Judasbrut
einfach nicht leisten, dafür haben wir alle schon
zu viel riskiert.«
Er
stieß ein unwilliges Brummen aus. »Wir werden sehen. Aber jetzt gehe ich
schlafen, wenn du nichts dagegen hast.«
»Schlafen?«
Die Frau schnalzte abfällig. »Wenn das hier vorbei ist, wird sie rumerzählen,
du hast sie dazu gezwungen. Sie ist verheiratet und wird ihrem Mann kaum
gestehen, dass sie freiwillig mit dir … «
»Bla,
bla, bla! Ich glaube, ich bin alt genug, dass ich weiß, was ich tue. Also
schleich dich gefälligst!«
»Männer!«
Nina
machte, dass sie wieder auf das Sofa und unter die Decke kam. Sie schloss die
Augen und tat, als ob sie schliefe, als er das Zimmer betrat. Er zog sich aus,
schlüpfte neben sie und legte einen Arm um sie.
»Ich
wollte dich nicht aufwecken«, murmelte er, als sie sich regte.
»Schon
gut«, erwiderte sie. »Schön, dass du da bist.«
Montag, 25. Mai 2009
Aus: Neustädter Landeszeitung
› Hasenpest! Erkrankungswelle dauert an!‹
Der inzwischen als Francisella
tularensis (Hasenpest) identifizierte Erreger sorgt weiter für Erkrankungen bei
Menschen und Tieren im Raum Neustadt/Aisch. Die Infektions-Quelle ist, so ein
Behördensprecher, weiterhin unklar. Die Fälle von Hasenpest, die vor knapp vier
Wochen in der Nähe von Baiersdorf (Landkreis Erlangen-Höchstadt) auftraten,
stehen aber nach Meinung von Experten nicht in direktem Zusammenhang mit den
akuten Infektionen in Neustadt/Aisch und Umgebung, obwohl sie den gleichen
Erregertyp aufweisen. Die Hasenpest ist laut Robert-Koch-Institut nicht von
Mensch zu Mensch übertragbar. Die bisher Erkrankten waren fast ausschließlich
in der Landwirtschaft tätig oder hatten unmittelbaren Kontakt zu Tieren, an
denen die Krankheit nachgewiesen werden konnte.
KPI Erlangen
Maria schloss die Augen, als
sie sich auf ihrem Bürostuhl niederließ. Der Montag konnte kaum scheußlicher
beginnen. Nachdem ihre Mutter letzte Woche endlich aus der Reha zurückgekommen
war, hatten sie die neue Beweglichkeit mit einer kleinen Grillparty am Sonntag
gefeiert. Weil es spät geworden war, hatte Olaf ausnahmsweise bei ihr
übernachtet – was unweigerlich Einfluss auf Franzis Montagmorgen-Laune beim
Frühstück gehabt hatte und damit den Mutter-Tochter-Gezicke-Index in
exorbitante Höhen hatte schnellen lassen. Marias Mutter hatte versucht, die
Situation zu retten, indem sie Olaf wie ein Kleinkind umsorgte, was dem
wiederum peinlich war.
Kurzum,
es war einer von den Tagen, an denen Maria ernsthaft mit dem Gedanken spielte,
sich eine eigene Wohnung zu suchen. Allerdings würde das neue Probleme nach
sich ziehen, denn Franzi mit ihren zwölf Jahren war zwar selbstständig, doch
Maria war viel zu sehr Mutter, als dass sie ihre Tochter jeden Tag auf sich
allein gestellt wissen wollte. Außerdem würde Olaf vermutlich auf die
glorreiche Idee einer gemeinsamen Bleibe kommen. Sie rieb sich die Schläfen.
Eigentlich
war alles optimal so, wie es war. Ihre Probleme waren nichts gegen die von Jens
und Nina, die sie das ganze Wochenende in Gedanken beschäftigt hatten.
Seit
Samstag hatte Maria ihr Handy nicht aus den Augen gelassen. Sie wartete darauf,
dass Jens sich meldete. Oder Nina selbst. Doch nichts passierte. Gestern hatte
sie Jens angerufen, um ihn zum Grillen einzuladen, woraufhin er sie ziemlich
schnell abgewimmelt hatte. Seine Stimme klang, als habe er getrunken. Sie wäre
jede Wette eingegangen, dass er wieder rauchte. Beides konnte sie ihm nicht
verdenken. Er machte sich selbst Vorwürfe, und wenn seine Gefühle Nina
gegenüber nur halb so widerstreitend waren, wie Maria es am Samstag erlebt
hatte, dann gab ihm das sicher den Rest.
Gleich
nach ihrer Ankunft in der Polizeiinspektion hatte Maria in Erfahrung gebracht,
dass er heute die Mittagsschicht hatte. Es würde also Nachmittag werden, bis
sie persönlich mit ihm sprechen konnte. Was auch immer er jetzt darüber dachte – Maria
war der Meinung, dass es Zeit wurde, etwas zu unternehmen. Sollte Jens nicht
zum Dienst erscheinen, würde sie zu ihm nach Hause fahren.
Ihr
Computer war inzwischen hochgefahren. Bevor sie ihre Gedanken auf den Mordfall
Bianca Esser richten konnte, musste sie den unvermeidlichen Wust an E-Mails
sichten. In diesem Moment stürmte Michelle schwungvoll ins Büro.
»Hi!«
»Grüß
Gott!«
Michelle
grinste frech. »Den sehe ich heute nicht mehr.«
»Und?
Schönes Wochenende gehabt?«, gab Maria ihr das gewünschte Stichwort, denn sie
sah ihr an, dass sie vor
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