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Jürgen Zöller Selbst - Aus dem Leben des BAP-Trommlers

Jürgen Zöller Selbst - Aus dem Leben des BAP-Trommlers

Titel: Jürgen Zöller Selbst - Aus dem Leben des BAP-Trommlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juergen Zoller Selbst
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produzieren, was später nie die Schwingung eines Saphirs in Gang setzen würde. Da flog die Tür auf und herein wehte wie ein Schneesturm der geldkackende Jüngling im lockigen Haar, Ihro Extravaganz Mister Abi Ofarim himself. „Nein, was seid ihr tierisch“, tirilierte er glückselig ein ums andere Mal, nachdem er im Regieraum zum Erliegen gekommen war, und so ein Wahnsinn sei das alles, da müsse man doch gleich eine wahnsinnige Party schmeißen, eine Zentralorgie beim Verwalter aller Zentralorgien, dem Bringer des Rock’n’Rolls, dem one and only Cookie. Dem Mann, der das
Logo,
das
Zoom
und das
Hardrock Cafe
führte, der sich den Rock’n’Roll täglich durch die Rippen schwitzte, zu Wasser zu Lande und in der Luft, der Rod-Stewart-ähnlichste Nicht-Rod-Stewart, den es gab, der Mann, der mit den Adlern flog oder in die untergehende Sonne ritt, ganz wie es gewünscht war. Dafür hatten sie ihm alle Credits auf ihren LP-Covers gegeben: „Bad Company“, „Heads, Hands and Feet“. Er war der sympathischste Da-Seier weit und breit, und er war mehr als Abi Ofarim, obwohl auch er Geld kacken konnte. Aber er konnte auch Schrauben fressen und Whisky aus Steinen wringen. Die Zentralorgie bei ihm unter der Regie von Abi Ofarim dauerte zwei Tage und zwei Nächte. Nachdem ein größerer Container Zeit unwiederbringlich im Universum entschwunden war und Jürgen sein Spiegelbild wieder erkannte, sprach Ofarim aus der Wand zu ihm: „Ich will eine Platte machen und der Rainer Marz, der Richard Schönherz und du werdet darauf spielen. Und ich hab’ noch drei Jungs aus München, mit denen ich grade eine Band namens ‚Candy Rock’ aufmache, wenn ihr wisst, was ich meine.“ Sie wussten. „Candy“ war der Name des Stoffes, den man sich gerade so einpfiff, wenn man dazu gehörte. Nun ja. Da stand ein großer runder Tisch, und über die komplette Distanz seiner Rundung war eine Linie Koks für ein Dutzend Leute ausgelegt.
    Am zweiten Morgen kam ein junger Amerikaner rein, mit einer akkuraten Matte und einem halb aufgefressenen Strohhut auf dem Kopf. Der Typ sah vollkommen übernächtigt aus, und war es auch. Er war direkt aus Los Angeles gekommen, stellt eine Whiskyflasche auf den Flügel, setzte sich hin und blies alle Anwesenden mit den ersten Akkorden weg. Bitte, was ist denn das für einer? Den kannte die Hardrockwelt als den Schöpfer des pompösen Keyboard-Intros von „Tarot Woman“, dem Opener auf
Rainbow Rising,
der zweiten LP von „Rainbow“, der Band des ehemaligen Deep Purple-Gitarristen Ritchie Blackmore. Tony Carey war gerade dort rausgeflogen, weil er zum dritten Mal eine Schlägerei mit dem Boss gehabt, und die zur Abwechslung mal gewonnen hatte. Abi Ofarim und Tony kannten sich aus L.A., und Abi hatte ihn angerufen und eingeladen, er solle doch auch bei dieser wunderbaren Produktion mitmachen. Tony wurde Jürgens Zimmergenosse während dieser Zeit, die beiden logierten bei Abi Ofarim im Souterrain. Abends um sieben begann das, was die Beteiligten für eine Schallplattenproduktion hielten, und morgens um sieben pflegte man Feierabend zu machen. Was den Instrumentalisten zwischendrin entfleuchte, wussten sie morgens schon nicht mehr. Eine akustische Rockplatte hatte es werden sollen, aber das Zwischenergebnis – das Endergebnis würden nur die Innenwände eines gut versteckten Giftschrankes je zu hören bekommen – klang wie Marmelade mit Senf, wie ein Zug, der unter Wasser durch einen Tunnel fährt, über eine Treppe mit fehlenden Stufen. Die Musiker hatten offenbar mit verbundenen Augen vor verkehrt herum aufgehängten Notenblättern gespielt, die Gitarristen mit Boxhandschuhen an den Händen. Allein wie ein Leuchtturm fuhrwerkte der kerngesunde Bassist Ken Taylor im Maschinenraum umher. Verwundert musste er feststellen, dass ihm niemand auf seinem steinigen und mit Songleichen gepflasterten Weg folgen wollte oder konnte. Okay, der hatte auch mal bei einer Band mit dem Namen „Ruby and the Mud-flaps“ gespielt, der musste es draufhaben. Wäre die Platte erschienen, sie hätte allenfalls unter dem Arbeitstitel „Tiere spielen dir was vor, wissen aber selbst nicht so genau, was“ erscheinen können.
    Peter Hauke stattete dem Himmelfahrtskommando in München einen Arbeitsbesuch ab, Jürgen machte ihn mit Tony bekannt, sie fuhren nach Frankfurt, Tony nahm sich eine Frau, heiratete, zog in eine Wohnung am Sachsenhauser Berg und fing an, in Haukes Studio aufzunehmen. Zack, Zack, Zack. Spontaneous

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