Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Judith

Judith

Titel: Judith Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
Vom Netzwerk:
Kleidung. »Ich habe mich noch nicht entschieden. Es ist erst zwei Tage her… «
    »Hast du sie gesehen? « unterbrach Lilian ihn.
    »Wen? Die Erbin? «
    Lilian ballte die Hände. Wie umständlich Männer manchmal sein konnten. Sie beherrschte ihren Ärger und spielte wieder die Enttäuschte.
    »Sie ist bestimmt sehr schön. Und wenn du sie heiratest, wirst du mich vergessen. «
    Gavin wußte nicht, warum er sie nicht in seine Arme riß und küßte. Er hatte gehofft, daß sie ihm an diesem Abend versicherte, daß sie Edmund Chatworth niemals heiraten würde.
    »Ich habe sie noch nie gesehen, und ich weiß auch nicht, was werden wird«, erklärte er.
    Lilian preßte ärgerlich die Lippen zusammen, als er ihre Hand nahm und sie zu ihrem Pferd führte. »Ich liebe dich, Gavin«, versicherte sie ihm mit versagender Stimme. »Was auch geschieht, ich werde nie aufhören, dich zu lieben und mich nach dir zu sehnen. «
    Er hob sie in den Sattel. »Du mußt zurück sein, ehe jemand entdeckt, daß du das Haus verlassen hast. Und es wäre doch schlimm, wenn dem ehrenwerten Chatworth zu Ohren kommen würde, was du des Nachts tust. «
    »Du bist gemein und grausam, Gavin! « zischte Lilian ihn an. Sie vergaß jetzt ihre Rolle. »Es wäre dir gleichgültig, wenn man mich straft, weil ich auf mein Herz gehört habe. «
    Er sagte nichts. Lilian beugte sich vor und küßte ihn. Doch sie merkte, daß Gavin mit seinen Gedanken ganz woanders war. Sie hatte plötzlich Angst vor ihm, weil er so finster wirkte.
    Sie riß an den Zügeln und galoppierte los.

2. Kapitel
    Es war sehr spät, als Gavin die Umrisse von Montgomery Castle vor sich auftauchen sah. Wenn ihnen der gierige und machthungrige König auch allen Besitz genommen hatte, diese Burg war ihnen geblieben.
    Seit über vierhundert Jahren war sie der Sitz der Montgomerys. Generationen hatten die Burg ausgebaut und gegen Feinde befestigt. Mit ihren mehr als vier Meter dicken Mauern wirkte sie stark und trutzig.
    Im äußeren Burghof waren die Unterkünfte für die Leibeigenen und Kriegsknechte untergebracht. Dieser Teil der Burg war auch der beste Schutzwall für den inneren Hof, in dem die vier Montgomery-Brüder mit ihrer persönlichen Dienerschaft wohnten.
    Das Castle mit diesen beiden Festungsringen erhob sich zudem noch oben auf einem Berg, der sich hinter einem breiten Fluß erhob. Auf dem oberen Teil des Berges stand kein Baum. Das war zum Schutze gegen Feinde gedacht. Von keiner Seite her konnte sich jemand unbemerkt heranschleichen.
    Und die Montgomerys hatten ihre Burg vierhundert Jahre lang erfolgreich gegen einen habgierigen König und andere Feinde verteidigt.
    Freude und Stolz lagen in Gavins Blick, als er jetzt die Mauern betrachtete. Er ritt auf den Fluß zu, stieg vom Pferd und führte es durch das seichte Wasser. Außer dem mächtigen Portal war dies der einzige Zugang zur Burg. Das Tor war durch ein Fallgitter geschlossen, das man an langen Seilen herunterließ.
    Da Gavin nicht wollte, daß die Wachen sich jetzt mitten in der Nacht fünf Mann Unterstützungen holen mußten, um das Gitter hochzuziehen, ritt er ein Stück an der hohen Mauer entlang bis zum rückwärtigen Eingang.
    Auf der Mauer patrouillierten die ganze Nacht Wachposten. Gavin nickte den Männern freundlich zu, die ihn einließen. Zu seiner Verwunderung stellte er fest, daß im Innenhof allerhand Treiben herrschte.
    »Was ist passiert? « fragte er den Stalljungen, der ihm sein Pferd abnahm.
    »Die Herren sind gerade aus dem Dorf zurückgekehrt. Dort hat es gebrannt. «
    »Schlimm? «
    »Nein, Sire. Nur ein paar Häuser der Händler. « Der Junge zuckte gleichmütig die Achseln.
    Gavin betrat das Haus. In der Halle waren die Ritter und Männer der Gefolgschaft gerade dabei, ihre Schlafplätze für die Nacht zu richten.
    Gavin grüßte einige von ihnen, während er die breite Eichentreppe hinaufeilte. Im dritten Stockwerk waren seine Räume.
    »Da ist ja unser widerspenstiger Bruder! « rief Raine ihm fröhlich zu. »Miles, was glaubst du? Reitet er des Nachts in der Gegend herum, um sich seiner Pflichten zu entziehen? Das halbe Dorf wäre niedergebrannt, wenn wir so wären wie er. «
    Raine war der dritte der Montgomery-Brüder und auch der kleinste und stämmigste. Er war ein kräftiger Mann. Wenn man ihn jetzt sah, wie er Gavin mit blitzenden Augen anlachte, wobei sich tiefe Grübchen in seinen Wangen zeigten, hätte man nicht gedacht, daß er auf dem Schlachtfeld finster und furchterregend

Weitere Kostenlose Bücher