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Jürgen Zöller Selbst - Aus dem Leben des BAP-Trommlers

Jürgen Zöller Selbst - Aus dem Leben des BAP-Trommlers

Titel: Jürgen Zöller Selbst - Aus dem Leben des BAP-Trommlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juergen Zoller Selbst
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Kasten Bier leerzuproben“, wie es Wolfgang Niedecken später immer wieder erzählen würde, aber diese Band gab sich den Namen BAP erst ein Jahr später, nachdem man sie zum ersten Auftritt überredet hatte. Für das Jubiläumskonzert hatte man sich die Kölner Uniwiese ausgesucht und einen Schwung hochkarätiger musikalischer Gäste bestellt. Aus Köln machten Schröder Roadshow, die „Bläck Föös“ noch mit Tommy Engel als Sänger und Jürgen Zeltinger mit. Aus Hannover reisten schon am Tag vorher zum Proben Klaus Meine und Rudolf Schenker von den „Scorpions“ an, um mit BAP zwei Scorpions-Hits zu zelebrieren. Schenker flüsterte Jürgen verschwörerisch zu: „Mensch, das müsste bei uns auch mal so grooven …“. Auch Udo Lindenberg hätte eigentlich erscheinen sollen, blieb aber zumindest beim Proben verschollen. Die Kölner entschlossen sich prophetisch, die drei Songs „Cello“, „Denn sie brauchen keinen Führer“ und „Hinterm Horizont“ sicherheitshalber ohne Udo zu proben, der dann auch zu vorgerückter Stunde, stilecht begleitet von dem Liliputaner aus einer seiner Shows, mitten in die Bühnenzelebrationen hinein erschien.
    Schon am Vormittag hatte Jürgen sich bei strahlendem Sonnenschein aufs Gelände begeben, sein wohlgefälliger Blick war taxierend auf und um die in drei Reihen aufgestellten jungfräulichen Dixi-Toilet-ten geschweift. Also begab er sich in eines der Häuschen, um es einem Test zu unterziehen. Doch während er zur Verrichtung anhub, nahte ein Gabelstapler und lupfte den Trommler in seiner blauen Umman-telung weg. Nachdem er sich bemerkbar gemacht hatte und wieder festen Boden unter den Füßen spürte, lief für den Rest des Tages alles nach Plan. Für Jürgen, für die Band und die Gäste, zu denen auch der Fotograf Hermann Schulte gehörte, der das
Ahl Männer-Cover
fotografiert hatte. Als langjähriger verdienter Mitarbeiter sollte er nun die Ehre haben, mitzusingen. Da war aber mal richtig Stimmung im Backstage-Bereich. „Arno, ich bruch ’en Jittah“, befand Schulte. Und als Arno Steffen ihn fragend anblickte, frohlockte er: „Ich hann ene Jig met BAP.“ „Wat spillt er dann?“ „Helden!“ „Och kumm!“ Herrlich.
    Leider herrschte aber auch eine etwas ungute Stimmung in bestimmten neidzerfressenen Abteilungen der Kölner Szene, dieser selbstgenügsamen und egozentrischen Sippschaft, die jeder in der Band, der Antennen dafür hatte, schon mitbekommen konnte. Auf diesem ausgelassenen Fest war sie weniger greifbar, aber es gab sie: „Nee, dat is jetz’ alles so kommerzjell jeworden“ war ein Satz, den man zwar selten hörte, aber oft unausgesprochen spürte. Manchmal sah man auch am leisen Zucken, wie er sich hinter den verkniffenen Lippen der Neider formte und grummelnd auf und ab ging, bevor die nächste bucklige Selbstgedrehte nachdenklich und mit kritischem Bewusstsein zwischen eben diesen Lippen auf- und abwippte.
    Die „Da Capo Tour“ endete am 17. September 1989 mit einem nur 32 Songs kurzen Konzert im Bonner Römerbad. Kurz danach saß Jürgen im
Tempodrom
in Berlin bei einer sehr bunten Revue am Schlagzeug. Mit dabei waren Frank Hocker und die „Cologne Allstars“. Zusammen fungierten sie als Backing-Band für Drafi Deutscher, Rio Reiser und noch ein paar ganz spezielle Berliner Gewächse. Jürgen quälte sich durch den Set, denn er hatte schon eine Weile Schmerzen im Arm, die durch heftiges Trommeln nicht besser wurden. Auf der Rückfahrt nach Frankfurt stand fest, er würde zum Arzt gehen. „Tja, Herr Zöller, das ist ein Tennisarm“, verfügte der und gleich einen Gipsarm dazu. Es nutzte nichts. Nach einer Woche kamen die Schmerzen wieder, dieses Mal eindeutig oberhalb des Gipsarms. „Tja, Herr Zöller, da ist ein Tumor drin“, verfügte der Arzt dieses Mal. Das war nicht lustig. Jürgen musste sich erst einmal setzen, im Kopf spielte sich ein Horrorszenario ab: Tumor, Arm ab, Karriereende. Es waren fürchterliche Tage, und erst die Operation verschaffe nach einer weiteren qualvollen Woche und der histologischen Untersuchung immerhin die Gewissheit: „Es ist nicht bösartig. Bei der Geschwulst handelt es sich um einen nach innen gewachsenen Knorpel von einem früheren Bruch.“ Die Bilder des Autounfalls von 1966, bei dem seine Freundin gestorben war, kamen schlagartig zurück.

24
Wo ist der Teamgeist?
     
    „Sie können nach Hause.“ Das war alles, was der Arzt sagte. Damit hatte er sich einer schwerwiegenden Unterlassungssünde

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