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Judassohn

Titel: Judassohn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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Frèraud! Das ging knapp an meiner Wade vorbei!«
    Tanguy beschloss, seinen Tod vorzutäuschen, um seinen Auftritt danach noch packender zu machen. Er ächzte auf und ließ sich fallen; die Augen behielt er offen.
    Gleich! Gleich werdet ihr euch wundern …
    Frèraud zog sich das Tuch vom Gesicht. Er war ein Mann von mittlerem Alter, dem Tanguy durchaus mehr Bartwuchs zugestanden hätte. Sein Gesicht war voller roter Äderchen. Er befahl einem Räuber, den vermeintlichen Toten zu entkleiden und die Säume aufzutrennen. »Für den Fall, dass Wechsel oder Schuldscheine darin eingenäht worden sind.«
    »Jetzt haben wir zwei alte Esel und einen Karren, die wir verkaufen müssen.« Der Knebelbart stellte sich neben Frèraud. »Dein Hinweis war nichts wert.«
    »Seine Hinweise sind wenig wert«, fügte Tanguys Bewacher hinzu und lud seine Muskete neu. »Wir haben seit letztes Jahr kaum mehr Beute gemacht. Vielleicht hat uns jemand verflucht.«
    Euer Fluch liegt zu euren Füßen und kommt gleich über euch
, dachte Tanguy und grinste böse.
Ihr werdet euch in die Hosen scheißen.
    Prompt wurde es bemerkt.
    »Seht!«, rief sein Bewacher aufgebracht. »Seht doch! Der Geck lächelt im Tod!« Er trat nach ihm. »Das ist kein gutes Zeichen! Die Dämonen der Hölle haben ihm geflüstert, was uns für unsere Taten blühen wird.«
    Frèraud packte den Mann am Kragen. »Was ist denn mit dir,Arnot? Beruhige dich. Es ist nur ein Marquis, ein Menschenquäler.«
    »Er ist durch den Wind, seit er keine Livres mehr hat, um sich Cognac zu kaufen«, lautete die gehässige Bemerkung des Knebelbarts, der auf Tanguy herabblickte, der mittlerweile bis auf die Unterwäsche entkleidet worden war. Seine Miene wurde nachdenklich. »Nanu? Kenne ich den Burschen nicht?«
    Frèraud näherte sich ihm. »Doch«, kam es langsam über die spröden Lippen, an denen eingetrockneter Rotwein haftete. »Doch, wir haben ihn schon einmal gesehen.« Er beugte sich über ihn, um das Gesicht besser betrachten zu können. »Er gleicht dem Helden, den ich im Wald erstochen habe, nachdem er Malo fertiggemacht hat.«
    Malo ist schon tot?
    »Vielleicht sein Bruder?«, mutmaßte der Knebelbart.
    Es geht los!
Tanguy fletschte die Zähne und zeigte ihnen die langen Fänge. »Der Teufel sandte mich, um euch alle zu bestrafen!«
    Mit Entsetzensschreien fuhren die Räuber vor ihm zurück.
    Er schlitzte Frèraud mit einem schnellen Hieb der langen Fingernägel die Kehle auf. Blut sprühte gegen ihn, und Tanguy ließ sich ein paar Schlucke in den Mund spritzen, ehe er auf die Beine sprang. Das Blut versetzte ihn augenblicklich in einen Rausch, in dem er all seine grausigen Foltervorhaben vergaß. Er wollte mehr davon kosten, trinken, saufen, in sich hineinstürzen, bis nichts mehr in seinen Magen passte.
    Gleich einem rasenden Rachegott fuhr er unter die Wegelagerer. Den Knebelbart schleuderte er gegen den Wagen und rammte ihm das eigene Rapier durch die linke Schulter, nagelte ihn am Holz fest. »Bleib und sieh zu«, grollte er. »Flucht wird dein Leiden verlängern.«
    Dann wandte er sich um und warf sich auf die anderen.
    Einem riss er den Wanst weg, im nächsten Moment zerbiss ereine Kehle, dann schnitten die kräftigen Klauen Gurgeln auf; zwei Köpfe trennte er mit bloßen Händen ab. Krachend barsten die Wirbel, knirschend gab das Rückgrat nach. Es ging so schnell, dass Tanguy selbst kaum verstand, was er gerade tat. Er tötete sie rasch, gnadenlos und zugleich grausam. Blutregen ging auf ihn nieder.
    Tief atmete er ein und grölte vor Entzücken. Die vollkommene Hingabe an den Rausch des Tötens. Die Luft war angefüllt mit dem Geruch des mannigfachen Todes, den er gebracht hatte. Sein erstes Versprechen hatte er eingelöst.
    Wunderbar!
Tanguy schnalzte mit der Zunge. Das Blut schmeckte nicht außergewöhnlicher als das seiner sonstigen Opfer.
Sie bedeuten keine Gefahr. Ich hätte es mir schwerer vorgestellt.
    Nur einen verschonte er, auch wenn es ihn unglaubliche Mühe kostete: den Knebelbart. Von ihm wollte er Antworten.
    Von Kopf bis Fuß besudelt, wischte er sich das Blut aus den Augen und leckte es von den Fingern, während er auf den Knebelbart zustrich. »Hast du genau zugeschaut, oder ist dir etwas entgangen?« Er zog ihm den Hut ab und tätschelte den Kopf, dann presste er ihm die roten Finger brutal ins Gesicht. »Riechst du das? Das waren einmal deine Kumpane! Ich habe ihr Blut getrunken und ihre Leben genommen, weil sie mir meines nahmen.«
    Der Mann

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