Judassohn
allen bei.«
Es klopfte, und ein Diener kam herein. Er begab sich neben Dominic und flüsterte ihm zu, dass er an der Tür von seinem Cousin erwartet wurde.
Cousin? Das kann nur Frèderic sein!
Dominic machte sich sofort Gedanken um die Räuberbande. Er erhob sich. »Ich muss mich erneut entschuldigen«, sagte er, als ihn alle anstarrten. »Ein verarmter Cousin erbittet sich etwas zum Leben.«
»Dann herein mit ihm! Holt ihn herein, lieber Marquis!«, rief Marie erfreut. »Ihr hattet mir verschwiegen, dass Ihr Verwandtschaft in Paris habt.«
»Habe ich auch nicht, Madame. Er ist nur auf der Durchreise. Er reitet für die Sache des Königs.« Hastig ging er hinaus, eilte durch das Billardzimmer in die Eingangshalle, wo Frèderic auf ihn wartete.
Sein Freund sah sich staunend um und fuhr mit der rechten Hand gerade über eine der großen chinesischen Vasen, als könnte er damit den Wert schätzen. Wenigstens hatte er so viel Einfallsreichtum bewiesen, seine Garderobe aus den Beständen des Schlosses zusammenzustellen.
Nein, es ist nichts passiert. Das sehe ich ihm an. Er ist aus reiner Neugier hier. Idiot!
»Lieber
Cousin!
« Dominic umarmte ihn vor den beiden wartenden Livrierten. »Was soll das?«, zischte er ärgerlich.
Frèderic drückte fest zu. »Wir haben uns Sorgen gemacht. Du warst lange weg, und wir langweilen uns im Schloss. Außerdem musste ich nochmals nach der schwarzhaarigen Anjanka sehen«, flüsterte er. »Allerliebster Cousin«, rief er dann laut undklopfte ihm anhaltend auf die Schulter. »Ich musste dich einfach sehen …«
»… bevor du sofort wieder reitest«, ergänzte Dominic und schob ihn zur Tür. »Da, nimm.« Er langte in die Tasche und drückte ihm eine Goldmünze in die Hand, die er von Marie bekommen hatte. »Sag den Männern, sie sollen der Gruppe auflauern, die aus dem Haus abreist. Alles geldschwere Säcke, die ihr erleichtern könnt. Wir treffen uns im Schloss. In einer Woche«, raunte er ihm zu. »Bis dahin habe ich alles vorbereitet, um das Haus auszuräumen. Und nun verschwinde, bevor du dafür sorgst, dass ich auffliege.« Er schob ihn schwungvoll über die Schwelle hinaus in den Schneefall und die Kälte. »Alles Gute,
Cousin!
«
»Mon Seigneur«, hörte er Isabeaux’ Stimme hinter sich. »Maman insistiert. Sie möchte diesen tapferen Mann kennenlernen, der sich für den König einsetzt.«
Das darf nicht wahr sein.
Dominic wandte sich zu ihr um und schnitt eine Grimasse, um ihr zu bedeuten, sie solle wieder gehen.
Aber seine Ablehnung stachelte eine Frau wie sie nur dazu an, ungehorsam zu sein. Sie reckte sich, betonte ihr Dekolleté und musterte Frèderic. »Oh, und ich insistiere nicht minder«, setzte sie hinzu.
Dominic kannte das Lächeln. Sie hatte sich soeben entschieden, Frèderic auf seine männlichen Qualitäten zu testen.
»Er ist schon so gut wie fort.« Dominic wollte die Tür mit dem Fuß zutreten.
Sein Freund schlängelte sich geschickt durch die Lücke und stand neben ihm. »Aber nicht weit genug. Wie könnte ich es wagen, vor derlei Schönheit zu flüchten?«, sagte er und verneigte sich. Die Blicke waren zuerst auf Isabeaux’ Brüste gerichtet, ehe sie nach oben zu ihrem Gesicht wanderten. Dominic nahm an, dass Anjanka soeben von der Liste der zu besuchenden Frauen gestrichen worden war. »Très bien!«
Merde. Jetzt darf ich ihn keine Sekunde aus den Augen lassen, sonst demaskiert er uns durch seine Unachtsamkeit. Das ist so sicher wie der Schuss bei der Revolution.
Sie stieß die Luft aus und bedachte ihn mit einem arroganten Blick. Ihr Spiel begann. »Messieurs, folgt mir«, sagte sie und ging.
Frèderic rempelte Dominic in die Seite. »Jetzt weiß ich, warum du hier angeblich spähst. Ist sie gut im Bett?«, flüsterte er und sah sich erneut in der Halle um. »Mon dieu! Wo bin ich hier? Ist das der Königspalast?«
»Du wirst bald herausfinden, wie es um Isabeaux’ Rittkünste bestellt ist.« Er seufzte. »Gut. Wo du hier bist: Merk dir die Gesichter der Pomeranzen am Tisch, iss was und verschwinde, bevor es auffällt, dass du dich nicht benehmen kannst.«
»Sicher, Hauptmann.« Frèderic ging los. »Aber erst will ich Isabeaux geschmeckt haben.«
»Sicher.« Dominic schloss zu ihm auf.
Das kann eine heitere Tischrunde werden.
Dezember 1789,
Frankreich, Paris
Dominic saß im Salon neben dem knisternden Kaminfeuer und las die neueste Kolumne im
Ami du peuple
.
Wohin das führen wird?
Er blätterte hastig hin und her. Der echte
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