Judastöchter
Justine bei einer Marineforschungsstation oder etwas ähnlichem besorgen.
Irgendwo in Irland wird es so etwas geben.
Ihr Bluetooth-Headset meldete sich.
Sie nahm das Gespräch an. »Ja?«
»Hier ist Eric. Bin in Position. Abfangjäger auch.«
»Countdown. Das Paket wird geliefert in«, sie hob die Hand, in der sie die Pistole hielt, und blickte auf die Uhr, »einer Minute.« Sie drückte die
Auflegen
-Taste.
Der Plan blieb einfach: Bis an die Zähne mit Brandbomben, Plastiksprengstoff und Waffen ausgestattet, würden sie und Eric den
TeaRoom
stürmen, während Justine im Freien lauerte, ob sich Vampire vor den Attacken in Sicherheit bringen wollten. Falls ja, wäre sie mit einem selbstgebauten Flammenwerfer zur Stelle. Baumärkte waren ein Schatzhort für jeden Terroristen und Guerillakämpfer.
Zwanzig Sekunden.
Ich werde dich rächen, Emma, wie noch kein Mensch vorher gerächt wurde!
Sia löste sich von der Mauer und ging los, durch den strahlenden Sonnenschein.
Die wenigen Meter aus dem Schatten hinaus bereiteten ihr keine Probleme, die Schmerzen waren erträglich. Normale Vampire oder unabgehärtete würden schon durch das reflektierte Sonnenlicht in Schwierigkeiten geraten. Manche starben, manche verloren den Verstand, andere fielen an der Stelle, wo sie standen, zu Boden und regten sich so lange nicht mehr, bis die Sonne vom Himmel verschwunden war. Deswegen war die Mittagszeit der optimale Zeitpunkt, um ein Vampirnest auszuräuchern.
Sie selbst hielt ohne Problem eine halbe Stunde in der prallen Sonne aus. Für die Flucht nach der Attacke wollte Sia die Kanalisation benutzen und sich ein Versteck suchen, bis es dunkel genug geworden war. Im Winter ging das schnell.
Zehn Sekunden.
Hel wird niemanden schonen.
Sia erwartete, dass ein oder zwei der Sídhe es mit ihr aufnehmen konnten, was Kräfte und Geschwindigkeit anging, aber mit unüberwindbaren Gegnern rechnete sie nicht. Sie war nach wie vor – soweit sie es wusste – die einzige unsterbliche Vampirin.
Dabei wird es bleiben. Heute vergehen andere.
Sia nahm einen der Sprengkörper aus der Tasche, stellte den Timer auf vier Sekunden und warf ihn mit Schwung durch die Scheibe des
TeaRoom
s.
Es werde Licht!
Es hatte eine besondere Ironie, dass ausgerechnet eine Blutsaugerin an dieses Zitat dachte.
Die Bombe ging mit einem donnernden Schlag hoch. Der Druck fegte etliche Scheiben des Gebäudes aus den Fassungen, einige hielten stand und zeigten nun ein Netz von dichtmaschigen Sprüngen. Panzerglas. Im Innern schrillte eine Alarmklingel. Die Vampire wurden auf zweifache Weise geweckt.
Kommt raus! Kommt raus zum Spielen.
Sia lächelte und warf noch mehr Päckchen durch die zerstörten Scheiben, oben und unten; dieses Mal waren sie mit einem Fernzünder versehen. Plastiksprengstoff und Brandbomben gemischt. Laut Plan machte Eric das Gleiche auf der Vorderseite.
Nach genau zehn Sekunden drückte Sia den Auslöser.
Fahrt zur Hölle! Da werdet ihr mit Sicherheit landen.
Mit dumpfen Explosionen gingen die Bomben hoch. Sia konnte sich vorstellen, wie die Wucht die Wände umriss und die Flammen in den kleinsten Winkel der Clubräume drückte. Schreie erklangen von drinnen.
Aus den Nachbargebäuden sahen die Menschen verstört herüber, manche hielten Handys in der Hand. Es würde nicht lange dauern, bis Garda und Rettungskräfte erschienen.
Die Bühne ist bereitet.
Sia wählte Eric an und sagte: »Ich gehe rein.« Sie trat durch den zerstörten Hintereingang, die Pistolen schussbereit in den Händen. Nach ein paar Schritten musste sie bereits über Leichen steigen, die von der ersten Bombe getötet worden waren.
Ein Mann taumelte ihr entgegen, der ein Gewehr schwenkte, aber nicht den Eindruck machte, als würde er Gegenwehr leisten können. Er war schwerverletzt, blutete aus Wunden am Oberkörper, und eine Hand war fast abgerissen.
Sia schlug ihm das Gewehr aus der Hand und griff in seine klaffende Armwunde. »Wo sind die Sídhe?«
Er heulte auf und ging vor ihr auf die Knie. »Kann nicht …«
Zeitverschwendung.
Sie streckte ihn mit zwei Schüssen in den Nacken nieder und eilte weiter. »Eric, bist du drin?«
»Ja«, kam es über den Ohrenstöpsel. »Ich habe mich durch den
TeaRoom
geballert. War mehr los, als ich angenommen hatte. Die Treppe zum Club ist von einer Bombe weggerissen worden, ab und zu fallen ein paar brennende Typen runter.« Er gab eine Serie von Schüssen ab. »Wieder zwei weniger.«
Sia dachte an das Labyrinth, das sich der Ard
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