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Judastöchter

Titel: Judastöchter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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Stundenkilometern unter der Meeresoberfläche dahin, immer in Richtung Westen.
    Die Sídhe werden bereuen, was sie für einen genialen Einfall gehalten haben.
    * * *

5. Februar, Irische See
zwischen Irland und Wales,
08.38 Uhr
    Die wenigen Kilometer unter der Meeresoberfläche zogen sich in die Länge.
    Ihre Angst vor der See um sich herum hatte Sia bald verloren, sie vertraute dem Mini-U-Boot, das Harm Byrne mutmaßlich oft ohne Probleme zwischen Irland und England hin- und hertransportiert hatte.
    In Gedanken war sie bereits an Land. Wenn sie sich richtig an TV -Beiträge, Reisejournale und Bilder erinnerte, dann war die Grüne Insel kein einfaches Territorium für ein Judaskind.
    Sie haben viel fließendes Wasser.
Sia würde verdammt gut aufpassen müssen, um nicht aus Versehen in Kontakt damit zu geraten. Es wäre ein Hohn, wenn sie unbeschadet durch das Meer gelangt wäre und dann in einem irischen Bachlauf sterben würde.
    Eine Sache verstand sie noch nicht in vollem Umfang: Wenn die Sídhe, die in ihren Augen nichts anderes als schnöde Vampire wie Smyle waren, eine Judastochter brauchten, um die Führer der stärksten Wandlerrudel zu töten, warum waren in Leipzig dann Wandler aufgetaucht, die im Zusammenhang mit Elenas Verschwinden standen?
    Darüber grübelte Sia lange.
Ich denke, die Wandler haben mitbekommen, was die Sídhe beabsichtigen, und ihre eigenen Leute ausgeschickt.
Die beiden Männer hatten versucht, Elena als Druckmittel in ihre Hand zu bekommen. Ähnlich war es im Krankenhaus gelaufen, wo sich zwei verschiedene Gruppen ein Gefecht geliefert hatten. Die Vampire hatten sich zwar durchgesetzt, aber mindestens ein paar Wandler wussten durch den gescheiterten Entführungsversuch, dass Sia in Irland auftauchte. Je nach Vernetzungsgrad der Tuatha hätte es sich zumindest innerhalb der verschiedenen Rudel herumgesprochen.
    Ich sehe sie schon bis zu den Zähnen bewaffnet auf mich warten.
Sia fand die Vorstellung nicht gerade ermutigend. Ihr einziger Vorteil bestand darin, dass die Rís nicht wussten, wen sie zuerst erledigen wollte.
Wer mit seinem Tod rechnen muss, ist immer wachsam.
Ein Spaziergang würde es nun nicht mehr werden.
    Dass sie Smyle getötet hatte, kümmerte Sia nicht weiter. Eric würde die Autos verschwinden lassen, und Zeugen bei ihrem Mord hatte es nicht gegeben. Keine Beweise, keine Konsequenzen.
    Eric ist ein guter Verbündeter. In Irland werde ich ihn sehr oft brauchen.
Sie sah ihn vor sich, den hünenhaften, schwarzhaarigen Mann mit dem durchtrainierten Körper. Er hatte ihr gegenüber mit nichts verraten, dass er einen Dämon in sich trug, weder durch Gewaltausbrüche noch durch sein sonstiges Verhalten. Ein ganz normaler Typ, den sie zunehmend attraktiver fand.
    Sia hatte aber den Eindruck, dass er seine Frau immer noch liebte, was es schwieriger machen würde, ihn zu einem kleinen erotischen Intermezzo zu verführen.
    Die Liebe ist ein seltsames Spiel.
Der alte Schlagertext huschte ihr durch den Kopf.
    Das U-Boot schnurrte geradeaus, das Sonar meldete keinerlei Hindernisse, so dass sich Sia die Liste der Delinquenten vornahm. Mit dem Netbook sah sie sich die Bilder ihrer zukünftigen Opfer erneut an. Inzwischen war sie sich sicher, dass sie die Züge auswendig kannte und sogar zeichnen konnte, doch lieber schaute sie einmal zu viel als einmal zu wenig.
    Ihre erste Beute würde Brian Baker sein.
    Sie hatte ihn ausgesucht, weil er in Wicklow lebte, genau wie einer der Wandler, der tot im Leipziger Hotel gelegen hatte. Sia rechnete sich gute Chancen aus, den Rí vor seinem Exitus zu verhören und mehr Licht ins dunkle Durcheinander zu bekommen. Möglicherweise erfuhr sie von Baker auch mehr über die Sídhe.
Feinde kennen sich gegenseitig besser als Freunde.
    Sie sah auf die Uhr.
Ob Eric schon in Irland ist?
Sie traute ihm zu, dass er seinen X6 überführt und nicht in England zurückgelassen hatte.
    Das Sonar gab einen warnenden Ton von sich.
    Was ist los?
Laut Karte war Sia nicht mehr als zehn Kilometer von der Küste entfernt, aber Riffe sollte es eigentlich nicht an dieser Stelle geben.
    Sie schaltete alle Scheinwerfer ein, die an der Außenhülle angebracht waren, doch sie leuchteten ins freie Meer; ein paar Fische schwammen erschrocken nach rechts und links weg. Es gab keine Bedrohung, die ein
Ping
hätte auslösen können.
    Fehlfunktion?
Sia sah auf den Bildschirm. Das Signal näherte sich beständig, sicher und ohne zu flackern oder abzureißen.
    Vor ihr entstand

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