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Judastöchter

Titel: Judastöchter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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Hülle gezogen wurde. »Ich lasse dich meine spüren!« Aus seinen Fingerspitzen jagten kleine Flämmchen und brannten sich durch das Schuppenkleid, es stank nach verschmortem Horn.
    Jetzt kreischte de Cao auf, riss die Zähne mitsamt einem großen Brocken Fleisch aus seinem Arm und ließ von ihm ab.
    Eric sog tief Luft ein. Seine Rippen schmerzten und knisterten, als sie sich wieder an ihre alte Position begaben und verheilten;
     auch die Armwunde schloss sich bereits.
    Schneller als jede gewöhnliche Schlange wand sich seine Gegnerin durchs Gras und suchte das Weite. Dann verwandelte sich de Cao fließend in eine Frau und rannte auf zwei Beinen weiter; immer wieder drehte sie sich nach Eric um.
    Das war eine Überraschung für uns beide.
Ihm wurde schlecht, und er übergab sich. Schwarze Flüssigkeit troff von seinen Lippen, vermischt mit Speichel und roten Klümpchen. Die Wandlung kostete ihn Kraft und schadete seiner Gesundheit, zumal er dieses Wesen nicht sein wollte. Er drängte die Bosheit in sich zurück, und es fiel ihm wieder ein bisschen schwerer. Der Widerstand wurde mit jeder Verwandlung größer.
    Eine Eiswoge rollte durch ihn. Das war das sichere Zeichen, dass er es geschafft hatte und wieder wie ein normaler Mensch
     aussah.
    Zufrieden registrierte er, dass er es dieses Mal hinbekommen hatte, seine Kleidung nicht zu verbrennen und die Munition seiner
     Pistolen nicht zum Explodieren zu bringen. Nackt und ramponiert in Irland zu stehen, das blieb ihm erspart.
    Er setzte sich mit zitternden Knien neben die Leiche des erschossenen Wandlers und atmete tief durch.
Es musste sein. Lena, verzeih mir, aber es … ich wäre sonst gestorben.
    Seine Ex-Frau hatte ihm das Versprechen abgerungen, sich nicht in dieses Feuerwesen zu verwandeln, in diesen irrwitzigen Derwisch, den er weniger kontrollieren konnte als zuvor die Bestie in sich. Der Zustand als Wandelwesen war dagegen – einfach gewesen.
    Das Dämonische in ihm ließ sich nicht austreiben. Woher es kam, wusste Eric nicht.
    Damals, als er als Bestie in einem brennenden Zirkuswaggon eingeschlossen gewesen war, war ihm zum ersten Mal das Leben gerettet worden, und er hatte das Mal an seinem Unterarm bemerkt. Welcher Dämon auch immer die Patenschaft für ihn übernommen hatte, er fühlte keine Dankbarkeit.
    Eric stand auf, unsicher wankend, und suchte seine Sachen zusammen. Seine größte Angst war es, die Rückverwandlung nicht mehr schaffen zu können und als Mutant in Freakshows zu enden. Der lebende Beweis, dass es Anomalien gab.
    Es war eine Ausnahme,
sagte er sich immer wieder und machte sich zu Fuß zurück nach Wicklow auf.
    Die Leichen der Wandler ließ er hinter sich zurück. Er fühlte sich zu schwach, um jeden Einzelnen durch die Gegend zu zerren und im Moor verschwinden zu lassen.
    Von de Cao sah er nichts mehr, und das erleichterte ihn ungemein.
    * * *

5. Februar, Großbritannien, Republik Irland,
Wicklow, 22.23 Uhr
    Keine Wache. Danke sehr.
Eric schlenderte die Gangway des Trawlers hinauf. Im unteren Deck brannte Licht. Die Mannschaft machte sich bereit zum Auslaufen
     des Schiffs, um auf Fischfang zu gehen.
    Den X6 hatte niemand angefasst, er stand an Ort und Stelle zwischen den Kisten. Davon hatte sich Eric zuallererst überzeugt, als er nach Wicklow zurückkehrte.
    Nach dem Vorfall in den Hügeln waren die Polizisten in Scharen über die Stadt hergefallen. Umso erstaunlicher fand er es, dass es keinen Aufschrei in der Öffentlichkeit gegeben hatte. Eric vermutete die Nachtkelten hinter dem kleinen Wunder. Sie hatten mit ihren Beziehungen dafür gesorgt, dass der Vorfall nur in ganz hohen Kreisen und nicht in den Tageszeitungen des Countys oder gar landesweiten Medien besprochen wurde. Die Region selbst hatte ebenso ein Interesse daran, das Massaker zu verheimlichen. Wicklow lebte vom Tourismus, und der würde abrupt abreißen, wenn bekannt wurde, dass ein Heckenschütze auf Wanderer lauerte.
    Gehe ich gleich auf die Brücke, oder schaue ich bei der Mannschaft vorbei?
Eric war bis zu den Abendstunden sehr aufmerksam geblieben und hatte sich in einer kleinen Reparaturwerft verborgen gehalten, die er gegen zehn Uhr verließ und sich auf den Weg zur
Passage
machte.
    Dass sich Sarkowitz nach wie vor nicht gemeldet hatte, bestätigte seine Annahme. Er wollte nicht darüber nachdenken, ob sie mit dem U-Boot auf dem Felsplateau lag oder nicht.
Ich fahre hinaus, wir suchen sie mit dem Sonar, und dann hole ich sie hoch.
    Eric öffnete eine Tür,

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