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Judastöchter

Titel: Judastöchter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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Sia auf ihrer Fahrt durch die Tiefe begleiten wollen.
    Sie lächelte zufrieden.
Ich brauche dich nicht mehr, und die Sídhe dürfen sich einen neuen kleinen Helfer suchen, der ihre Botendienste erledigt.
Smyle hatte den Tod verdient, allein für seine Beteiligung an der Entführung.
Dann muss ich dich später nicht erledigen. Ich habe nie versprochen, dass der Bote sicher ist. Das war nicht Teil der Abmachung.
    Sie ließ sich ins Boot gleiten, schob die Tasche vom Stuhl und schaltete die Kontrollen ein.
    Es war nicht schwer, die Grundmanöver damit auszuführen. Die Navigation war auch kein Problem, der Computer half ihr dabei. Sie müsste einfach immer nach Westen fahren und das Sonar sowie die Monitore mit den Kamerabildern im Auge behalten. Dann würde es schon klappen.
    Verdammt!
Sia wurde sich im gleichen Moment bewusst, dass sie einen Fehler begangen hatte: Sie konnte nicht gleichzeitig ablegen
und
die Schleuse öffnen – weil dann fließendes Wasser ins Bassin strömen und sie vernichten würde.
    Sie kletterte wieder hinauf, um nach dem System zu schauen.
Byrne muss es doch auch alleine geschafft haben.
    »Ich dachte schon, Sie wollten sich durch die Schleuse rammen.« Sie wandte sich zur Seite und sah: Eric. Er stand auf dem schmalen Seitenstreifen und hob zum Gruß die Hand. »Stand Smyle auch auf der Abschussliste? Das war mir entgangen.«
    Der Kerl ist unglaublich.
Sie grinste. »Schön, dass er Sie nicht abschütteln konnte.«
    »Smyle hätte den Tod schon dafür verdient, wie er gefahren ist.« Eric ging nach vorne zur Schleuse und balancierte auf den beiden Flügeln entlang. »Der Trick mit der Stufe hätte beinahe funktioniert. Ich musste außen rum klettern, durch die Höhle.« Er sah sich genau um. »Hier ist ein Antrieb eingebaut, ein Motor, wie es aussieht. Schauen Sie im Boot nach, ob es da so etwas wie eine Fernbedienung dafür gibt.«
    Daran hätte ich auch denken können.
Sia verschwand wieder ins Innere, sah sich um und glich die Anordnung der Armaturen genau ab.
Ein Extraknopf!
Sie war fündig geworden, schwang sich wieder hinaus. »Ich habe den Auslöser.«
    »Sehr gut.« Eric erklomm die Stahlstufen. »Ich versenke Smyles hässliche Autos, einverstanden? Das Gelände vor den Klippen ist leicht abschüssig. Ideal für Car-Dumping.«
    »Ja, gute Idee. Sobald ich angekommen bin, melde ich mich bei Ihnen. Ich schlage vor, wir treffen uns in Wicklow. Unser erstes Opfer ist Brian Baker.«
    »Alles klar. Ich mache mich auf den Weg. Dann Ihnen gute Fahrt. Und rammen Sie nichts, was stärker und schwerer ist als Sie und Ihr Boot.« Er hob noch einmal die Hand, und Sia grüßte ebenso zurück und verschwand durch die Luke, die sie gleich darauf mit kräftigen Bewegungen schloss: Es durfte kein Tröpfchen Wasser zu ihr gelangen. Dann ließ sie die Kammern fluten und sich auf zehn Meter sinken.
    Leinen los.
Sie drückte den Knopf für die Schleuse und lauschte sehr genau in sich, ob sie eine Veränderung um sich herum oder an sich spürte. Ob sich Schmerzen einstellten, ob die Zersetzung schmerzlos begann oder ob es andere Zeichen des Fluchs gab.
    Die Kamerabilder zeigten ihr, dass sich das Tor geöffnet hatte. Das Meer lag vor ihr, scheinbar unendlich und gefahrenvoll wie das Weltall.
    Sia schluckte und bewegte den Joystick nach vorne, das U-Boot setzte sich gehorsam in Bewegung und trug sie ins Ungewisse.
    Das Wasser war schwarz wie Tinte, die Scheinwerfer brachten nicht wirklich etwas. So war das Sonar das einzig hilfreiche Instrument,
     das ihr zur Orientierung blieb.
    Es funktioniert!
Zum Jubeln war ihr aber nicht. Sie schwitzte kalt, die Finger, die Beine zitterten, und sie wäre in diesen Sekunden nicht in der Lage gewesen, sich aus dem Sitz zu erheben. Sie lauschte auf jedes Geräusch. Doch es blieb bis auf das Surren des Elektroantriebs, dem Fiepen und Brummen der Elektronik ruhig.
    Beruhige dich. Wer nervös ist, macht Fehler, und das wäre fatal.
Sia holte tief Luft und versuchte, sich zu entspannen, indem sie an schöne Momente mit Elena und Emma dachte. Es wirkte bedingt.
    Mutiger geworden, drückte sie den Joystick weiter nach vorne, das U-Boot legte an Fahrt zu. Irland lockte und rief. Zum einen mit der Sicherheit von festem Land unter den Füßen, zum anderen mit dem Aufenthaltsort der beiden geliebten Menschen, für die sie alles tun würde. Das Leben derer, die Sia im Weg standen, zählte nicht.
    Sie schaute auf den Geschwindigkeitsanzeiger. Das U-Boot fuhr mit knappen zwanzig

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