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Judith McNaught

Judith McNaught

Titel: Judith McNaught Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Legenden der Liebe
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errichtete Fassade
der Gelassenheit zu zerstören.
    »Miss
Bromleigh, das geht so nicht!«
    »Mama, gib mir rasch dein
Riechsalz«, sagte Julianna, deren Stimme sich immer weiter zu entfernen
schien, als ob Sheridan in einen Schacht hinunterstürzte.
    »Es geht schon«, gelang es Sherry zu
sagen. Sie drehte den Kopf von dem abscheulich riechenden Salz weg, mit dem
Lady Skeffington ihr entschlossen vor der Nase herumwedelte. »Mir war nur ein
bißchen ... schwindlig.«
    »Gott sei Dank! Wir rechnen alle
darauf, daß Sie uns alles darüber erzählen, wie es in den höchsten Kreisen der
Gesellschaft zugeht.«
    Sheridan lachte in einer Mischung
aus Erheiterung und Hysterie auf. »Woher soll ich das wissen?«
    »Weil Miss Charity Thornton in ihrem
Empfehlungsbrief geschrieben hat, daß Sie eine Frau von äußerster Vornehmheit
seien, die jedem Kind, das ihrer Obhut anvertraut ist, ein Beispiel für die
höchsten gesellschaftlichen Standards vermittle. Sie hat diesen Brief doch
geschrieben, oder? Den, den Sie uns gezeigt haben?«
    Sherry hegte den Verdacht, daß
Nicholas DuVille ihn diktiert und Charity Thornton irgendwie dazu gebracht
hatte, ihn zu unterschreiben, ohne ihn durchzulesen, da die Empfehlung eines
Junggesellen, der dazu auch noch ein stadtbekannter Schürzenjäger war, einer
jungen Frau wohl kaum eine respektable Anstellung verschaffen konnte. Entweder
hatte er das getan, oder er hatte ihn gleich mit beiden Namen unterschrieben.
»Habe ich Ihnen einen Anlaß gegeben, an der Wahrheit dieser Worte zu zweifeln,
Ma'am?« wich Sherry aus.
    »Gewiß nicht. Sie sind ein gutes
Mädchen, trotz Ihrer wilden Haarfarbe, Miss Bromleigh, und ich hoffe, Sie
lassen uns nicht im Stich.«
    »Ich werde es versuchen«, entgegnete
Sherry, erstaunt darüber, daß sie überhaupt sprechen konnte.
    »Dann erlaube ich Ihnen, sich für
ein paar Minuten hinzulegen und auszuruhen. Es ist recht stickig hier oben.«
    Sherry sank auf das Bett wie ein
erschöpftes, gehorsames Kind, doch ihr Herz begann wie wild zu schlagen. Kurz
nachdem Lady Skeffington die Tür hinter sich geschlossen hatte, steckte sie
noch einmal ihren Kopf herein. »Ich möchte, daß sich auch die Jungen von ihrer
besten Seite zeigen, wenn wir dort sind. Selbst wenn meine Tochter Julianna
Countess of Langford wird, müssen wir immer noch an ihre Zukunft denken, wissen
Sie. Üben Sie weiter Singen mit ihnen. Es ist reizend, wie Sie den Kindern
beigebracht haben, Sie auf diesem müden alten Instrument zu begleiten, das wir
auf Ihren Vorschlag hin angeschafft haben, dieser ...«
    »Gitarre«, ergänzte Sherry
erschöpft.
    Als sie gegangen war, blickte Sherry
vor sich hin. Nicht eine Minute lang glaubte sie an diese unsinnige Version von
Lady Skeffington, Stephen Westmoreland habe Julianna im Park gesehen und alle
Hebel in Bewegung gesetzt, um sie zu ihm zu bringen. Julianna war unbestreitbar
reizend anzusehen, ihre besonderen Vorzüge jedoch erschlossen sich erst im
Gespräch, und Stephen hatte noch keines mit ihr geführt. Zudem standen ihm
nach den Gerüchten, die sie im Almack's gehört hatte, soviele Frauen zur
Verfügung, wie er wollte, weil sie alle ganz verrückt nach ihm waren. Er
brauchte sich keinen raffinierten Plan auszudenken wie ein Fest.
    Deshalb waren die Skeffington – und
ihre Gouvernante – nicht nach Claymore gebeten worden. Die Einladung hatte
überhaupt nichts mit ihnen zu tun, dachte Sheridan, und ein hysterisches,
hilfloses Lachen stieg in ihr auf. In Wahrheit hatten sich die Westmorelands –
und wahrscheinlich zahlreiche ihrer Freunde, die auch auf Claymore sein würden
– die auserlesenste Rache auf der Welt ausgedacht, um Sheridan Bromleigh für
ihren hinterlistigen Täuschungsversuch zu bestrafen: Sie wollten sie zwingen,
in ihre Gesellschaft zurückzukehren, nur dieses Mal nicht als Gleichgestellte,
sondern als die bessere Bedienstete, die sie in Wirklichkeit war.
    Und das Schmerzlichste daran – der
demütigende, quälende Teil dabei – war, daß sie keine Wahl hatte und dorthin
gehen mußte.
    Sherrys Kinn zitterte, und ärgerlich
erhob sie sich. Sie hatte ein reines Gewissen. Und außerdem war ihre Stellung
keine Schande. Sie hatte nie den Ehrgeiz verspürt, eine Gräfin zu werden.
    Ihr Gewissen erinnerte sie jedoch
daran, daß das nicht ganz stimmte. In Wahrheit hatte sie Stephen Westmorelands
Gräfin werden wollen. Und nun bekam sie ihre Strafe für diesen kühnen Traum.
Sie hatte es gewagt, nach den Sternen zu greifen, dachte Sherry,

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