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Judastöchter

Titel: Judastöchter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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Finger und tippte darauf. »Das erscheint mir besser. Mit dem Verstand einer Vampirin betrachtet. Die Umgebung ist sumpfig und voller kleiner Wasseradern. Sie wissen, dass ich fließendes Wasser nicht überqueren kann.«
    Eric vergrößerte den Plan. »So gesehen«, stimmte er vorsichtig zu. Er schaut zu Justine, um ihre Meinung zu hören.
    Die Werwölfin klickte nacheinander die Pläne ein sechstes und ein siebtes Mal durch, schwieg und lehnte sich dann zurück. »Ihr werdet mich dafür hassen«, setzte sie langsam an, »aber ich finde die vierte Variante nicht weniger sinnvoll.« Sie legte anhand der Umgebung dar, wie sie darauf gekommen war.
    Aber Sia hörte nicht zu. Sie hatte verstanden, dass es an ihr lag, ganz alleine an ihr, wo sie zuschlagen würden, um Emma zu befreien. Diese Entscheidung wollte sie keinem anderen überlassen.
Es ist mit Abstand die schwerste Entscheidung, die ich jemals habe treffen müssen.
    »Also?«, hörte sie Eric sagen.
    Sia war froh, als er ihre Hand ergriff, um ihr seinen Beistand zu vermitteln und ihr die Wahl zu überlassen.
    * * *

8. Februar, Republik Irland,
Sligo, 14.45 Uhr
    Die Schüsse dröhnten in Davids Ohren, gleichzeitig spürte er die Einschläge in der Brust. Die Treffer lagen alle dicht beieinander, der Premierminister war ein guter Schütze. Die Gerüchte, dass er einst Soldat in der IRA gewesen sein sollte, schienen zu stimmen.
    Hinter sich hörte er das Krachen, als mindestens ein Projektil durch seinen Leib schlug und die Kaffeemaschine zerlegte. Schmerzen fühlte er kaum welche, vergleichbar mit Nadelstichen. Es tat David um den Anzug leid, und er beglückwünschte sich selbst dazu, nicht den teuersten angelegt zu haben. Intuition.
    Beim fünften Abdrücken stand Rutherford auf und hielt die Pistole mit beiden Händen, zielte auf den Kopf und schoss weiter; nach acht lauten Knallen endete der Beschuss. David tat so, als sei er tot und hing schlaff auf dem Stuhl. Er war neugierig, was als Nächstes geschehen würde. Seine Sicht war rot eingetrübt, was von seinem eigenen Blut stammte, das aus einer Stirnwunde rann.
    Die Leibwächter betraten den Raum entspannt und ohne dass sie ihre Waffen gezogen hatten. Sie waren offenkundig vom Premierminister eingeweiht gewesen. Schweigend betrachteten sie den vermeintlich Toten.
    »Frost, Sie gehen runter zum Wagen und holen die Plastiktüten, Bleichmittel und Putzzeug. Es soll aussehen, als wäre hier drinnen nichts vorgefallen. Lassen Sie eine neue Kaffeemaschine und einen neuen Stuhl besorgen, und zwar in der nächsten Stunde.« Rutherford sammelte die Hülsen ein. »Wir haben drei Stunden, bis das Mädchen zurückkommt.«
    Frost lief los, sein Kollege begann nach einem Wink seines Chefs damit, die Maschine abzubauen. »Ich will in zwei Stunden fertig sein.« Die Hülsen steckte Rutherford ein und nahm sein Handy aus der Hosentasche, wählte.
    David hatte sich von seiner Überraschung erholt. Sein Tod war geplant worden, mit allem Drum und Dran.
    »Hallo, Mister Goldsteen. Ich wollte Ihnen schnell sagen, dass Mister Undertake zu Mister Undertaker befördert worden ist. Nochmals vielen Dank für Ihre Warnung. Sie hatten recht: Dieser Mann und seine Auftraggeber sind die größte Bedrohung, die Irland jemals durchleben musste. Wir sehen uns heute Abend. Auf Wiedersehen und meinen aufrichtigsten Dank, auch im Namen des irischen Volks.« Er legte auf.
    David spürte Wut in sich aufsteigen. Den Premierminister würde er schonen, weil er die Tatkraft des Mannes respektierte. Der oberste Mann des Staates hatte Initiative gezeigt und sich sowie seine Familie in Lebensgefahr gebracht. Aber Goldsteen, der alte Golfspielbescheißer, würde seine gesamte Rache zu spüren bekommen. Was über den Tierficker hereinbrechen würde, hatte er sich selbst zuzuschreiben.
    Rutherford hatte sich wieder gesetzt, nahm die Teetasse und trank weiter. Seine Hände bebten nicht einmal schwach. Er hatte heute nicht zum ersten Mal auf einen Mann geschossen und dabei getötet. Seine blauen Augen waren auf David gerichtet. Er musterte ihn argwöhnisch, zog die Pistole erneut und wechselte das leere gegen ein volles Magazin, lud durch. Die Mündung richtete sich auf David. »Ich glaube, er ist noch nicht tot. Schauen Sie nach dem Puls, Mister Wels.«
    »Es wird auch nichts bringen, wenn Sie wieder acht Schuss in mich pumpen, Sir.« David wischte sich das Blut aus den Augen und richtete sich langsam auf, während Rutherford glotzte wie ein tumbes Tier.

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