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Judasbrut

Judasbrut

Titel: Judasbrut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Fink
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»Warum?«
    »Assi-Viertel,
Betonhochburg, sozialer Brennpunkt. Garantiert nix, wo man gerne wohnen möchte.
Ziemlich ungewöhnlich für einen Prof.«
    »Professor
ist er nicht. Ich habe vorhin versucht, ihn anzurufen, in Köln und Tel Aviv,
aber er ist nicht erreichbar.« Maria zupfte sich wieder das Haargummi heraus
und schüttelte ihre Haare auf. Dann drehte sie eine Haarsträhne um ihren
Finger. »Das ist Schmarrn, was wir hier tun! Nina und Jens haben nichts mit dem
Fall Eichmüller zu tun … oh, verdammt!«
    »Was
denn?« Michelle beugte sich interessiert vor.
    Maria
kniff die Augen zusammen und hob die Zeigefinger, als wolle sie dirigieren.
»Moment. Jens wusste, dass Nina sich mit ihrer Kollegin treffen wollte. Er geht
hin, weil er Nina unter Verdacht hat, dass sie ihn anlügt … «
    »Das
ist doch … «, protestierte Michelle.
    Maria
wedelte mit ihren Händen. »Pst. Nina und er hatten vor Jahren mal Probleme
wegen seiner Eifersucht und vor kurzem … egal
jetzt … Jens kontrolliert Nina also. Zufällig sieht er die Szene im Café
und dann folgt er den beiden heimlich und … hm.«
Sie öffnete die Augen und schüttelte entschieden den Kopf. »Er hat mir gesagt,
er sei bei seiner Schwester gewesen, das könnte ich also viel zu leicht
nachprüfen.«
    »Hast
du?«
    »Natürlich
nicht. Aber er ist Polizist und er weiß, dass ich das tun würde.« Sie dachte an
die Szene mit Isabelle, die ihn tatsächlich nicht erkannt hatte. Jens hatte sie
am Samstag nicht angelogen – sie war sich ganz sicher.
    »Also
Sackgasse. Und es wäre außerdem völlig egal, ob es sich um Perez Leibl handelt
oder nicht.«
    »Stimmt.
Obwohl Jens ja gesagt hat, ihm komme der Typ bekannt vor, deswegen dachte ich
das gerade. Aber mir ging es ähnlich, ich dachte auch, ich kenne ihn. Ich habe
mir das Foto damals bei Leibl ebenfalls angesehen, vielleicht liegt es daran.
Wirklich erinnern kann ich mich aber nicht. Nur warum kennt Jens ihn dann?
Soviel ich weiß, war er nie in dem Haus.«
    Brütendes
Schweigen.
    Michelle
runzelte die Stirn. »Haben wir nicht noch eine andere Möglichkeit, Perez Leibl
möglichst schnell zu kontaktieren? Falls der nämlich in Tel Aviv ist, brauchen
wir überhaupt nicht weiter überlegen. Es sei denn, es gibt einen Drilling, von
dem wir nichts wissen.«
    Maria
grinste. »Zu viel Ken Follett gelesen? ›Der dritte Zwilling‹?«
    »Hä?
Nein, kenne ich nicht.«
    »War
wohl vor deiner Zeit«, sagte Maria. »Weißt du was, ich rufe an der Uni an – die
werden mir sagen können, wo er ist.«
    Im
Internet hatte Maria schnell die Telefonnummer des Institute of Molecular
Microbiology and Biotechnology der Fakultät gefunden. Die freundliche
Sekretärin sprach gut Englisch und einige Minuten später war das Gespräch
beendet.
    Michelle
hatte die ganze Zeit gespannt zugehört. »Und? Er ist nicht da, oder?«
    Betont
langsam schüttelte Maria den Kopf. »Nein. Ist er nicht. Und er war auch nie
da.«
    Michelle
riss die Augen auf. »Wie jetzt? Er war nie da?«
    »Es
gibt keinen Perez Leibl, der Gastdozent für Molekularbiologie oder etwas anders
an diesem Lehrstuhl ist. Sein Name sagt der Dame nichts.«
    »Vielleicht
an einem anderen Lehrstuhl?«, überlegte Michelle.
    »Das
dachte ich auch, aber sie meinte, sie wüsste davon, wenn es einen Gastdozenten
aus Deutschland gäbe. Sie wäre seit über zwanzig Jahren Sekretärin an der
Fakultät. So wie sie klang, nehme ich ihr das glatt ab … Allmächd! Ich werd verrückt.«
    Michelle
stieß einen langen Pfiff aus. »Lächle und sei froh, denn es könnte schlimmer
kommen.«
    Hilflos
lachte Maria und rieb sich mit beiden Händen über das Gesicht. »Und ich
lächelte und war froh … Eigentlich dachte ich, das Frühstück wäre der unangenehme
Höhepunkt des Tages gewesen. Ich hätte Perez Leibl schon vor ein paar Wochen
gründlicher überprüfen sollen!«
    »Und
warum hast du nicht?«
    »Hab
ich ja – mit dem Ergebnis, dass er in Tel Aviv ist! Als er damals anrief,
stand eine lange Telefonnummer auf dem Display – mit
zwei Nullen am Anfang, also Auslandsgespräch. Diese Nummer und seine
E-Mail-Adresse habe ich mit der Nummer und den gängigen Adressen auf der
Website der Universität verglichen. Seine Handynummer hat er mir ja auch
gegeben – ebenfalls die Vorwahl von Israel. Für mich war die Sache damit
erledigt. Ich hätte mich darauf nicht verlassen sollen.« Maria trommelte mit
den Fingern auf den Schreibtisch. »Konjunktiv bringt uns nicht vorwärts. Für
mich

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