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Judassohn

Titel: Judassohn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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helfe dir.« Aus demSchuppen klirrte es, eine Kette lief über mehrere Rollen. »Was sagst du zu den Neuigkeiten in der Stadt?«
    Sandrine wusste nicht genau, was er meinte. Sie öffnete das kleine Tor und trat ins Freie, sah den Karren und schob ihn in die Scheune. »Welche denn?«
    Das Unterwasserboot hing bereits an einem Haken und war von Brieux mit dem Flaschenzug nach oben gehievt worden. »Sag nur, das ist dir entgangen?«
    »Wegen der Freiwilligen, die sie für das Revolutionsheer einziehen? Der Revolutionsrat hat so etwas beschlossen, oder?« Sie schob den Karren in Position. »Ich habe gehört, es hat in der Nähe deswegen Unruhen gegeben.«
    »Nein. Für die Revolution und den Erhalt meiner Freiheiten würde ich gern gegen die Briten und andere ausziehen!« Brieux zog die Nase hoch und spuckte aus. »Die Morde, die seit Wochen in Calais geschehen. Die Leichen mit den aufgerissenen Hälsen.«
    Merde! Aber ich bin es nicht gewesen!
    Sandrine wäre um ein Haar zusammengezuckt. »Wilde Hunde?«, schlug sie vor. »Oder eine brutale Räuberbande?« Sie war sich keiner Schuld bewusst, da sie ihren Durst ganz bewusst kontrollierte und nur von den Bettlern trank. Auch wenn es sonst nicht ihre Art war, doch sie wollte Aufmerksamkeit vermeiden. Sandrine hatte Angst, dass man auf der Suche nach Mördern jeden Stein umdrehen und dabei die
tortue
entdecken würde. Jetzt sorgte ein anderer für Aufruhr in Calais.
    Sie erinnerte sich. Den Wunden der Toten nach, wie sie in den Gazetten beschrieben wurden, konnte es ein Kind des Judas sein, das sein Unwesen trieb. Sie wusste genau, warum der Vampir in die Stadt gekommen war.
    Die Cognatio lässt mich wirklich verfolgen. Aber ich werde dem Mörder bestimmt nicht zum Opfer fallen.
    »Es sind die Briten«, sagte Brieux und ließ die
tortue
herab; sanft setzte sie in den Halterungen auf. Das Holz knarrte.
    »Bei den Heiligen! Warum sollten die Engländer das tun?«
    »Um uns mürbe zu machen. Sie sind die ärgsten Feinde unserer Revolution und unserer Errungenschaften.« Brieux warf Seile über das Unterwasserboot, Sandrine zurrte sie auf ihrer Seite fest, damit es nicht während der Fahrt herunterrollen konnte. »Calais ist eine wichtige Stadt mit einem wichtigen Hafen. Wenn sie einen Angriff planen, würde ich das im Vorfeld genauso machen.«
    »Die Menschen umbringen?« Sie lachte ihn aus. »Auf diese Weise würde es ganz schön lange dauern. Wie viele Tote gab es bislang: sieben, acht?«
    Vielleicht hätte ich mehr Aufmerksamkeit auf die Morde legen und den Vampir stellen sollen. Jetzt lohnt es sich nicht mehr.
    »Seit Jahreswechsel dreiundzwanzig«, sagte er sofort. »Die Taktik ist gut: Sie versetzen die Menschen in Angst, so dass nachts keiner mehr vor die Tür geht. Dann können sie fast ungesehen mit ihren Schiffen über den Kanal kommen und uns überrumpeln.«
    »Aha.« Sandrine ließ ihm seine eigenwillige Ansicht. Sie war froh, dass sich Anjanka im sicheren Königreich Irland befand und sie auf ihre Geliebte nicht achtgeben musste. Das Meer bedeutete den besten Schutz vor der Cognatio.
    Es ist an der Zeit, zu ihr gelangen. Sollen die Judasbastarde ganz Calais ausrotten, wenn sie denken, dass sie mich damit in die Finger bekommen.
    Sie holte tief Luft.
    Es wird Zeit, dass ich Anjanka in die Arme schließen darf. Ich will sie endlich wieder lieben.
    Brieux kam um das Gefährt herum und betrachtete es noch einmal. »Gut. Dann wünsche ich dir viel Spaß bei der Jagd nach Fischen. Und solltest du an einem englischen Schiff vorbeikommen, spreng es in die Luft!«
    Eine Frage gibt es noch zu beantworten.
    Sie lächelte ihn kalt an. »Bevor ich gehe, möchte ich wissen, warum du meine Konstruktionspläne kopiert hast.«
    »Was?« Er markierte den Unschuldigen. »Das würde ich niemals …«
    »Weißt du nicht, dass Lügner in die Hölle kommen?« Sandrine packte ihn mit einer Hand, hob ihn hoch und setzte ihn mit dem Hintern voran in die Esse, der rechte Fuß betätigte den Blasebalg. Fauchend schoss die Luft in die Kohlen und feuerten sie, die Flämmchen züngelten an ihm hoch. »Empfange einen Vorgeschmack auf das Fegefeuer, das dich peinigen wird!«
    Brieux schrie und versuchte, ihren Griff zu sprengen, doch es gelang ihm nicht. Es roch nach Gebratenem und verbrannter Haut. Teile seiner Kleidung und die Haare am Hinterkopf fingen Feuer.
    Sandrine hielt ihn unerbittlich auf der Esse. »Möchtest du deine Seele retten, sprich die Wahrheit, Brieux!«
    »Ja, ja!«, brüllte

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