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Judastöchter

Titel: Judastöchter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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Hinter ihm schepperte es. Wels hatte vor Überraschung die Kaffeemaschine fallen lassen. Mit Genugtuung bemerkte David, dass die Hand des Premierministers zitterte. Heftigst zitterte. »Ich habe einen Pakt mit dem Teufel.«
    Frost kehrte mit einem Transportkarren zurück – und verharrte auf der Schwelle. Zuerst schaute er zu dem auferstandenen Toten, dann zum Premier, der nur die Hand hob.
    »Danke, Sir. Wissen Sie, es tut nicht sehr weh, aber es nervt.« David trank vom Bitterlemon, während sich seine Wunden schlossen. »Ich bin weder Zombie noch Dämon oder ein anderes derartiges Wesen«, erklärte er knapp. »Akzeptieren Sie meine Unverwundbarkeit einfach als gegeben, und lassen Sie sich dadurch nicht in eine …«
    Rutherford schoss zweimal.
    Die Kugeln flogen durch Davids geöffneten Mund, brachen Zahnstücke ab, schossen aus dem Hinterkopf wieder hinaus. Was für einen normalen Menschen den sicheren Tod bedeutet hätte, fühlte sich für ihn mehr wie ein Schlag mit einem Hämmerchen an. Allerdings wurde seine Wut damit auch größer.
    David sprang auf und versetzte dem Tisch mit dem Bein einen Stoß, und das Möbel schlidderte vorwärts. Der Premierminister wurde zwischen Wand und Kante eingeklemmt; der Aufprall hatte ihm die Pistole aus der Hand geschleudert. Mit der rechten Sohle hielt David den Druck gegen Rutherford aufrecht. »Sie sollten mir glauben, wenn ich Ihnen etwas sage«, sprach er undeutlich, weil sein Gebiss erst regenerieren musste. »Sir, ich gebe Ihnen hiermit die letzte Chance, sich vernünftig zu verhalten.« Er zeigte auf die verheilenden Schusswunden. »Es bringt nichts.«
    Die Leibwächter hatten die Pistolen gezogen, feuerten aber nicht. Rutherford hustete und hielt sich die Brust. »Sie haben mir die Rippen gebrochen«, stöhnte er.
    »Sie wollten mich töten. Dafür sind Sie gut weggekommen.« David nahm den Fuß runter und zog den Tisch nach hinten, um den Premier zu Atem kommen zu lassen. »Ich gehe davon aus, dass wir beide einen mündlichen Vertrag haben. Bei Ihrer nächsten Verfehlung wird es nicht bei einem Rippenbruch bleiben. Weder bei Ihnen noch bei Ihrer Familie, Sir.«
    »Ich habe verstanden.« Der bleiche, zitternde Rutherford erhob sich mit der Hilfe seiner Bodyguards und ging mit schlurfenden Schritten zur Tür hinaus. Kein Gruß, kein Umwenden.
    »Außerirdische«, murmelte Frost stotternd, wie David hörte. »Sir, es sind Außerirdische! Und Sie haben sich Irland ausgesucht, weil …« Die Stimme wurde leiser und entfernte sich, so dass er den Leibwächter nicht mehr verstand.
    David betrachtete die Schäden im Raum: zwei Einschusslöcher in der Wand, der Totalverlust der Kaffeemaschine, Blutspritzer. Es ging noch, wie er fand. Glücklicherweise hatten sie Putzzeug und Ersatzmaschine dagelassen. Bis Jaqueline zurück war, würde nichts mehr an die ungeplante Showeinlage erinnern.
    Er warf seine Kleidung in den Müllsack, eilte hinaus ins Badezimmer und duschte sich, danach schrieb er rasch zwei Mails, die Goldsteens Leben auf grausame Weise beenden würden, bevor er sich ums Putzen kümmerte. Ein fetter Fisch weniger, doch dafür gehörte David seit einunddreißig Minuten der Blauwal.
    * * *

10. Februar, Irland,
nordwestlich von Galway, 01.56 Uhr
    Das dauert.
Eric musste warten, bis Sia zu ihnen gestoßen war, und blickte auf die Uhr.
Zwei Minuten länger als geplant.
    Das fließende Wasser rings um das Gebäude, das abseits eines idyllischen Dörfchens stand, bremste die Judastochter sehr. Ihre unterschiedlichen und sehr beeindruckenden Tricks nutzten ihr nichts gegen einen simplen, kleinen Bachlauf.
    Justine kauerte neben ihm, beide waren bis an die Zähne bewaffnet. Die Silberkugeln hatten sie in den Magazinen gelassen, falls ihnen die Wandler doch in feindlicher Absicht begegnen sollten.
    »Das hätte ich nicht gedacht«, murmelte sie. »Da bin ich als Werwölfin noch gut dran.«
    Soweit man es mögen kann, eine Bestie zu sein.
Eric bestätigte nur durch ein Nicken und betrachtete das Haus durch ein Fernglas, das er in einem Laden für Jagdbedarf gekauft hatte. Wahlweise verfügte es über Restlichtverstärker und eine Nachtsichtfunktion.
    Zwei Fenster waren erleuchtet, dahinter bewegten sich ab und zu die Umrisse von mehreren Personen.
    Vampire oder ihre menschlichen Gefolgsleute?
    Ansonsten fand er keinerlei Hinweise, dass es sich um eine Falle handeln könnte – jedenfalls nicht außen. Justine hatte das Haus bereits umrundet und weder frische

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