genommen und beobachtete Cohen, dessen bisherige
Antworten allesamt kurz ausgefallen waren.
    Maria
stützte ihr Kinn auf ihre ineinander verschränkten Hände. »Also hat Frau Esser
Sie am Donnerstag angerufen und Sie haben ihr angeboten zu ihr zu kommen, weil
sie krank war?«
    »Richtig.
Sie bat mich, ihr etwas zu Essen und Medikamente mitzubringen. Sie fühlte sich
nicht gut genug, um zum Arzt zu gehen.«
    »Warum
hat sie keinen Arzt kommen lassen?«
    »Das
weiß ich nicht. Vielleicht macht ihr Arzt keine Hausbesuche? Das ist nicht
selbstverständlich«, erwiderte Cohen.
    »Sie
sind also zu ihr gefahren und haben Sie untersucht?«
    »Ja.«
    »Wie
lautete Ihre Diagnose?«
    Er sah
Maria nicht an. »Ein unbestimmter, grippaler Infekt. Ich besorgte ihr ein
Antibiotikum.«
    Maria
lehnte sich mit verschränkten Armen zurück. »Warum haben Sie uns das nicht viel
früher gesagt? Das sind wichtige Informationen!«
    »Weil
ich wusste, was dann passiert!« Er wies mit der Hand in einer umfassenden Geste
in den Raum und meinte damit die Situation. »Sie brauchen einen Schuldigen und
da komme ich Ihnen natürlich gelegen.« Er schnaubte.
    Der
Anwalt neben ihm legte beruhigend die Hand auf seinen Arm. »Sie müssen sich
nicht selbst belasten, Dr. Cohen. Wenn Sie nichts sagen wollen, haben Sie das
Recht dazu.«
    Cohen
nickte grimmig.
    Maria
wartete einen Moment, bis sie die nächste Frage stellte. »Haben Sie Frau Esser
noch einmal

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