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Judith

Judith

Titel: Judith Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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wirken konnte.
    Gavin verzog keine Miene, als er seinen jüngeren Bruder musterte. Miles, dessen Kleidung rußgeschwärzt war, goß Wein in einen Zinnbecher und reichte ihn Gavin.
    »Hast du irgendwelche schlechten Nachrichten bekommen? « wollte er wissen. Miles war der jüngste von ihnen, ein ernster junger Mann mit wachen grauen Augen, denen nichts entging. Ihn sah man nur selten lächeln.
    Gavin nahm den Wein und sank in einen der geschnitzten Stühle aus Walnußholz. Mit abwesendem Blick starrte er ins Feuer.
    Sie befanden sich in einem großen Raum mit einem Fußboden aus schweren Eichendielen. Darauf lagen Teppiche aus dem Orient. An den Wänden hingen große Gobelins mit Jagdszenen.
    Alle drei Brüder trugen einfache, in dunklen Farben gehaltene Kleidung, weiße Leinenhemden, eng auf den Körper geschnitten und am Hals locker zusammengezogen. Darüber bis zu den Hüften reichende Wollwesten. Die Hosen aus dunklem Wollstoff verbargen die kräftigen Muskeln kaum. Gavin hatte bis zum Knie reichende Stiefel an und ein Schwert an seiner Seite, dessen Griff mit Edelsteinen besetzt war.
    Er hob jetzt seinen Becher an die Lippen und trank den Wein in durstigen Zügen. Dann sah er stumm zu, wie Miles das Trinkgefäß von neuem füllte. Er wollte auf keinen Fall zugeben, daß er wegen Lilians Heirat unglücklich war, nicht einmal vor seinen Brüdern.
    Als Gavin kein Wort sprach, wechselten Miles und Raine einen schnellen Blick. Sie wußten, wo ihr Bruder gewesen war und welche Neuigkeit ihn so verstimmt hatte.
    Raine war Lilian einmal begegnet. Er fand sie kühl und berechnend, aber er ahnte, daß sie für seinen betörten Bruder das Idealbild war. Er empfand nur Mitleid für Gavin.
    Miles hatte dafür nicht das geringste Verständnis. Ihm war Liebe fremd. Die Frauen waren in seinen Augen alle gleich, dienten alle nur einem Zweck.
    »Robert Revedoune hat heute wieder einen Boten geschickt«, sagte er in das Schweigen hinein. »Ich glaube, er hat Angst, daß er es nicht mehr erlebt, wenn seine Tochter ihm einen Enkel schenkt. Er sieht sich schon ohne Erben den letzten Atemzug tun. «
    »Ist er denn krank? « fragte Raine.
    »Davon habe ich nichts gehört«, meinte Miles. »Der Mann ist nur halb wahnsinnig vor Trauer um seine beiden Söhne — ihm ist nun nur noch diese Tochter geblieben. Ich… man hat mir erzählt, daß er seine Frau regelmäßig schlägt, weil sie ihm keine Söhne geboren hat. «
    Raine runzelte die Stirn. Er fand es grausam, eine Frau zu schlagen.
    »Wirst du ihm endlich die Antwort geben? « drängte Miles, als Gavin weiterhin schwieg.
    »Einer von euch kann sie doch nehmen«, fuhr Gavin auf. »Holt Stephen aus Schottland. Oder wie ist es mit dir, Raine? Du brauchst eine Frau. «
    »Revedoune will den ältesten von uns für seine Tochter«, erklärte Raine mit einem Grinsen. »Ich wäre nur zu gern bereit, aber… «
    »Was soll diese Feilscherei? « fuhr Miles wütend auf. »Du bist siebenundzwanzig. Du bist es, der eine Frau braucht. Diese Judith Revedoune ist reich — und sie bringt dir einen Titel ein. Du wirst ein Earl. Vielleicht können wir Montgomerys durch sie wieder zu dem werden, was wir einmal waren. «
    Lilian war für ihn verloren. Je eher er diese Tatsache hinnahm, desto schneller würde er darüber hinwegkommen. Gavin straffte sich in den Schultern. »Also gut, ich stimme dieser Heirat zu. «
    Raine und Miles atmeten erleichtert auf. Dann sagte Miles: »Ich habe den Boten warten lassen, weil ich hoffte, diese Antwort von dir zu bekommen. «
    Miles hatte kaum den Raum verlassen, da fing Raine an, seinen Bruder aufzuziehen. »Ich habe gehört, sie soll nur so groß sein. « Er hielt die Hand ein Stück über die Gürtellinie. »Und sie soll Pferdezähne haben… «
    Der Wind fuhr durch die Ritzen im Mauerwerk des alten Turmes. Das mit Öl bestrichene Papier vor den Fensteröffnungen hielt die Kälte nicht ab.
    Lilian hatte es jedoch warm unter der mit Gänsedaunen gefüllten Bettdecke, obwohl sie nackt darunter lag.
    »Meine Herrin! « flüsterte Ela und beugte sich über das Lager. »Er ist da. «
    Schlaftrunken drehte Lilian sich um. »Wie kannst du es wagen, mich zu wecken«, fuhr sie die Dienerin an. »Von wem redest du? «
    »Der Mann von den Revedounes. Er… «
    »Revedoune? « Lilian setzte sich auf. Sie war jetzt ganz wach. »Gib mir mein Kleid und hol den Mann her. «
    »Hierher? « Ela war entsetzt. »Das könnt Ihr nicht tun, Herrin! Man könnte Euch hören. «
    »Hast

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