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Jürgen Zöller Selbst - Aus dem Leben des BAP-Trommlers

Jürgen Zöller Selbst - Aus dem Leben des BAP-Trommlers

Titel: Jürgen Zöller Selbst - Aus dem Leben des BAP-Trommlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juergen Zoller Selbst
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Songwriting wie am Fließband, ohne dass es auch nur einen Moment lang so geklungen hätte. Eine überquellende Songwriterseele haute acht Jahre Song um Song heraus, Minimum achthundert. Solo-Platten, Planet P, darunter den Hit „Why me“. Ein Besessener, aus dem die Musik Platte um Platte heraussprudelte. Als Hauke dann Peter Maffays „Sonne in der Nacht“ produzierte, nahm er Tony gleich mit. Dort spielten auch Bertram Engel und Carl Carlton, damit war erst einmal Schluss mit der Zusammenarbeit zwischen Jürgen und Tony.
    Jürgen trommelte, hämmerte, ach: malochte im neuen Europasound Studio. Fred Schreier hatte es gebaut. Größer, schöner, wahnhafter. In Friedrichsdorf, zwischen Frankfurt, Bad Homburg und Friedberg. Klar, dass ein Studio im Stil der neuen Zeit einen Pool haben musste. Denn nur wer einen Pool hatte, konnte wirklich kreativ sein, so wie man eben in L.A. kreativ war. Wer Musiker hatte wie Jürgen, der hatte auch einen sauberen Pool. „Komm Fred, ich mach den Pool sauber, ich hab ja eh nix zu tun“ sagte der, griff zum Besen und erstarrte in der Bewegung. Was war das für ein Schmerz in der Brust? Herzinfarkt beim Poolputzen? Kein Witz, ihm war nicht danach zumute. Der Schmerz wurde stärker, umklammerte ringförmig seinen schmächtigen Körper. Der weiß Gott genug mitgemacht hatte die letzten Jahre: Nächtelange Erkundungen aller austestbaren Grenzwerte in den Clubs, und jedes Mal am Ende in irgendein Bett gewankt. Eine eigene Wohnung hatte er nicht gehabt nach dem Ende der Gerry Edmond Zeit. Alles das schoss ihm im dem Moment durch den Kopf. War der Schmerz links? Nein, aber er wurde stärker. Ein Herzinfarkt konnte es also nicht sein. Die Supermax-Clique, Christian Kolonovits, Johan Daansen, das eingeschworene Team. Jeden Abend im
Logo
gewesen. Scheiße, Körper lass mich nicht im Stich jetzt, Alter. War es das gewesen, das Plattenauflegen jede Nacht? Und immer die richtigen Leute da? Die Pillen. Die Zigaretten. Autsch, der Schmerz wurde stärker. Könnte doch ein Herzinfarkt sein, würde mich nicht wundern bei dem Lebensstil. Bin ja auch schon über dreißig. Damals im Logo. Van Halen kennen gelernt. Da roch es wie in einer Lederboutique. Was nützt das jetzt, wenn du in Fred Schreiers blödem Angeberpool stehst und verreckst. Das Bild der fesch gekleideten Ami-Rocker verblasste. Jürgen sah sich selbst. Sein eigenes Spiegelbild, seinen Körper, der mit erhobenem Zeigefinger aus der Poolwand trat und zu ihm sprach: „So, mein lieber Junge, jetzt hör mir mal gut zu: ich bin’s, dein Körper. Ich hab’ mir diese Scheiße jetzt ein paar Jahre mit angesehen. Hab’ nie aufgemuckt. Gut, manchmal hab ich deinen Schädel brummen lassen, oder dir die Beinchen weggezogen. Manchmal hab’ ich dich auch ins Klo gejagt, um den Mist raus zu kotzen. Aber das waren nur so kleine Taschenspielertricks, nicht ernstgemeint. Verstehst du. Aber jetzt reicht’s. Also, wenn du so weiter machst, zeig ich dir mal, wie das geht: Paff!“ Dabei hob er grinsend die rechte Hand und machte eine Bewegung, als würde er eine Pistole an die Schläfe drücken und dann ab. Paff! Jürgen krümmte sich im Pool, sein Alter Ego verschwand wieder in der gekachelten Wand. Christian Kolonovits und Fred Schreiers Sekretärin machten einen der Situation ziemlich angemessenen Vorschlag: „Wir fahren dich jetzt mal besser ins Krankenhaus“.
    „Rock-Star im Koma! Aufputschmittel dran schuld?“ stand am 10. Juli 1981 in der Bildzeitung, Ausgabe Frankfurt zu lesen. Wie immer wusste die
BILD
alles, und Jürgen konnte es später nachlesen und in „Zöllers kleiner Pressemappe“ abheften. „Noch immer liegt Jürgen Zöller (35), Schlagzeuger der Rockgruppe Supermax im Koma. Seinen Exmanager Uwe Block, der ihn gestern im Kreiskrankenhaus in Bad Homburg besuchte, erkannte er nicht. Nach dem Lungenriss wird er künstlich beatmet. Durch den Riss wurde Luft ins Rippenfell gepresst, die nun abgepumpt werden muss. Er schwebt in Lebensgefahr! Der 1,68 kleine, 124 Pfund schwere Trommler (er verkaufte mit der Gruppe über eine Million Platten) hat sich bei seinen Auftritten immer völlig verausgabt, verlor pro Abend bis zu vier Pfund. Fühlte er sich bei Supermax nicht ausgelastet, tourte er mit der Rockdame Caro durch Deutschland. Gegen die Müdigkeit schluckte der schmächtige Junggeselle Aufputschmittel. Supermax-Manager Rainer Portner (33): „Es ist fraglich, wann Jürgen wieder Schlagzeug spielen kann. Wir haben alle

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