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Judastöchter

Titel: Judastöchter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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Nichts.
    Sia rückte ihre Tasche zurecht, die sie halb auf dem Rücken trug. Sie wollte Smyle nicht fragen. Sie dachte sich, dass Byrne die Schleuse, in der das U-Boot lag, gut versteckt errichtet hatte.
Es wäre bescheuert, wenn Spaziergänger sie von oben sehen könnten.
    Sie steckte das Anleitungsheft tiefer in die Tasche und war froh, dass sich die See ruhig benahm. Gischtwolken würden ihr Schmerzen zufügen. Den Fehler, während eines Sturms zu dicht an der Kaimauer zu stehen, hatte sie einmal am Meer begangen, in Piriac. Es hatte auf der Haut wie Säure gebrannt.
    Schwarz und glatt lag die Wasseroberfläche da, Sterne schimmerten und funkelten darauf; nur weiter draußen brachen sich Wellen an einem Riff, das knapp über der Oberfläche herausragte.
    »Großer Schritt«, warnte Smyle sie. »Die nächsten drei Stufen sind Attrappen und brechen sofort ab.« Er sprang, Sia folgte ihm.
    Der Weg endete auf einem Podest.
    Smyle schob einen vorspringenden Stein in der Wand zur Seite; darunter kam ein Eingabefeld zum Vorschein. Er drückte eine Nummernfolge, und ein Teil des Felsens schwang zurück. Dahinter lag die Schleuse, Stahltreppen führten nach unten. Im aus dem Stein geschlagenen Bassin schwamm das U-Boot.
    Zum Meer hin war die Höhle offen. Ein Stahlschott trennte das fließende von dem stehenden Gewässer, damit Tod vom Leben.
    Smyle lachte, während sie die Stiegen nach unten gingen. »Ich würde zu gerne wissen, was Sie denken.« Sie kamen auf dem schmalen Beckenrand an.
    Glaube ich dir.
»Wie ist das mit Ausrüstung?«, fragte sie. »Woher bekomme ich meine Waffen und die Silbermunition? Ist sie an Bord?«
    »Nein. Sobald Sie drüben angelegt haben, wird man sich mit Ihnen in Verbindung setzen und Ihnen alles Nötige übergeben.« Er schrieb ihr eine Nummer auf ein Blatt. »Hier. Das ist für den Notfall. Wenn das Begrüßungsteam nicht kommt, rufen Sie an und warten.«
    Sia steckte das Papier ein, warf ihre Reisetasche auf die schmale Luke. Smyle schickte sich an, als Erster ins Boot zu klettern. »Ladys first«, sagte sie zu ihm und sprang auf die eiserne Oberfläche.
    Das Boot hüpfte und schwankte unter ihren Füßen. Die schlingernden Bewegungen musste sie ausgleichen, sonst wäre sie ins Wasser gefallen.
    Noch traute sie der Sache nicht, aber da ein warnendes Gefühl ausblieb, unterdrückte sie die immer stärker werdende Angst. Das Geräusch der entfernten, donnernden Brandung versprach ihr den Tod. Ein Säurebad, so würde es sein, wenn sie mit dem Meer in Berührung kam.
    Es muss klappen! Ich habe nicht vor zu sterben, jetzt nicht! Elena und Emma müssen gerettet werden!
    Sia streckte die Hand aus, ging in die Knie – und berührte das Wasser. Es war eisig kalt, aber es schmerzte nicht. Kein Zischen, keine Verbrennung, nicht mal andeutungsweise eine Reaktion auf sie. Diese Theorie hatte sich bewahrheitet.
Ich bin etwas beruhigter.
»Was machen Sie, wenn ich gegangen bin, Mister Smyle?«
    »Ich kehre mit der Fähre nach Irland zurück. Ich habe Aufgaben für die Sídhe zu erfüllen und bin mir sicher, dass wir uns wiedersehen. Spätestens bei der Übergabe von Elena und Emma.« Er lächelte gemein. »Soll ich den beiden was von Ihnen ausrichten, Miss Sarkowitz?«
    »Nein.«
Also hat er seinen Auftrag ausgeführt. Gut!
Sia zeigte durch die Luke. »Wollten Sie mich nicht einweisen?«
    »Ich habe es mir anders überlegt. Sie haben doch das Handbuch gelesen.« Smyle hatte plötzlich keine Lust mehr, länger zu bleiben.
    »Ein paar Dinge sind mir nicht ganz klargeworden, da bräuchte ich Ihre Erläuterung.« Sie öffnete die Luke und schwang die Beine durch die Öffnung. »Ich habe kein Problem damit, den Sídhe später zu sagen, dass Sie nicht hilfsbereit waren. Käme nicht so gut an, oder?«
    Smyle verzog das Gesicht. »Ich hatte noch was vor, aber nun ja.« Er machte einen großen Sprung.
    Eine kleine Genugtuung für mich!
In dem Moment, als die Sohlen des Vampirs den sicheren Boden verließen, schnellte Sia in die Höhe, zog die beiden Dolche aus den Halterungen von Arm und Rücken und setzte sie wie eine Schere an. »Oh, ich habe es mir jetzt
auch
anders überlegt. Ich brauche keine Einweisung. Und keinen Smyle.« Er landete vor ihr – und die Schneiden trennten Smyles Kopf vom Hals; einige Haarsträhnen fielen ebenfalls.
    Der Schädel plumpste ins Wasser, der Körper fiel auf das Boot und blieb mit ausgebreiteten Armen und Beinen darauf liegen. Es schien, als würde er sich festhalten und

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