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Judith McNaught

Judith McNaught

Titel: Judith McNaught Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Legenden der Liebe
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Herzoginwitwe, die Sherry
gestern abend liebenswürdigerweise gebeten hatte, sie »Mutter« zu nennen,
vertrat die Ansicht, daß hastige Hochzeiten unweigerlich einen wahren Sturm von
Gerüchten und Vermutungen hinsichtlich der Gründe auslösten. Sie hatten Miss
Charity eingeladen, weil es niemand übers Herz brachte, sie auszuschließen, und
sie mußte jeden Moment kommen. Als einziger anderer Familienfremder war Dr.
Whitticomb um seine Teilnahme gebeten worden, aber er hatte eine Nachricht
geschickt, daß ein Patient seiner dringend bedurfte und er später auf ein Glas
Champagner vorbeikommen werde.
    Laut Plan sollte der Duke of
Claymore in einer Stunde seine Mutter und Whitney hierher bringen, und Stephen
würde eine halbe Stunde später kommen, genau um elf Uhr vormittags, wenn die
Trauung stattfand. Englische Hochzeiten, hatte Sherry erfahren, fanden
traditionell zwischen acht Uhr morgens und zwölf Uhr mittags statt, damit die
Brautleute im hellen Tageslicht heiraten konnten und vorher noch eine ganze
Nacht geschlafen und zum letzten Mal über den bedeutungsschweren Schritt, den
sie taten, nachgedacht hatten. Der Vikar war sich offenbar der Bedeutung seiner
Rolle in der Eheschließung des Earl of Langford bewußt, denn er war schon vor
einer Stunde gekommen, um absolut sicherzugehen, daß er auch pünktlich war –
eine Vorsichtsmaßnahme, die Colfax offenbar ein bißchen erheiternd fand, als er
Sherry davon unterrichtete. Dem Anlaß gemäß in die formelle Livree gekleidet,
wie übrigens alle anderen Dienstboten, die Sherry bereits unten gesehen hatte,
hatte Colfax ihr mitgeteilt, daß das Hauspersonal anläßlich des bedeutenden
Ereignisses gerne für sie singen wollte, und zwar ein altes, traditionelles
Lied, das sie in der Küche einstudiert hatten. Ganz gerührt über ihre Aufmerksamkeit
hatte Sherry sofort entzückt zugestimmt.
    Nach allem, was Sherry bis jetzt
mitbekommen hatte, behielten nur der Butler und die Braut die Ruhe. Ihre Zofe
war so nervös, daß sie den halben Morgen für Sherrys Bad und ihre Frisur
gebraucht und überall Nadeln fallengelassen und Handtücher verlegt hatte, bis
Sherry sie schließlich weggeschickt hatte, damit sie ihre Vorfreude in Ruhe
genießen konnte.
    Sherry trat zum Frisiertisch und
blickte auf das Collier aus Diamanten und Saphiren, das in einer großen, mit
Samt ausgeschlagenen Schatulle lag. Stephen hatte es ihr heute morgen
geschickt. Lächelnd berührte sie das Collier, und die dreifache Reihe aus
Diamanten und Saphiren schien glücklich zurückzufunkeln, geradeso, wie es
ihrer Stimmung entsprach. Das kostbare Stück war formeller, als ihr Kleid es
erforderte, aber Sherry wollte es auf jeden Fall anlegen, weil Stephen es ihr
geschenkt hatte.
    Stephen ... Bald würde er ihr
Ehemann sein, und ihre Gedanken schweiften unweigerlich zu den Minuten, die
sie mit ihm nach der Oper in dem dunklen Salon verbracht hatte: Er hatte sie
bis zur Besinnungslosigkeit geküßt, seinen Körper eng an sie gepreßt, und das
Kreisen seiner Hüften, der Vorstoß seiner fordernden Zunge und das
besitzergreifende, zärtliche Streicheln seiner Hände auf ihren Brüsten hatten
Schauer der Lust bei ihr ausgelöst. Als er sich schließlich schweratmend von
ihr lösen wollte, hatte Sherry sich hilflos vor Lust an ihn geklammert. »Weißt
du eigentlich«, hatte er rauh geflüstert, »wie leidenschaftlich und wie
einzigartig du bist?«
    Da sie nicht gewußt hatte, wie sie
darauf antworten sollte, hatte sie in ihrem leeren Gedächtnis nach einem Grund
für das unbehagliche Schuldgefühl geforscht, das sie empfand, weil sie ihm
erlaubte, sie zu küssen und zu berühren. Da ihr aber nichts Besonderes
eingefallen war, hatte sie ihm wieder die Arme um den Hals geschlungen und ihre
Wange an seine muskulöse Brust gelehnt. Halb lachend, halb stöhnend hatte er ihre
Hände weggezogen und war einen Schritt zurück getreten. »Genug jetzt. Wenn du
die Flitterwochen nicht schon vor der Hochzeit erleben willst, junge Dame, mußt
du dich mit ein paar keuschen Küssen begnügen ...« Anscheinend hatte sie ganz
enttäuscht ausgesehen, denn er hatte sie leise lachend an sich gedrückt und sie
noch einmal geküßt.
    Ein Klopfen an der Tür riß Sherry
aus ihren Gedanken, und sie forderte den Klopfenden auf, einzutreten. »Ich
bitte um Verzeihung, Mylady«, sagte Hodgkin mit einem so bedrückten und
blassen Gesicht, als habe er Schmerzen, »da steht eine junge – ich zögere, das
Wort 'Dame' zu verwenden

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