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Judasbrut

Judasbrut

Titel: Judasbrut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Fink
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wiedergesehen?«
    Er
schwieg.
    »Wo
waren Sie am Montagnachmittag?«
    »Wie
ich Ihnen bereits sagte: Eine neue Küche aussuchen.«
    »Warum
hat Frau Esser Ihnen geschrieben, Sie sollen sie in Ruhe lassen?«
    Cohen
verschränkte die Hände und platzierte sie vor sich auf dem Tisch.
    »Haben
Sie Frau Esser umgebracht?«, fragte Maria nicht zum ersten Mal.
    Cohens
Hände knallten auf die Tischplatte, als er aufsprang. »Nein!«
    Sein
Anwalt beruhigte ihn und brachte ihn dazu, sich wieder hinzusetzen.
    »Haben
Sie eine Beziehung zu Frau Eichmüller?«
    Maria
glaubte, ein Blitzen in seinen Augen zu sehen, doch er wandte den Kopf ab und
sagte nichts.
    »Wo ist
Sara Eichmüller?«
    Er
atmete hörbar. Dabei schüttelte er den Kopf.
    »Was
meinen Sie damit?«
    »Alles,
was ich zu sagen habe, habe ich Ihnen gesagt.«
    Maria
stellte noch unzählige Fragen, doch am Ende gab sie sich geschlagen – zumindest für den Moment. Cohen war ein zäher Brocken. Wenn er Bianca Esser
nicht selbst umgebracht hatte, wusste er mehr, als er zugab. Auf jeden Fall
deckte er Sara Eichmüller, das stand für Maria fest.
     
     
    Unbekannter Ort
     
    Nachdem sie durch den
Schlosspark spaziert waren, führte er sie zu einem Auto, das in einer
Seitenstraße in der Nähe der Uniklinik geparkt war. Als sie sich dem Fahrzeug
näherten, achtete er darauf, dass sie das Kennzeichen nicht sehen konnte. Es
war ein schwarzer Golf, doch das war alles, was Nina bemerkte. Nichts
Besonderes. Schlicht und unauffällig. Offensichtlich kannte er sich gut aus,
denn während er mit ihr die Stadt in nordwestliche Richtung durchquerte,
vermied er Hauptstraßen und größeres Verkehrsaufkommen. Zwischen Bubenreuth und
Möhrendorf überquerten sie die Autobahn, dann ging es weiter durch Kleinseebach
in Richtung Röttenbach. In dem dazwischen liegenden Waldstück bog er
schließlich in einen Waldweg ab, dem er so weit folgte, bis sie außer Sichtweite
der Straße gelangt waren.
    Mit im
Schoß gefalteten Händen saß Nina da und traute sich kaum zu atmen.
    Er
legte eine Hand auf ihre. »Es nützt wahrscheinlich nichts, wenn ich dir noch
einmal sage, dass du keine Angst haben musst.« Er wartete auf eine Reaktion von
ihr, doch als die nicht kam, fügte er hinzu: »Rühr dich nicht von der Stelle!«
    Während
er ein Stück vom Auto entfernt zwei Telefonate führte, ließ er Nina nicht aus
den Augen. Schließlich kam er zurück.
    »Du
weißt zu viel. Du solltest nicht sehen, wohin wir fahren.«
    Mechanisch
folgte Nina seinen Anweisungen. Er machte es ihr so bequem wie möglich und
versicherte ihr, besonders vorsichtig zu fahren. Trotzdem wurde ihr bald so
übel, dass sie sich übergeben musste, als er ihr nach längerer Fahrt wieder aus
dem Kofferraum half. Sie waren in einer Garage. Mit den Händen an der Wand
abgestützt spie sie sich die Seele aus dem Leib. Er stand mit angeekeltem
Gesichtsausdruck neben ihr, während er wartete, bis sie fertig war. Schließlich
reichte er ihr Taschentücher, stülpte ihr wortlos seine Jacke über den Kopf, um
sie zunächst ein Stück innerhalb des Hauses und dann eine Treppe hinauf bis
unters Dach zu führen. Als Nächstes ließ er sie in ein kleines Bad, damit sie
sich den unangenehmen Geschmack aus dem Mund spülen und Wasser trinken konnte.
Schließlich ging er mit ihr in ein Zimmer, versicherte ihr, dass er bald
wiederkäme, schloss ab und ließ sie allein.
    Mit
angezogenen Beinen hockte Nina nun auf einem Sofa, das sich in einem vielleicht
fünfzehn Quadratmeter großen Zimmer unter dem Dach befand. Der dunkelgrüne
Veloursstoff war abgenutzt und roch ein wenig muffig, doch immerhin wirkte es
sauber und schien einfach nur längere Zeit nicht benutzt worden zu sein. Im
Raum befanden sich außerdem ein Schreibtisch, ein Schrank sowie ein Regal im
puristischen Weiß der 70er, vollgestopft mit alten Büchern und Spielen,
ausrangierten Anziehsachen und anderem alten Krimskrams. Die Wände waren mit
einer Tapete beklebt, deren psychedelisches Muster bei längerer Betrachtung in den
Augen wehtat.
    In
einer Dachgaube gab es ein Fenster, das den Blick auf einen Garten zwei
Stockwerke unter ihr und einen dahinter liegenden Wald freigab. Er hatte ihr
gesagt, sie dürfe das Fenster öffnen, falls sie frische Luft bräuchte.
Unausgesprochen blieb, dass sie sich still verhalten solle, um keine
Aufmerksamkeit zu erregen. Sein Blick hatte Bände gesprochen.
    Die
kühle Luft von draußen ließ sie frösteln, doch es wehte nicht nur ein

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