Judassohn
habe.«
»Diesen Kunststoß sollten wir öfter üben«, sagte sie lächelnd. In ihren Augen konnte er die Verwunderung ablesen. Er hielt das, was er getan hatte, plötzlich nicht mehr für einen guten Einfall. Sie ahnte, dass es nichts Natürliches war. Und genau das reizte eine Frau wie Isabeaux.
Sie kehrten zur Gesellschaft zurück.
Isabelle war inzwischen erschienen. Ihre geröteten Wangen stammten nicht von getöntem Puder. Er konnte riechen, wie sehr sie immer noch erregt von ihrem Liebesspiel im Schlafzimmer war. »Wo wart ihr denn? Maman sagte, dass es noch etwas Unaufschiebbares zu erledigen gegeben hätte?«
»Ein Kunststoß«, sagte Isabeaux gönnerhaft und so betont, dass alle am Tisch wussten, was sie getrieben hatte. »Dominic ist sehr gut im Umgang mit dem Queue.«
Dominic zauberte ein geheimnisvolles Lächeln auf sein Gesicht. »Es macht mir unbeschreiblichen Spaß, das perfekte Spiel zu bieten.«
»Und das tut Ihr«, fügte Isabelle anerkennend hinzu und senkte dabei leicht den Kopf.
Das Mahl wurde eingenommen. Das Gespräch drehte sich inzwischen um die bevorstehende Enteignung der Kirche.
»Man sagt, so wollten sie die Staatsfinanzen sanieren«, sagte de Savoy mit einer gewissen Schadenfreude. »Es trifft somit auch diejenigen, die angeblich so gut mit Gott stehen.« Er lachte lauthals, und die anderen fielen ein. »Sie nennen es
Nationalgüter
. Und eine neue Währung sollen wir auch bekommen. Papiergeld.«
Dann plaudere ich ein wenig mit, um den Anschein zu wahren.
»Lasst mich raten«, fiel Dominic ein.
»Nationalscheine?«
Das Gelächter wurde ausgelassener.
»Assignaten«, sagte de Raton verächtlich. Seine Zähne hatten sich durch den Wein rötlich gefärbt. »
Assignaten!
Ich finde, es klingt nach
Assassinen
. Mit dieser Währung versetzen sie dem König und unserem geliebten Frankreich den Todesstoß. Es wird seinen Wert schneller verlieren, als wir es ausgeben können. Ich werde mir keinen einzigen dieser Scheine andrehen lassen.« Er klopfte sich an die Weste, es klingelte leise. Darin musste er Münzen oder seine Börse verborgen haben. »Gold. Das vergeht niemals. Habe ich nicht recht?«
Die Damen und Herren klatschten. Dominic lächelte höflich.
Ja, Gold ist wirklich besser als alles andere. Ich werde den Männern sagen, dass wir die Assignaten nicht anrühren. Gut, dass ich an dieser Tafel sitze. Ich lerne sogar noch was.
»Lange wird es diese Wische nicht geben.« Marie war erfasst vom gegenrevolutionären Eifer. »Berichtet, lieber Comte de Savoy, was Ihr aus dem Ausland vernommen habt!«
Ich wette jetzt schon, dass es bei Worten bleiben wird. Niemand wird sich in Frankreichs Revolution einmischen.
»Oh, wir haben viel Zuspruch erfahren, was die adligen Freunde, Bekannten und Verwandten angeht. Man drückt uns unentwegt Bedauern und Anteilnahme aus«, erzählte er. »Der Pöbel hat eine Sache in seinem Wahn nicht bedacht: Durch den Angriff auf die von Gott gegebene Rangordnung und die Umwandlung der Kirchengüter in Nationalgüter«, wieder brandete Lachen auf, »wurden auch Besitzansprüche ausländischer Fürsten beschädigt! Der deutsche Adel und der König hatten Land im Elsass, das ihnen von den Revolutionären regelrecht entrissen wurde. Auch der Papst, so hörte man, fand die Landverluste in Südfrankreich nicht lustig. Oder gar gottgewollt.«
Es sei denn, der Allmächtige hätte einen besonderen Humor.
Dominic grinste. »Das kann ich mir gut vorstellen.« Er erhob sein Glas. »Es lebe Louis!« Alle stimmten mit ein. »Gibt es auch Pläne für echten Widerstand, oder beschränken sich die ausländischen Feiglinge darauf, sprichwörtlich am Grab zu stehen und der Beerdigung des Adels zuzuschauen?«
Es war still im Raum.
Habe ich euch erwischt, ihr Schwätzer?
Der Comte de Savoy räusperte sich, um seine Ungehaltenheit unauffällig-vornehm zu verdeutlichen. »Ihr seid noch jung und wütend über die Vorgänge, deswegen verstehe ich Eure Wortwahl. Unsere Freunde knüpfen Netzwerke, um die Kräfte zu bündeln …«
»Dann gibt es schon Aufmarschpläne, um die Revolutionäre samt der Miliz und dem übergelaufenen Militär zu verjagen?« Dominic kannte die Erklärungen der verschiedensten Königshäuser von Spanien bis Russland. »Wer sendet Soldaten?«
»Es gibt Pläne für Vorstöße, aber mehr weiß ich nicht«, gab sich de Savoy geheimnisvoll.
Du bist ein Blender und Wichtigtuer. Du weißt nichts.
Dominic prostete ihm verächtlich zu. »Gott stehe uns
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