Judasbrut
Stromschläge auf jedem Quadratzentimeter, den er berührte.
Nina
nestelte am Verschluss seiner Hose. Sie hatte keine Ahnung, woran es lag. Sie
war nicht sicher, ob sie den Grund überhaupt wissen wollte, doch er erregte sie
auf eine so unbändige Art, wie sie es noch nie erlebt hatte. Bald lag sein
nackter Körper auf ihrem. Es war genau das, wonach sie sich sehnte, seit er sie
das erste Mal geküsst hatte.
»Dein
Mann ist nicht hier, Nina«, hatte er vorhin zu ihr gesagt. »Niemand ist hier … niemand weiß, wo du bist.« Und niemand musste davon erfahren.
Die
Nacht war noch lang. Sehr lang.
Mit verschränkten Armen saß er
ihr gegenüber und schien ihre Erinnerung zu erraten. »Es hat dir ziemlich gut
gefallen«, stellte er mit süffisantem Lächeln fest. Er machte sich nicht die
Mühe leise zu sprechen. »Oder alles, was ich über Frauen weiß, stimmt nicht.«
Nina
neigte sich über den Tisch und zischte: »Ich wollte nicht mit dir schlafen!«
Er
lachte erheitert. Dasselbe Lachen, das ihr in jener Nacht noch manchen Schauer
über den Rücken gejagt hatte. Abrupt beugte er sich zu ihr. Wieder fasste er
sie unterm Kinn. Sie wollte sich seinem harten, beinahe schmerzhaftem Griff
entziehen. Mit der anderen Hand streichelte er ihre Wange. Sein Gesicht war
ihrem ganz nah. Sie starrte in seine dunklen Augen, die sie einfach nur
liebevoll zu betrachten schienen – auf
die kurze Distanz sah sie jedoch die Berechnung darin.
»Lass
mich los! Oder ich schreie!«
»Oh,
ja, schrei nur. Du weißt, ich mag das«, antwortete er spöttisch. »Am Anfang
hast du getan, als würdest du dich ein bisschen zieren, aber ich glaube eher,
es hat dich angemacht.«
»Ich
dachte, du … du … bringst mich um, wenn ich nicht mache, was du willst«, entfuhr es
ihr. Und im selben Moment wusste sie, es war ein Fehler, das zu sagen.
In
seinen Augen blitzte etwas auf, doch er lächelte unverwandt. »Und warum«,
fragte er langsam, »hätte ich das tun sollen? Ich wollte einfach ein bisschen
Spaß mit dir haben. Ich habe dich nicht bedroht. Warum sollte ich das tun?«
Sie
antwortete nicht. Ihr Herz schlug ihr bis zum Hals. Sie sollte einfach
aufstehen und gehen. Aber sie saß wie angewurzelt.
»Du
hast mich angebettelt, meine Süße. Richtig angefleht«, flüsterte er. »Du warst
unersättlich.«
»Arschloch!«
Er kam
noch näher. Sie hielt die Luft an, während er zart an ihren Lippen knabberte,
und dachte kurz daran, ihn zu beißen. Doch sie hielt sich zurück, konzentrierte
sich stattdessen darauf, ihren Mund geschlossen zu halten.
»Ich
weiß genau, was du brauchst«, hauchte er. »Du kannst dich nicht verstellen.
Nicht bei mir.«
Sie
schluckte hart, versuchte seinen Atem zu ignorieren und zählte die Sekunden.
Plötzlich ließ er sie los.
»Und du
würdest dich zu gern wieder von mir ficken lassen«, meinte er mit einer
Betonung, als rede er vom Wetter.
Langsam
pustete sie die Luft aus der Nase heraus, als sie sich darüber klar wurde, wie
recht er hatte. Dafür hasste sie ihn – und
sich selbst am allermeisten. »Ja, wahrscheinlich. Zufrieden?« Trotzig sah sie
ihn an.
Er
lächelte charmant. Es war pure Lust gewesen, die er in ihr geweckt hatte. Ein
Teil von ihr wollte es zu ihrem Entsetzen tatsächlich wiederholen. Doch der
andere Teil dachte an Jens – und daran, wer der Mann ihr
gegenüber eigentlich war.
Immer
noch grinsend streckte er ihr versöhnlich seine Hand entgegen. »Hey, komm her,
Süße, mach dir deswegen keine Vorwürfe, okay?« Sie ignorierte seine Hand. »Im
Übrigen wäre es reine Verschwendung, so etwas Hübsches wie dich umzubringen
anstatt zu vögeln. Schließlich bist du nicht der Typ Frau, die einen kleinen … , sagen
wir, Ausrutscher ausplaudert. Oder irre ich mich?«
Sie
verschränkte die Arme. Sie hätte Maria die Wahrheit anvertrauen sollen. Gleich
morgen früh würde sie das nachholen, wobei sie wohl besser bei der Variante mit
der Vergewaltigung blieb. Dass es anders gewesen war, konnte ihr niemand
beweisen. Er die Wahrheit allerdings auch nicht, doch Jens würde ihr glauben – hoffte
sie. Schließlich hatte er ihre kleinen Blessuren gesehen und die konnten
genauso gut durch Gewalt entstanden sein.
»Nun?«,
fragte er noch einmal.
»Ich
hab es niemandem erzählt«, log Nina.
»Glück
für dich«, bemerkte er trocken. »Und für mich.«
Er
zückte seine Geldbörse und warf einen Zwanzigeuroschein auf den Tisch.
Anschließend zog er sie auf die Beine.
Verwirrt
ging sie ein Stück
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