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Judaswiege: Thriller

Judaswiege: Thriller

Titel: Judaswiege: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Berkeley
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seine geschasste Expartnerin entscheiden würde. Andererseits hätte er sich kaum auf ihr Spiel eingelassen, wenn …
    »Lass uns ein Stück spazieren gehen«, schlug Sam vor und legte einen Zehn-Dollar-Schein auf den Tresen. Gemeinsam verließen sie das Lokal und traten in die laue Sommernacht. Auf dem Gehsteig hatte sich ein Künstler mit einer in den Beton geschlagenen Schnecke verewigt – im East Village keine Seltenheit. Überall gab es Gärten und Parks, die von lokalen Künstlern mit Skulpturen ausgestattet wurden. Manche waren schön, andere weniger, aber welcher Stadtteil konnte schon von sich behaupten, Skulpturen von Bildhauern mit Weltruhm auf dem Kinderspielplatz auszustellen? Klara hakte sich bei Sam ein, wie früher, und fragte: »So schlimm, dass wir sogar die No-Name-Bar verlassen mussten?«
    Sam antwortete ernst: »Ja, Klara.« Wenn er sie so nannte, war etwas im Busch.
    Sams Schuhe klackerten auf dem Asphalt, eine angenehme kühle Brise wehte durch die vom Tag aufgeheizten Straßen. In diesem Teil von Manhattan waren abends um zehn nicht viele Leute unterwegs, und selbst die omnipräsenten Taxis rauschten selten an ihnen vorbei. Klara wusste, dass Sam Zeit brauchte, um eine Entscheidung zu treffen, und so ging sie schweigend an seiner Seite, bis sie einen kleinen Park erreichten. Sam steuerte auf eine Parkbank zu, und sie setzten sich nebeneinander und starrten in den Abendhimmel.
    »Um es deutlich zu sagen: Ich habe keine Freigabe, mit dir darüber zu sprechen, im Gegenteil. Wenn Marin davon erfährt, versetzt er mich nach Oklahoma und sorgt dafür, dass ich niemals zurückkomme. Und wenn die Presse …«
    Sie legte ihm eine Hand auf den Arm: »Sam, du weißt, dass mich die Presse nicht interessiert. Ich habe versprochen, Jessicas Mörder zu finden, und dazu gehört nicht, der Journaille gegenüber eure unlauteren Methoden auszuplappern.«
    »Wir haben noch mehr Fotos gefunden, Sissi. Heute Morgen.«
    Klara schluckte: »Von einem vermissten Mädchen?«
    Sam seufzte. »Also gut, fangen wir von vorne an. Vor sechs Monaten rief mich ein junger Kollege aus der Cyber Crime Unit an.«
    »Wesley Brown.«
    »Richtig, Klara. Der, bei dem du eingestiegen bist. Als ich in sein Büro kam, war er kreidebleich und deutete auf seinen Monitor. Er war einem Team zugeteilt, das mit einer experimentellen Software nach vermissten Personen im Internet fahndet. Und es war fündig geworden.«
    »Lass mich raten: die Fotos von Jessica.«
    »Korrekt. Aufnahmen, die undenkbare Höllenqualen dokumentieren und die schließlich mit ihrem Tod enden. Die Akte, die Stein zugespielt bekommen hat, enthielt bei Weitem nicht alle, sie ergeben eine regelrechte Serie. Und die Bingen war nicht die Einzige. Das Programm hatte auch Bilder von einem zweiten vermissten Mädchen ausgespuckt: Madison Carter. Sie verschwand vor vier Jahren in Arizona, ihr Bruder hat sie als vermisst gemeldet, nachdem sie von einem Volksfest nicht zurückgekommen war. Zwar gibt es keinerlei Aufnahmen, die Madison tot zeigen, aber nach den Bildern der ersten Serie wussten wir, dass dieser Täter den Tod seiner Opfer zumindest in Kauf nimmt, wenn nicht Schlimmeres. Du kannst dir vorstellen, welche Schlüsse wir daraus gezogen haben …«
    »Zeig mir die Bilder, Sam«, flüsterte Klara.
    Sam hielt ihr sein Telefon hin, eines dieser modernen Handys mit großem Farbdisplay. Er hatte das Menü mit den Fotos schon aufgerufen, Klara musste sie nur noch einzeln anklicken.
    Die junge Frau hing nackt mit dicken Hanfseilen an ihren Armen gefesselt von der Decke. Wie bei Jessica von Bingens Fotos waren die Aufnahmen nicht besonders scharf, aber man konnte erkennen, dass ihr Oberkörper mit Striemen übersät war, ihre rote Mähne hing in traurigen, dreckigen Strähnen herunter. Klara klickte ein Bild weiter. Madison Carter schien schreckliche Schmerzen zu erleiden, ihr verzerrtes Gesicht schrie sie stumm aus dem Foto heraus. Derartige Schmerzen konnten kaum von den Hanfseilen herrühren, überlegte Klara als ihr ein unerklärlicher Schatten am rechten Bildrand auffiel.
    »Was ist das hier?«, fragte sie Sam.
    »Wir vermuten, dass es sich um den Täter handelt, Klara.«
    Sie zoomte mit den Fingern so nah sie konnte an die entsprechende Stelle. Das Bild war viel zu verpixelt, um etwas Konkretes erkennen zu können. Sie blickte ihren Expartner skeptisch an. Sam hob abwehrend die Hände: »Du würdest dich wundern, was die Jungs am Computer mittlerweile alles rausfiltern

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