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Judassohn

Titel: Judassohn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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Rollbewegung weiter, bis sie gegen die Wand stieß.
    »Jetzt bist du …« Tonja fauchte.
    Es geht nicht anders.
    Sia nahm die Windgestalt an und schwebte empor. Gleichzeitig fuhr ein Leichnam durch sie hindurch und prallte ungebremst auf den Boden. Sie erkannte, dass die Vampirin mit Leichen nach ihr geschlagen hatte! Sie schleifte zwei Tote mit sich und nutzte sie wie übergroße, schlaffe Keulen.
    Sie hat unglaubliche Kraft!
    Tonja brüllte vor Wut. »Ich habe dich gewarnt, Mutter! Du hast die Regeln des Kampfes gebrochen.« Sie ließ die Leichen fallen und drückte sich ab, um gegen Elena und Emma zu springen. »Jetzt sterben sie!«
    »Das wird dir nicht gelingen!« Sia materialisierte sich und warf sich schützend vor die beiden.
    Tonja drosch mal mit den Fäusten, mal mit den Krallen aufsie ein. Sias Knochen an den Armen und im Gesicht brachen unter den Hieben, ihr Fleisch wurde aufgeschlitzt. »Was ist nun mit deiner Windgestalt?«, rief sie lachend. »Traust du dich nicht mehr?«
    Sia fühlte Schmerzen und Schwäche gleichermaßen, aber sie bäumte sich auf und rammte ihr die linke Hand in die Kehle.
    Ich muss sie …
    Da erwischte die rechte Klaue ihr ungeschütztes Gesicht, zerkratzte ihr die Augen. Aufschreiend zuckte Sia zurück und erhielt drei schnelle Schläge gegen Schläfe und Stirn, die ihren Schädel zum Knacken brachten. Die Knie gaben nach, sie fiel und konnte vor Qual kaum mehr denken. Ihr Leib kam mit dem Regenerieren der zahlreichen Wunden nicht mehr nach.
    Das … ich …
    Aber Tonja zog sich überraschend zurück. »Denkst du, dein rascher Tod befriedigt mich?«, sagte sie aus einiger Entfernung. Es klirrte und krachte, dann strömte fühlbar eiskalte Neujahrsluft herein. »Du wirst vorher in der Seele leiden, Mutter, wie ich leiden musste.«
    Gib nicht auf! Du hast zu viel überstanden, um gegen sie zu verlieren!
    Sia lag im erkaltenden Blut. Sie öffnete den Mund, so gut es ging, und ließ es hineinlaufen. Es schwappte klumpig in sie hinein und verlieh ihr die bitter benötigte Kraft. Sie schaffte es tatsächlich unter Stöhnen, die ausgekratzten Augen zu heilen.
    Es darf nicht zu spät sein …
    Sie wälzte sich herum und sah, dass Tonja die Tür zum Balkon aufgestoßen hatte. Die Flügel waren aus den Angeln gebrochen, Splitter schimmerten im Schnee auf.
    Draußen balancierte die Vampirin mit dem Rücken zu ihr auf dem Geländer und hielt Emma am linken, Elena am rechten Arm über den Abgrund. »Du hast ihr Leben in deiner Hand«, sagte sieüber die Schulter. »Wähle aus, wer von ihnen leben und wer sterben soll.«
    »Das kann ich nicht!«
    »Soll ich dir die Entscheidung abnehmen?«, höhnte Tonja. »Dann lasse ich
beide
fallen.«
    »Nein!«, schrie Sia flehend. Ihre Sorge befeuerte ihre Fertigkeiten, die Wunden heilten bereits mit zweifacher Geschwindigkeit. Es kam ihr dennoch unendlich langsam vor. »Töte
mich!
«
    »Es ist herrlich, dich so erniedrigt zu sehen. So schwach.« Tonjas Augen wurden schmaler, ein grausames Lächeln ließ die Mundwinkel nach oben wandern. »Es ist noch viel herrlicher zu wissen, wie sehr du leidest, wenn ich deine Brut töte und du sie mit eigener Hand umbringen musst, damit sie nicht als Blutsauger zurückkehren!« Tonja warf Mutter und Tochter in die Luft, fing sie an den Unterschenkeln wieder auf. »Oh, hast du gesehen? Der Trick ist mir beim ersten Versuch gelungen.«
    Ich muss sie ablenken.
    »Nein! Sie sind unschuldig!«
    »Ich war
auch
unschuldig!«, schrie Tonja zurück. »Ich hatte auch Pläne und ein Leben, wie ich mir damals kein besseres wünschen konnte. Durch dich ist alles vernichtet worden!« Sie öffnete die linke Hand – und Emma verschwand in der Tiefe. Es dauerte nur drei Sekunden, bis ihr Aufschlag zu hören war. Elena schrie auf und zappelte.
    Nein!
    Sia sprang auf die Beine und rannte zum Balkon.
    »Schon wieder zu spät. Das ist wohl dein Fluch.« Tonja ließ Elena fallen und trat nach Sia.
    Aber Sia war darauf vorbereitet gewesen. Sie zuckte zur Seite, der Stiefel verfehlte das Gesicht. Ihre Finger schlossen sich um die fallende Elena und bekamen das volle Haar zu fassen. Das Kind schrie wie am Spieß, baumelte in ihrem Griff über dem Abgrund.
    Der Schmerz ist besser als der Tod, Kind.
    Schnell schleuderte Sia das Mädchen zurück ins Zimmer – und bekam einen Tritt, der sie in die Wohnung katapultierte. Sie krachte gegen die Wand, schnellte auf die Füße.
    »Denkst du, ich würde dir das nicht erlauben, wenn ich es nicht

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