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Judasbrut

Judasbrut

Titel: Judasbrut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Fink
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gelegentlich ein
Stück weit von der normalen Polizeiarbeit zu entfernen und ihrer Nase zu
folgen. Es wäre nicht das erste Mal, dass zwei Fälle, die scheinbar nichts
miteinander zu tun hatten, am Ende doch zusammenhingen. Die Frage war nur wie.
Sie straffte die Schultern. Wenn sie Pech hatte, war Professor Leibl nicht zu
Hause und ihr Weg war umsonst gewesen. Sie hatte ihr Kommen bewusst nicht
angekündigt. Ohne Vorbereitung verhielten sich Menschen oft anders.
    Während
sie langsam den Kiesweg zur Tür entlangging, nahm sie das ganze Gebäude
gründlich in Augenschein. Es war nichts Außergewöhnliches zu entdecken. In der
Einfahrt vor der Doppelgarage stand ein silberner Sportwagen. Sie erklomm die
Stufen zum Eingang und betätigte den Klingelknopf.
    Lange
Zeit passierte nichts. Maria hatte schon die Hand erhoben, um ein weiteres Mal
zu klingeln, als eine Stimme aus der Gegensprechanlage ertönte.
    »Ja,
bitte?«
    »Maria
Ammon von der Kripo Erlangen. Professor Leibl? Hätten Sie kurz Zeit für mich?
Es ist wichtig.«
    »Einen
Moment.«
    Wieder
dauerte es sehr lange, bis die Haustür sich öffnete und Professor Leibl
erschien. » Shalom , Frau Ammon!« Seine kultivierte Stimme verriet keine
Verärgerung, aber es war ihm anzusehen, dass ihr Besuch ihm unangenehm war. Er
war blass und unter seinen Augen waren tiefe Ringe zu sehen »Da haben Sie aber
Glück, ich wollte nämlich gerade zur Bank. Wie kann ich Ihnen helfen?«
    »Es tut
mir leid, dass ich nicht vorher angerufen habe, aber ich war gerade zufällig in
der Gegend unterwegs und dachte, ich schaue einfach schnell vorbei«, erwiderte
Maria. Diese Ausrede bemühte sie nicht zum ersten Mal. Leibl sah nicht aus, als
nähme er ihr das ab. Im Grunde war ihr das egal. »Könnten wir vielleicht
hineingehen? Es dauert nicht lange, allerdings würde ich es ungern an der Tür
besprechen – oder haben Sie es sehr eilig?«
    Leibl
zögerte sichtlich. Schließlich deutete er hinein. »Natürlich. Wie unhöflich von
mir. Kommen Sie.«
    Die
Wohnungstür schloss er extra auf – offenbar hatte er tatsächlich vorgehabt zu gehen. Zu Marias Erleichterung
führte er sie gleich in sein Wohnzimmer. Ohne ihr wie beim letzten Mal etwas
anzubieten, bedeutete er ihr sich hinzusetzen. Leibl nahm ebenfalls Platz.
    Sie
räusperte sich. »Die Kripo Ansbach hat mir heute Morgen mitgeteilt, dass Ihre
Nichte am Samstag in der Nähe des Internats gesehen wurde. Möglicherweise hat
sie Kontakt zu ihrem Sohn aufgenommen – oder
aufnehmen wollen. Soviel ich von den Kollegen weiß, ist er krank. Ich hoffe, es
geht ihm wieder besser?«
    Leibls
Kiefer mahlte. »Ja, es geht ihm besser. Haben Sie bereits mit Leonhard darüber
gesprochen? Vielleicht hat Elias ihm erzählt, ob seine Mutter da war. Das würde
er doch sicherlich tun.«
    Maria
lächelte unverbindlich. Mit Eichmüller hatte sie noch gar nicht gesprochen.
»Soviel ich erfahren habe, weiß Dr. Eichmüller nichts davon. Außerdem, selbst
wenn Elias seine Mutter gesehen hat, wird er sich bei der gegebenen Lage kaum
seinem Vater anvertrauen. Sie sind sein nächster Verwandter und stehen seiner
Mutter nahe. Vielleicht redet er ja mit ihnen.« Sie machte eine kurze Pause.
»Ich frage mich aber, woher Ihre Nichte von der Erkrankung erfahren haben könnte.«
    Leibls
Adamsapfel hüpfte auf und ab. »Ich … weiß
es nicht. Vielleicht … «
    »Vielleicht?«
    »Ich
weiß es nicht«, wiederholte Leibl energisch. Dabei sah er Maria nicht an.
    Sieh
an, sieh an, dachte Maria. Sie wechselte das Thema. »Am Freitag beginnen die Pfingstferien.
Kommt Elias da zu Ihnen oder geht er nach Hause zu seinem Vater?«
    »Pfingstferien?«
Leibl schien fast schon schockiert über das Wort. »Ich … habe
keine Ahnung. Leonhard und ich … reden seit dem Verschwinden
von Frau Esser nicht mehr viel miteinander. Woran … ist
sie gestorben?«
    Maria
ließ ein paar Sekunden verstreichen, bevor sie antwortete. »Darüber darf ich
Ihnen leider keine Auskunft geben, Professor Leibl.« Wieder wartete sie. Nicht
zum ersten Mal hatte sie das Gefühl, dass Leibl mehr in die Sache verwickelt
war, als es den Anschein hatte. »Warum meidet Dr. Eichmüller Sie? Ich dachte,
Sie hätten ein gutes Verhältnis zueinander?«
    In
einer hilflosen Geste drehte Leibl die Handflächen nach oben. »Das sollten Sie
besser ihn fragen. Sippenhaft vielleicht?«
    »Waren
Sie in letzter Zeit im Institut?«
    Er
zögerte. »Nur selten.«
    »Und
Ihre Forschungen?«
    Unbehaglich
zuckte er mit den

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