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Jürgen Klopp: Echte Liebe

Jürgen Klopp: Echte Liebe

Titel: Jürgen Klopp: Echte Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elmar Neveling
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gewesen, die mit Ballbesitz dominieren, wäre seine Maßgabe ins Leer gelaufen, so Klopp: »Dann denken sich die Spieler: ›Was hat denn der Trainer erzählt?‹ Also ist wichtig: Wie coache ich und wann coache ich was in welcher Spielvorbereitung? Entscheidend ist nicht die Trainingsform, sondern das Coachen.«
    Diese Einschätzung zum vorentscheidenden Spiel in München hatte Klopp bereits zuvor mit anderen Worten betont: 32 »Wenn wir (…) bei unserem Sieg in München Robben und Ribéry nicht gedoppelt und getrippelt hätten, weiß ich nicht, was passiert wäre. Die Bayern sind mit uns an dem Tag nicht klargekommen, wir haben sie aber doch keineswegs dominiert, sondern sind durch Kontertore zum Sieg gekommen. Wenn man sich solche Dinge vor Augen führt, dann weiß man schon mal: Es darf bei uns nicht uncool werden, dass wir uns total verausgaben.«
    Doch warum kopieren nicht andere Bundesligisten das Dortmunder System? Insbesondere solche, die sich die hierfür notwendigen Spielertypen wirtschaftlich leisten können? Mats Hummels hatte darauf bereits während der Hinrunde der Meistersaison eine Antwort parat: »(…) Klar ist, dass wir taktisch sehr diszipliniert sind, aus einer gewissen Ordnung heraus schnell nach vorn spielen. Aber das versuchen ja die meisten Mannschaften. Bei uns kommt derzeit eine unbändige Leidenschaft hinzu. Wir haben richtig Bock.« 33
    Also war der Dortmunder Wille in der Saison 2010/11 größer als bei der Konkurrenz? Es spräche nicht zuletzt auch für den Trainer, dem Erfolgsteam diese unbändige Motivation, diese Gier auf Erfolg, eingeimpft zu haben.
    So lange sie den Spielstil anno 2010/11 beibehält, trägt die BVB-Elf in nahezu idealerweise Klopps Handschrift: »Die Mannschaft wie sie ist, entspricht meinem Naturell, das ist durchaus lebendig. Es würde mir wirklich schwer fallen, mit einer Mannschaft zu arbeiten, der ich sagen müsste (spricht betont langsam): ›Also passt auf, wir wechseln jetzt von links nach rechts und dann von rechts nach links. Und wenn irgendwo eine Lücke aufgeht, dann spielt ihr den Ball dort bitte rein.‹«
Auf den Punkt gebracht: Die Spielphilosophie von Jürgen Klopp
     
Unterteilung in eigenen und gegnerischen Ballbesitz: erst wird Sicherheit gegen den Ball entwickelt, dann das eigene Offensivspiel forciert
kämpferisch-leidenschaftlicher Einsatz: in jedes Spiel »hineinbeißen«
hohe Laufintensität, die ständiges Freilaufen und Anbieten im Offensivspiel ermöglicht
Gruppen- statt Individualtaktik: die Mannschaft verteidigt diszipliniert und gemeinschaftlich, dabei hoch aufgerückt, um früh Druck auf den Gegner aufzubauen
eigene spielerische Dominanz mit viel Ballbesitz statt Kontertaktik
schnelles Umschaltspiel in beide Richtungen: Balance zwischen Offensive und Defensive
Vertikalspiel in die Spitze: kein abwartendes Quergeschiebe, sondern offensiv-zielgerichtetes Spiel zum gegnerischen Tor
schnelles, möglichst direktes Kombinationsspiel (»one-touch«), ohne längeres Halten des Balles: so lassen sich Abwehrreihen aus ihrer Ordnung lösen und Fehler provozieren
kontrolliertes Verschieben kompletter Mannschaftsteile in Ballrichtung, um die relevanten Spielzonen zu besetzen und so dem Gegner die Entfaltung zu erschweren
schnelle Balleroberung durch Pressing und Gegenpressing (Pressing direkt nach Ballverlust, um den Ball sofort zurück zu erobern)
derzeit bevorzugtes Spielsystem beim BVB: 4-5-1 mit zwei zentral-defensiven Mittelfeldspielern und spielstarkem Stoßstürmer
fallen einzelne Spieler gesperrt oder verletzt aus, versucht Klopp positionsgetreu zu wechseln und nicht das System zu verändern oder Spieler auf für sie ungewohnten Positionen einzusetzen
Aus diesen Vorgaben folgen konkrete Anforderungen an Klopps Spieler:
schnelle Denk- und Handlungsgeschwindigkeit, denn langsamere Spieler schalten eher den Rückwärtsgang ein, weil sie 1:1-Situationen scheuen
enorme Ausdauer, körperlich wie geistig: konzentrierte Umsetzung über neunzig Minuten
technische Beschlagenheit: Bälle müssen bei hohem Tempo verarbeitet und sicher gepasst werden
taktische Disziplin bei gleichzeitig flexibel aufgezogenem Offensivspiel: die Spieler sind nicht verpflichtet, ihre Positionen starr zu halten, sofern der Nebenmann die entstehende Lücke abdeckt (geht nur über gegenseitiges Vertrauen)
Generell kommt den Außenverteidigern im modernen Fußball eine bedeutende Rolle zu, da sie defensiv wie offensiv gleichermaßen gefordert werden. Da sie ihre gesamte

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