Julia Ärzte zum Verlieben Band 36
das, was gestern geschehen war, für einen Fehler. Und er war nicht der Typ, der einen Fehler wiederholte.
Lisa schlug einen kühlen Ton an. „Dann sind wir ab jetzt also nur Kollegen.“
„Ich denke, das wäre das Beste.“
Sie stand auf. „Wenn Sie mich dann entschuldigen würden, Dr. Mortimer. Ich muss mich um meine Patienten kümmern.“
„Selbstverständlich“, erwiderte er ebenso kühl.
Was war aus ihrem Lover von gestern geworden? Dem Mann, der sie so leidenschaftlich geküsst und berührt hatte, dass sie förmlich dahingeschmolzen war? Wollte er dieses überwältigende Erlebnis wirklich einfach so hinter sich lassen?
Anscheinend ja, denn er machte nicht die geringsten Anstalten, Lisa zurückzuhalten, als sie sein Büro verließ.
Er war nicht bereit, ihnen beiden eine Chance zu geben.
Erst als sich die Tür hinter Lisa geschlossen hatte, merkte Joel, dass sich seine Fingernägel in die Handflächen eingegraben hatten. In jeder Hand sah er vier rot unterlaufene, halbmondförmige schmerzhafte Abdrücke.
Doch sie taten lange nicht so weh wie sein Herz.
Vom Kopf wusste er, dass er das Richtige getan hatte. Es war besser, die Sache gleich zu beenden, ehe es zu kompliziert wurde.
Sein Herz jedoch sagte ihm, dass er gerade den größten Fehler seines Lebens begangen hatte. Und dass er es noch bereuen würde.
Lisa war so kühl und distanziert gewesen. Ganz anders als die erotische, lustvolle Frau, die sich ihm so bedingungslos hingegeben hatte, als er sie geküsst und berührt hatte.
Joel schloss die Augen. Daran durfte er auf keinen Fall mehr denken, sonst würde er noch verrückt werden.
„Larry Johnson, fünfundvierzig, akute Magenschmerzen, Fieber“, sagte Mark zu Lisa. „Wir haben ihn gerade aus einem Pub geholt. Im Krankenwagen hat er sich übergeben.“
Sie roch Larrys Fahne, hatte jedoch das Gefühl, dass dies nicht nur ein Fall von zu viel Alkohol war.
„Sorry“, meinte Larry. „Ich wollte euch keine Probleme machen. Ich hab bloß ein bisschen gefeiert, wegen meiner Beför…“ Das Wort endete in einem gequälten Stöhnen.
„Wo haben Sie Schmerzen?“, erkundigte sich Lisa.
„Fühlt sich an, als würde sich irgendwas in meinen Bauch bohren und aus dem Rücken wieder rauskommen“, antwortete er. „Im Liegen ist es noch schlimmer.“
„Aber es wird besser, wenn Sie sich vorbeugen?“, fragte sie.
„Ja.“ Er fröstelte. „Es waren doch nur ein paar Gläser Sekt. Und auch kein billiges Zeug. Davon sollte einem eigentlich nicht schlecht werden.“
„Hatten Sie so etwas schon mal, Mr. Johnson?“, wollte sie wissen.
„Nennen Sie mich Larry. Nein, ich hab noch nie solche Schmerzen gehabt.“ Plötzlich wurde er blass. „Das ist doch kein Herzinfarkt, oder?“
„So, wie Sie Ihre Schmerzen beschreiben, klingt es nicht danach“, erwiderte Lisa. „Vorsichtshalber werde ich allerdings ein EKG machen, sobald Ihre Schmerzen nachlassen und es Ihnen etwas besser geht.“ Als sie den Schockraum erreichten, lächelte sie Mark zu. „Danke für Ihre Hilfe.“
„Keine Ursache.“ Er verzog das Gesicht. „Jetzt muss ich den Krankenwagen sauber machen.“
„Tut mir echt leid, Kumpel.“ Larry zuckte zusammen. „Ich würde Ihnen ja anbieten, das selbst zu übernehmen, aber … Verdammt, tut das weh!“ Er stöhnte laut.
„Keine Sorge. Ich hab schon Schlimmeres erlebt“, sagte Mark. „Wenigstens haben Sie mich nicht auch noch beschimpft wie die meisten Betrunkenen. Bei Lisa sind Sie in guten Händen.“
Genau das brauchte sie jetzt: einen Patienten, der ihre volle Aufmerksamkeit verlangte. Damit ihr keine Zeit blieb, an einen gewissen Oberarzt zu denken, der nur ein paar Meter von ihr entfernt arbeitete. Der Mann, der sie abgewiesen hatte. Der behauptete, er hätte in seinem Leben keinen Platz für sie.
„Ich werde Sie jetzt untersuchen, Larry“, meinte sie. „Dafür müssen Sie sich allerdings hinlegen. Ich weiß, dass es wehtut, doch ich muss Sie gründlich abtasten. Danach gebe ich Ihnen was gegen die Schmerzen, versprochen.“
Wie sie bereits vermutet hatte, schien der Schmerz vom Oberbauch auszustrahlen. Außerdem war der Bauch leicht gebläht. Obwohl sich dies durch Larrys Übergewicht nur schwer feststellen ließ.
„Wie lange haben Sie diese Schmerzen schon?“, fragte Lisa.
„Seit ungefähr einer Stunde. Ich dachte, es wären Verdauungsstörungen. Die hab ich manchmal. Dann wurde es aber immer schlimmer.“
„Okay, ich lege Ihnen jetzt eine
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