Judith
Krallen.
Gavin zog sie an sich und küßte ihren kleinen Mund, der sich unter dem Druck seiner Zunge bereitwillig öffnete. Lilian spürte seine nackte Haut durch den Stoff ihres Kleides, und das reizte sie noch mehr.
Einen Moment duldete sie Gavins zärtliches Streicheln, seine Küsse auf ihrem Hals. Sie hatten die ganze Nacht, und er wollte sie mit aller Hingabe lieben.
»Nein! « keuchte sie dann und riß sich von ihm los. Hastig streifte sie ihren Umhang ab und warf ihn zu Boden. Sie wehrte Gavins Hände ab, die ihren Gürtel öffnen wollten. »Du bist mir zu langsam. «
Einen Moment schien er verärgert. Doch als ein Stück Kleidung nach dem anderen zu Boden fiel und dann Lilians herrlicher nackter Körper zum Vorschein kam, war nur noch Begierde in ihm. Er wollte sie wie sie ihn.
Lilian zog ihn mit sich ins Gras. »Nimm mich! Schnell! « drängte sie. »Worauf wartest du noch? « Ihre Hände umklammerten seine Lenden. Sie war es, die in diesem Liebesspiel alles beherrschte. Anfangs hatte Gavin immer geglaubt, ihr weh zu tun, bis er erkannte, daß sie gerade diese geballte Kraft an ihm liebte.
Kaum hatten sie den Augenblick der höchsten Lust erlebt, da rollte sich Lilian zur Seite. »Ich muß zurück! « erklärte sie und griff nach ihren Kleidungsstücken.
Gavin lag da und rührte sich nicht. Er spürte einen seltsamen schalen Geschmack auf der Zunge, als er beobachtete, wie sich Lilian die Strümpfe über die schlanken Beine streifte.
Bald wird sie in den Armen eines anderen liegen, ging es ihm durch den Kopf. Er hatte plötzlich den Wunsch, ihr weh zu tun, so wie sie ihm weh getan hatte.
»Ich habe auch eine Ehe angeboten bekommen«, sagte er.
Lilian hielt mitten in der Bewegung inne und sah ihn an. Ungläubigkeit lag in ihrem Blick.
»Robert Revedounes Tochter. «
»Er hat keine Tochter — nur Söhne«, sagte Lilian. Revedoune war einer der Getreuen des Königs. Ein Earl, gegen den Edmunds Besitz wie der Acker eines Tagelöhners war. Während der Zeit, die Gavin an der Grenze nach Schottland Dienst getan hatte, war es Lilians Hauptbeschäftigung gewesen, in Erfahrung zu bringen, wer die reichsten Männer Englands waren. Danach hatte sie sich dann auch für Edmund Chatworth entschieden.
»Hast du nicht gehört, daß seine Söhne vor zwei Monaten an der Seuche gestorben sind? «
Lilian starrte Gavin an. »Ich habe nie etwas von einer Tochter gehört. «
»Sie heißt Judith, und sie ist jünger als ihre Brüder. Sie soll von ihrer Mutter für ein Leben im Kloster erzogen worden sein. Sie lebt ganz von der Außenwelt abgeschlossen im Haus ihres Vaters. «
»Und dir hat man angeboten, sie zu heiraten? Sie wird das Erbe ihres Vaters antreten — sie ist eine reiche Frau. Eine so gute Partie hat man dir… « Lilian hielt inne, denn sie hätte beinahe verraten, daß sie ihn für arm und unbedeutend einstufte.
Gavin wandte sich ihr zu, und Lilian konnte sehen, daß sein Gesicht wie versteinert war. »Warum hat man einem Montgomery eine solche Partie angeboten? War es das, was du fragen wolltest? « Seine Stimme klang hart.
Die Montgomerys waren einmal so wohlhabend gewesen, daß sie damit den Neid König Heinrichs des Vierten geweckt hatten. Er hatte die ganze Familie als Verräter beschuldigt und alles unternommen, um ihre Macht zu brechen.
Das hatte er so gründlich getan, daß die Montgomerys jetzt, nach fast hundert Jahren erst, allmählich anfingen, Stücke des verlorenen Besitzes wieder an sich zu bringen.
Doch die Montgomerys waren stolz und konnten nicht vergessen, was man ihnen angetan hatte.
»Das Land der Revedounes grenzt im Norden an unseres«, sprach Gavin ungerührt weiter. »Revedoune fürchtet die Schotten, und er scheint zu glauben, daß ihm nichts geschehen kann, wenn er sich mit meiner Familie verbündet. Und da die Montgomerys starke Söhne hervorgebracht haben — so hörte man ihn sagen —, hofft er, daß er aus einer Ehe mit seiner Tochter nur Enkelsöhne kommen werden. «
Lilian hatte sich inzwischen fertig angekleidet. Sie drehte sich zu Gavin um. »Und durch die Tochter fällt sein Titel an dich, nicht wahr? Du wirst dann ein Earl. «
Gavin kehrte ihr den Rücken zu. Er hatte bis jetzt keinen Gedanken an so etwas verschwendet. Es wunderte ihn, daß ausgerechnet Lilian, die immer so unschuldig und selbstlos war, zuerst an diesen Titel dachte.
»Wirst du sie heiraten? « fragte sie und ließ ihn nicht aus den Augen.
Gavin erhob sich und griff auch nach seiner
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